5. Turnusärztekongress Vorarlberg: Gemeinsam etwas bewegen

25.11.2019 | Politik


Rund 100 junge Ärztinnen und Ärzte aus ganz Österreich, Deutschland und Finnland waren 
Mitte November beim 5. Turnusärztekongress am LKH Feldkirch. Neben interaktiven Sessions und 
Workshops wurde im Rahmen des World Café erarbeitet, welche Rahmenbedingungen 
notwendig sind, damit Ausbildung gelingt.


Ein Highlight des diesjährigen Turnusärztekongresses war die interaktive Diskussion zum Thema „#WunschUndWirklichkeit“ im Rahmen der Kongresseröffnung. Das neue Format – World Café – ermöglicht es allen Teilnehmern, sich in den Dialog einzubringen. Der entscheidende Grund, warum diese Methode gewählt wurde, erklärt der Vertreter der Vorarlberger Turnusärzte und Teamleiter des Organisationskomitees des Turnusärztekongresses Michael Baier folgendermaßen: „Konzepte wie das World Café konnten heuer das bewährte Angebot an Workshops und Vorträgen ergänzen. Wir möchten wissen, was junge Ärzte bewegt, stärkt und motiviert. Denn sie sind unsere Zukunft. Durch das neue Format konnte der Turnusärztekongress seinen einzigartigen Platz in der Fortbildungslandschaft behaupten.“ Am World Café teilgenommen haben Vertreter der Ärztekammer, der Landeskrankenhäuser sowie Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft. Ziel war es, Lösungen für die Anliegen der Jungmedziner zu erarbeiten. Auch Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher beteiligte sich an der Diskussion und betonte die Wichtigkeit, ein offenes Ohr zu haben: „Ich bin total stolz auf unsere Turnusärzte. Das hohe Engagement für die Organisation und die Umsetzung schätze ich sehr. Besonders wichtig finde ich, dass sie für sich selbst sprechen und sagen, was ihre Bedürfnisse sind. So können sie die Rahmenbedingungen mitgestalten.“ Dass sich Vorarlberg glücklich schätzen könne, dass Medizinerinnen und Mediziner in Ausbildung bereits zum fünften Mal den Turnusärztekongress organisiert hätten, betonte Gerald Fleisch, Direktor der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft. „Diese großartige Eigeninitiative von motivierten Ärztinnen und Ärzten für ihre Kolleginnen und Kollegen erfüllt uns mit Stolz: Mit dieser engagierten Medizinergeneration dürfen die Vorarlberger Landeskrankenhäuser auf eine positive Zukunft bauen.“

Im Rahmen des World Cafés wurden den Teilnehmern unterschiedliche Fragen zu den Themenschwerpunkten Ausbildung und Identität gestellt und in den neun Arbeitsgruppen diskutiert. Als Kernthemen erwiesen sich bei der Präsentation der Ergebnisse die zwischenmenschlichen Beziehungen zu den Arbeitskollegen sowie die Zeit für die Beziehungspflege. Dabei sollte nicht nur der fachliche, sondern auch ein persönlicher Austausch stattfinden. Die ehrliche Kommunikation und die Frage „Wie geht man miteinander um?“ stehen dabei im Mittelpunkt. Dazu gehört auch eine offene Fehlerkultur: Fehler eingestehen zu können und von den Auszubildenden ein konstruktives und wertfreies Feedback zu erhalten. Denn nur so ist es möglich, auch die Patienten optimal zu behandeln. Neben den sozialen Aspekten spielen auch Abläufe, Strukturen und Prozesse im Rahmen der Ausbildung für die Turnusärztinnen und Turnusärzte eine entscheidende Rolle. Eigeninitiative und Enthusiasmus für die Ausbildung werden groß geschrieben –  sowohl seitens der Auszubildenden als auch der Ausbildenden. Konkret bedeutet das: Der Ausbildner nimmt sich ausreichend Zeit für die Jungärzte – und „lebt“ das Ausbildungskonzept. Ein weiterer Punkt: klare Ausbildungsstrukturen im Krankenhaus sind notwendig. So wurde etwa die Forderung nach einem übergeordneten Ausbildungsverantwortlichen für Allgemeinmedizin im Krankenhaus gestellt. In den Vorarlberger Landeskrankenhäusern ist ein Ausbildungsverantwortlicher für alle Fachrichtungen bereits bestellt. „Viele Themen sind bereits in Bearbeitung. Jedoch ist es schön, diese von vielen Seiten zu hören sowie mit Beispielen untermauert zu sehen. Ich bin begeistert, dass die jungen Ärzte so viel Eigenmotivation einbringen. Wir müssen selbst motiviert sein, um etwas zu lernen, aber dann dürfen wir gewisse Dinge auch einfordern“, so das Resümee von Michael Baier.

Die Jungärzte konnten auch dieses Jahr wieder aus einem breiten Angebot an Workshops wählen. Insgesamt 50 Experten aus Vorarlberg, Tirol, der Steiermark und Deutschland haben den Kongress mit ihrer Expertise und ihren Erfahrungen unterstützt. In Kleingruppen vermittelten sie etwa Wissen zum Wundverschluss und den Knoten, alles Notwendige im Hinblick auf Diagnose und Therapie rund um das Thema „Schwindel“. Im Workshop Intermediate Life Support wiederum wurde das schnelle und richtige Handeln bei einem Notfall trainiert.

Blick in die Zukunft

Im Jahr 2014 wurde der Turnusärztekongress ins Leben gerufen – inzwischen ist die Fortbildungsveranstaltung über die Grenzen Österreichs bekannt und jedes Jahr ein voller Erfolg. „Der TÄK ging in die fünfte Runde! Es ist schön zu sehen, was wir wieder gemeinsam auf die Beine gestellt haben und welche Resonanz unser Kongress hat: Die Anmeldezahlen steigen jedes Jahr, die Workshops sind einige Wochen vor dem Kongress fast ausgebucht. Die erfahrenen Kollegen stellen sich gerne als Vortragende zu Verfügung und die Kollegen in Ausbildung sind motiviert, den Kongress zu organisieren“, sagt Patrick Clemens, Facharzt für Radioonkologie und Strahlentherapie im Lan-deskrankenhaus Feldkirch und Gründer des Turnusärztekongresses. Für das großartige Engagement der Jungärztinnen und Jungärzte bedankte sich auch Michael Jonas, Präsident der Ärztekammer Vorarlberg: „Es freut mich sehr, diesen Kongress zu unterstützen und ich kann das Team rund um den Turnusärztekongress nur loben. Ein ganz wesenlicher Punkt der ärztlichen Standesvertretung ist, dass Ärzte selbstständig Entscheidungen treffen lernen, um zu einem guten medizinischen Ergebnis zu kommen. Dieser Kongress ist extrem wichtig, da die Themen, die hier behandelt werden, für die Turnusärzte in Zukunft sehr hilfreich sein werden.“ (red)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2019