BKNÄ: In der Schlüsselrolle

25.04.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Behand­lung von Krank­hei­ten bei nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten hält drin­gend benö­tigte Res­sour­cen in den Spi­tä­lern für COVID-19-Pati­en­ten frei. Ent­spre­chend sei der nie­der­ge­las­sene Bereich zu för­dern, sagt ÖÄK-Vize­prä­si­dent Johan­nes Steinhart.

„Ein leis­tungs­fä­hi­ger nie­der­ge­las­se­ner Ärz­te­be­reich hat gerade in Zei­ten von COVID-19 eine Schlüs­sel­rolle dabei, dass Spi­tä­ler nicht unnö­tig zusätz­lich belas­tet wer­den“, sagt Johan­nes Stein­hart, Obmann der Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte und Vize­prä­si­dent der ÖÄK. „Gerade jetzt ist es beson­ders wich­tig, dass zum Bei­spiel chro­ni­sche Erkran­kun­gen wie Dia­be­tes, Asthma, Blut­hoch­druck oder Schmer­zen in den Arzt­pra­xen behan­delt wer­den, bevor sie sich ver­schlech­tern und eine Ein­wei­sung des Pati­en­ten in ein Spi­tal bezie­hungs­weise eine Inten­siv­sta­tion erfor­der­lich wird.“ Die zahl­rei­chen schwer­wie­gen­den The­ra­pie­ver­läufe und lan­gen Auf­ent­hal­ten in Inten­siv­sta­tio­nen sind eine schwere Her­aus­for­de­rung für die inten­siv­me­di­zi­ni­schen Res­sour­cen. Erfor­der­lich ist eine kon­se­quente Ent­las­tung der Inten­siv­sta­tio­nen, um diese für COVID-19-Erkrankte ver­füg­bar zu halten.

Nie­der­ge­las­sene Ärzte schüt­zen auch vor gefähr­li­chen Kon­se­quen­zen von nicht nur im Inter­net gras­sie­ren­den Fake News zu Coro­na­vi­ren und COVID-19. „Diese ver­lei­ten zu gefähr­li­chem Ver­hal­ten, erschwe­ren die Ver­sor­gung und belas­ten in der Folge wie­derum unnö­tig Spi­tä­ler und Inten­siv­sta­tio­nen“, warnt Stein­hart. Viel­fach wird der­zeit zum Bei­spiel in sozia­len Medien emp­foh­len, bei eini­gen weit ver­brei­te­ten chro­ni­schen Krank­hei­ten die Medi­ka­mente abzu­set­zen, weil diese angeb­lich COVID-19 begüns­ti­gen. Medi­zi­ni­sche Fach­ge­sell­schaf­ten ver­nei­nen das und war­nen vor den m.glichen gefähr­li­chen Kon­se­quen­ten eines The­ra­pie­ab­bruchs etwa bei Blut­hoch­druck, Asthma oder ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen. Ver­brei­tete Fake News zu Coro­na­vi­ren kön­nen auch dazu bei­tra­gen, dass erste Sym­ptome baga­tel­li­siert wer­den, andere Men­schen unnö­ti­ger­weise infi­ziert wer­den und Pati­en­ten zu „The­ra­pien“ ohne jeg­li­che medi­zi­nisch-wis­sen­schaft­li­che Grund­lage wie star­kem Alko­hol­kon­sum oder spe­zi­el­len Mine­ra­lien-Sup­ple­men­tie­run­gen grei­fen. „Der behan­delnde nie­der­ge­las­sene Arzt spielt auch eine zen­trale Rolle als kom­pe­ten­ter Ansprech­part­ner und Aus­kunft­ge­ber wenn Pati­en­ten Fra­gen zu im Inter­net emp­foh­le­nen Dia­gnose und The­ra­pie­tipps haben: Damit sich der Pati­ent selbst schützt, sich seine Krank­heit nicht unnö­tig ver­schlech­tert oder aus­brei­tet, und letzt­lich keine Inten­siv­bet­ten aus ver­meid­ba­ren Grün­den gebun­den wer­den“, so Steinhart.

Schutz ist prioritär

Umso wich­ti­ger sei es, den nie­der­ge­las­se­nen ärzt­li­chen Bereich sehr mas­siv zu unter­stüt­zen, for­dert Stein­hart: „Ärzte und ihre Teams müs­sen aus­rei­chend und ver­läss­lich mit Schutz­ma­te­rial, vor allem mit geeig­ne­ten Schutz­mas­ken ver­sorgt wer­den. Sie dür­fen kei­nem nicht ver­ant­wort­ba­ren Risiko aus­ge­setzt wer­den. Das sehen wir klar als Auf­gabe der öffent­li­chen Hand.“ Dass nie­der­ge­las­sene Ärz­tin­nen und Ärzte außer­dem über Corona-posi­tive Per­so­nen, aber auch nega­tive Test­ergeb­nisse in ihrem regio­na­len Ver­sor­gungs­ge­biet infor­miert wer­den, sei unbe­dingt not­wen­dig, um die Ärz­te­schaft, aber auch deren Pati­en­ten vor Infek­tio­nen zu schützen.

„Der Schutz von Ärz­ten und ihren Teams ist prio­ri­tär“, so Stein­hart. „Es muss alles unter­nom­men wer­den, dass Ordi­na­ti­ons-Teams nicht infi­ziert wer­den, damit m.glichst viele Pati­en­ten im nie­der­ge­las­se­nen Bereich betreut wer­den kön­nen, und Spi­tä­ler und ihre Inten­siv­sta­tio­nen nicht unnö­ti­ger Weise zusätz­lich belas­tet wer­den.“ Ein wei­te­rer, emi­nent wich­ti­ger Gesichts­punkt betrifft die finan­zi­elle Absi­che­rung: „Die nie­der­ge­las­se­nen Ärzte haben es sich gerade wegen ihres groß­ar­ti­gen Ein­sat­zes zur Auf­recht­erhal­tung der Basis­ver­sor­gung nicht ver­dient, wirt­schaft­lich im Regen ste­hen gelas­sen zu wer­den“, sagt Stein­hart. Nicht nur die Wirt­schaft, auch die Ärz­te­schaft müsse auf­ge­fan­gen wer­den. Es sei auch im Inter­esse der Bevöl­ke­rung drin­gend gebo­ten, dass Ordi­na­tio­nen wirt­schaft­lich unter­stützt wer­den, damit jetzt und auch in der Zeit nach der Krise die extra­mu­rale Ver­sor­gung sta­bil gehal­ten wer­den kann. Stein­hart: „Dafür bedarf es aus­rei­chen­der Mit­tel zur Siche­rung der ärzt­li­chen Versorgungsinfrastruktur.“ 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 8 /​25.04.2020