CIRSmedical: Insulin-Wirkung bei Wärme

25.03.2019 | Service


Die vermeintliche Unwirksamkeit von Insulin bei einem Patienten konnte rasch geklärt werden: Ursache war die Lagerung einer angebrochenen Flasche bei Zimmertemperatur – bei Außentemperaturen von über 30 Grad Celsius.

Im Routinebetrieb eines Krankenhauses wird an einem Wochenende ein Patient mit Insulin-abhängigem Diabetes mellitus Typ 2 von der Intensivstation übernommen. Über den Tagesverlauf stiegen die Blutzuckerwerte – trotz wiederholter und immer höher dosierter Insulingabe (s.c.) – stetig an. Es wird der Entschluss gefasst, über den noch liegenden ZVK einen Inulin-Bypass zu starten. Der Blutzucker steigt allerdings selbst bei einer Flussrate von 7ml/h weiterhin an (ca 600mg/dl). Eine Fehlfunktion des ZVK konnte ausgeschlossen werden, da der Patient über den Tag > zwei Liter parenterale Flüssigkeitssubstitution über den Zugang erhielt und im C/P weder eine Fehllage noch ein Paravasat abzubilden war. In den vorangegangenen Sommertagen vor diesem Ereignis herrschten im Freien tagsüber über 30 Grad Celcius. Da die Station über keine Klimaanlage verfügte, hatte es in den Räumlichkeiten auch nachts stets über 25 Grad. Der meldende Arzt mit mehreren Jahren Berufserfahrung gab an, dass laut Hersteller die Lagerung von angebrochenen Flaschen Humaninsulin ungekühlt möglich ist, jedoch nur bis 25 Grad. Da die bisherige Insulingabe aus einer bereits angebrochenen und nicht gekühlt gelagerten Flasche stammte, wurde schließlich die alte Flasche verworfen und eine neue Flasche, die bisher gekühlt gelagert wurde, angebrochen. Dies führte dazu, dass der Blutzuckerspiegel des Patienten stetig fiel. Der Patient kam durch das Ereignis nicht zu Schaden.

Feedback des CIRS-Teams/Fachkommentar

Lösungsvorschläge bzw. Fallanalyse
Sobald eine vermeintliche „Unwirksamkeit“ von Insulin festgestellt wird, müssen sowohl alle Applikationsarten als auch das Insulin selbst kontrolliert werden und ein neues, korrekt gelagertes Gebinde gebraucht werden. Die Temperaturempfindlichkeit von Insulin sollte durchaus bekannt sein.
Experten des BIQG

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2019