Tag der Allgemeinmedizin: Junge Kollegen im Fokus

10.09.2019 | Politik


Unter dem Motto „Allgemeinmedizin im Wandel – Hausarzt heute und morgen“ stehen heuer auf Einladung der ÖÄK gemeinsam mit der ÖGAM am 25.9. in Salzburg Themen im Vordergrund, die vor allem die jungen Kollegen ansprechen: „Von der Universität in die Ausbildung“, „Postpromotionelle Ausbildung“ sowie „Hier & jetzt: berufliche Realität“.

Hannelore Nöbauer

Der diesjährige „Tag der Allgemeinmedizin“ soll das gesamte Spektrum der Allgemeinmedizin beleuchten, wie Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin und approbierte Ärztinnen und Ärzte der ÖÄK, betont. Der Themenbogen spannt sich von der Universität über die Ausbildung bis hin zu Praxisberichten aus der beruflichen Realität. „Wir wollen etwaige Probleme in den entsprechenden Ausbildungsabschnitten während des Studiums sowie in der Turnusausbildung aufrollen. Auch Lehrpraktikanten und Lehrpraxisinhaber sind eingeladen, Stellung zu den Vor- und Nachteilen der Ausbildung zu nehmen.“

Interaktion im Mittelpunkt

Nach kurzen Impulsreferaten wird der Schwerpunkt der Veranstaltung auf der intensiven Interaktion mit dem Publikum liegen. „Wir wollen wissen, was den jungen Kollegen am Herzen liegt, welche Probleme, Sorgen, Ängste und Wünsche sie haben und mögliche Lösungen gemeinsam erarbeiten.“ Nach Kurzreferaten werden moderierte Diskussionen am Podium und mit dem Auditorium stattfinden.

Die Veranstaltung startet mit einem Impulsreferat von Univ. Prof. Kathryn Hoffmann vom Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Der erste Themenblock mit dem Titel „Von der Universität in die Ausbildung“ beginnt mit einem Vortrag von Univ. Prof. Maria Flamm vom Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin an der PMU, bei dem es vor allem um die Turnusausbildung geht. Ein Student wird Einblick in die Erfahrungen aus seinem Klinisch-Praktischen Jahr (KPJ) geben. Beim Themenkreis „Postpromotionelle Ausbildung“ wird u.a. ein Turnusarzt über seine Ausbildung berichten und warum er sich für die Allgemeinmedizin entschieden hat. Ergänzt wird dies durch einen Einblick in eine Lehrpraxis und die Ausbildung aus Sicht des Ärztlichen Direktors der Uniklinik Salzburg. Im zweiten Block der Veranstaltung steht „Die berufliche Realität im Hier und Jetzt“ im Vordergrund. Wutscher dazu: „Erfahrene Kollegen wie etwa der langjährige Allgemeinmediziner und Präsident der Ärztekammer für Tirol Artur Wechselberger werden aufzeigen, dass die Arbeit als Allgemeinmediziner nicht nur wie oft kolportiert aus Mühsal und Bürokratie besteht, sondern wunderbare Seiten hat, die die gesamte Palette der Familienmedizin abbilden. Die Lebensqualität eines Allgemeinmediziners ist heutzutage durch neue Zusammenarbeitsformen, reformierte Bereitschaftsdienste und anderes sicher wesentlich besser als noch vor vielen Jahren.“ Und eines müsse klar dargestellt werden, so Wutscher: „Wir sind als Allgemeinmediziner immer der Best point of service, indem wir die Patienten vom Säugling bis zum hohen Alter im Gesundheitssystem führen und begleiten.“

Auch die mittlerweile vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeitsformen als Allgemeinmediziner sollen erörtert werden: die klassische Einzelpraxis, das Job Sharing, Gruppenpraxen usw. „Kurz gestreift wird außerdem die Frage, ob die von der Politik so präferierten Primärversorgungseinheiten unsere Arbeit in den Praxen beeinflussen oder verändern“, so Wutscher. Zu guter Letzt müsse auch der unternehmerische Aspekt der Tätigkeit als Allgemeinmediziner betont werden: „Wir müssen wirtschaftlich denken, und auch dafür ist eine gute Vorbereitung notwendig.“

Vielfalt ist begeisternd

Allgemeinmedizinerin Reingard Glehr wird über ihre Erfahrungen aus der täglichen Realität berichten. Sie hat mit Oktober 2018 die Kassen-Ordination ihres Vaters in Hartberg übernommen und arbeitet in einem Hausärzte-Netzwerk zusammen mit vier anderen Allgemeinmedizinern. Alle haben Kassenstellen und sind wirtschaftlich eigenständig. Die Ordinationszeiten sind abgestimmt; die fünf Ärztinnen und Ärzte vertreten einander. Geöffnet ist täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen. Glehr: „Die Vielfalt in der allgemeinmedizinischen Praxis begeistert mich täglich. Medizinisch fordernde Konsultationen wechseln sich mit Routinetätigkeiten ab. Gespräche, die emotional viel Kraft abverlangen, werden von leichteren, schönen Begegnungen abgelöst.“

Neben der Möglichkeit, Arbeitsumfeld, Ordinationsteam selbst zu gestalten sowie der flexiblen Zeiteinteilung – unter Beachtung von Dringlichkeiten – zählt besonders Kontinuität und die damit einhergehenden Beziehungen zu den Patienten als große Vorteile der Niederlassung. „Es ist auch Sinn gebend, Verantwortung in einer Gemeinschaft zu übernehmen und erfüllend, Vertrauen zugesprochen zu bekommen“, führt Glehr weiter aus. Für die vielen unterschiedlichen Problemstellungen bestmögliche Lösungen zu finden, sei eine immer neue Herausforderung. Außerdem sei durch das direkte Feedback von Patienten und durch langzeitig erlebte Krankheitsverläufe eine stetige Weiterentwicklung möglich.

Vorteile durch Vernetzung

Durch die zunehmende Vernetzung mit allgemeinmedizinischen Kollegen und anderen Gesundheitsberufen könnten Verantwortlichkeiten und Erreichbarkeit besser geteilt werden, eine qualitätsvolle Versorgung gemeinsam gewährleistet werden. Glehr: „Das Wissen um die hohe Kollegialität und gegenseitige Unterstützung im Hartberger Hausärztenetzwerk, von dem ich seit Oktober 2018 Teil sein darf, hat mir den Schritt in die eigene Praxis erleichtert.“ Durch regelmäßigen Austausch und Treffen sowie auch den Transfer wichtiger Patientendaten im Vertretungsfall über eine gemeinsame Computerplattform funktioniere die Kommunikation untereinander gut. „Derzeit arbeiten wir gemeinsam mit entsprechenden Experten an Erleichterungen für die interprofessionelle Kommunikation mit anderen Gesundheitsberufen und Institutionen unseres Netzwerkes.“

Einen Mentor zu haben, der einem bei Anfangsschwierigkeiten vor und nach der Ordinationsgründung zur Seite steht, war – so Glehr – ein großer Vorteil. „In meinem Fall war dies mein Vater, der durch seine stetige Begeisterung von der Allgemeinmedizin auch meine früh geweckt hat. Aber auch die Impulse vieler seiner und später auch meiner Kollegen und allgemeinmedizinischer Freunde waren wichtig.“


Tag der Allgemeinmedizin – die Details

Allgemeinmedizin im Wandel: Hausarzt heute und morgen
25. September 2019, 13:30h – 18:30h 
Ärztekammer für Salzburg
Die Teilnahme ist kostenlos; um Anmeldung wird gebeten:
tagderallgemeinmedizin@aerztekammer.at
Die Veranstaltung ist mit 4 DFP-Punkten approbiert.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2019