Politische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

10.06.2019 | Politik


Unterstützung für Klimaschutz

Der Vorstand der Ärztekammer für Wien hat beschlossen, die Klimaschutz-Initiative FridaysForFuture (FFF) zu unterstützen, da die Auswirkungen der Klimakrise mittlerweile auch im Gesundheitsbereich deutlich spürbar seien. So breiteten sich mittlerweile Krankheitserreger in Mitteleuropa aus, die es zuvor in diesen Breiten nicht gegeben hat. Außerdem sterben bereits mehr Österreicher infolge von Hitze als bei Verkehrsunfällen. FridaysForFuture Austria ist Teil der weltweit vernetzten Klimaschutz-Initiativen von Studierenden und Schülern

Neuerlicher Vorstoß für Rauchverbot in der Gastronomie

Nach dem Scheitern der Regierungskoalition fordert die Ärztekammer für Wien in einer Resolution das Parlament auf, das Rauchverbot umgehend wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Man würde damit im Sinne von 881.692 Bürgerinnen und Bürgern handeln, die 2018 das „Don’t smoke“-Volksbegehren unterzeichnet hatten. NEOS und Liste JETZT brachten kürzlich entsprechende Anträge im Parlament ein, die die Streichung jener Passagen im Tabak- und Nichtraucherschutzgesetz verlangen, mit denen das Rauchen in bestimmten Bereichen wieder erlaubt worden war.

300-fach überschritten wurden die Grenzwerte für Antibiotika-Rückstände in einer Wasserprobe aus Bangladesch. Eine Studie der Universität York hatte 711 Wasserproben aus 72 Ländern auf Reste von 14 häufig eingesetzten Antibiotika getestet. Am häufigsten wurden die Grenzwerte in Asien und Afrika überschritten. Überhöhte Ciprofloxacin-Werte wurden an 51 Messstellen festgestellt. Die höchste Überschreitung in Europa wurde in Österreich gemessen.

Türkei verhängt Haftstrafen für Ärzte

Der Weltärztebund (WMA) und die Europäische Ärztevereinigung (CPME) machten in einem Brief an die EU kürzlich darauf aufmerksam, dass Spitzenvertreter des türkischen Ärzteverbands von einem Gericht in Ankara zu Haftstrafen von je 20 Monaten verurteilt wurden. Den Ärzten werden der „Terror-Propaganda“ durch die Veröffentlichung von Presseaussendungen aus den Jahren 2016 und 2018 beschuldigt. So hatten sie etwa in einer Erklärung Krieg als „öffentliches Gesundheitsproblem“ bezeichnet. WMA und CPME hoffen auf Unterstützung der EU und appellieren, Medizinethik und Menschenrechte zu respektieren.

Neu im ICD-11: Online-Spielsucht, Burnout und zwanghaftes Sexualverhalten

Mit Jänner 2022 wird laut WHO Burnout als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich behandelt wird“ in den ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) aufgenommen. Der Begriff Burnout bezieht sich laut WHO ausschließlich auf den beruflichen Zusammenhang und nicht auf andere Lebensbereiche und umfasst drei Dimensionen der Krankheit: ein Gefühl von Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Beruf sowie ein verringertes berufliches Leistungsvermögen. Ebenso wurden zwanghaftes Sexualverhalten sowie Video- oder Online-Spielsucht in den neuen ICD-11 aufgenommen. Dieser wurde erstmals seit 30 Jahren neu verfasst; er listet 55.000 Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen auf.

Algerien und Argentinien sind Malaria-frei

Laut WHO gelten Algerien und Argentinien als Malaria-frei. In Algerien sind seit 2013 keine heimischen Malaria-Fälle aufgetreten; in Argentinien seit 2010. Weltweit registrierte die WHO im Jahr 2017 etwa 435.000 Malaria-bedingte Todesfälle; in rund 60 Prozent waren Kinder unter fünf Jahren betroffen. Als Malaria-frei wird ein Land eingestuft, wenn mindestens drei Jahre lang keine neuen Infektionen festgestellt werden.

Spitäler: Länder gegen Zentralisierung

Die Gesetzgebung im Spitalsbereich gänzlich an den Bund abzugeben, komme für die Bundesländer nicht infrage, erklärte der Sprecher der Landeshauptleute-Konferenz, der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (VP), nach einer Sitzung der Landeshauptleute im Mai 2019. Eine Entflechtung und klare Zuordnung von Aufgaben werde man jedoch unterstützen.

WHO: China blockiert Teilnahme Taiwans

China hat nicht nur die Teilnahme Taiwans an der Weltgesundheitsversammlung in Genf blockiert, sondern auch die Zulassung taiwanesischer Journalisten verhindert. Da die kommunistische Führung die demokratische Inselrepublik Taiwan als Teil der Volksrepublik betrachtet, hatte Peking Druck auf die Organisatoren ausgeübt, um taiwanesische Regierungsbeamte und Reporter nicht zu akkreditieren.

Mississippi: Abtreibungsgesetz gestoppt

Ein US-Bundesrichter hat das strenge Abtreibungsgesetz des Bundesstaats Mississippi vorläufig gestoppt. Durch das Gesetz drohe eine „unmittelbare Verletzung der Frauenrechte“, so die Begründung. Mit der neuen Regelung sollten Abtreibungen ab dem ersten messbaren Herzschlag des Fötus – also nach der sechsten Schwangerschaftswoche – verboten werden. Ausnahmen waren lediglich bei medizinischen Komplikationen vorgesehen, bei Vergewaltigungen allerdings nicht.

Pakistan: Hunderte HIV-Fälle

Nachdem in der südpakistanischen Provinz Sindh Hunderte positive HIV-Tests – vor allem bei Kindern unter zwölf Jahren – registriert wurden, hat das Land um internationale Unterstützung gebeten. WHO und US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control) werden mit einheimischen Ärzten zusammenarbeiten, um die Ausbreitung zu kontrollieren. Die Ursache des Ausbruchs könnte darin liegen, dass infizierte Nadeln wiederverwendet werden.

Haut Spezial: Neurodermitis

Bis zu 20 Prozent aller Kinder leiden an Neurodermitis (atopischer Dermatitis). 60 Prozent aller Betroffenen entwickeln die Krankheit im ersten Lebensjahr, 90 Prozent bis zum fünften Lebensjahr. Die genetische Prädisposition gilt als wichtigster Risikofaktor: Wenn beide Elternteile betroffen sind, hat das Kind ein erhöhtes Risiko, an Neurodermitis zu erkranken. Der Leidensdruck durch die hartnäckigen Juckreiz-Attacken ist enorm. Außerdem kommt es – durch den Juckreiz bedingt – zu massiven Schlafstörungen, die bei Kindern auch Wachstumsstörungen zur Folge haben können.
In einer Aufklärungsoffensive widmen wir uns daher in den nächsten Wochen dem Thema „Neurodermitis im Kindes- und Jugendalter“. Dabei geht es um Möglichkeiten, wie Betroffene lernen, mit der Erkrankung umzugehen, ebenso wie Verhaltensempfehlungen und Informationen über therapeutische Möglichkeiten und aktuelle Entwicklungen.
In der „Österreichischen Ärztezeitung“ wird es dazu redaktionelle Schwerpunkte – u. a. einen „State of the Art-Artikel inklusive DFP-Literaturstudium“ – geben, ebenso Beiträge in „MEDIZIN populär“. In dieser Ausgabe der ÖÄZ bringen wir ein Dossier zum Thema „Neurodermitis bei Kindern“ >>.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2019