Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.03.2019 | Medizin


Abwasseranalysen: Cannabis und Kokain häufig

Pro Tag werden rund sechs bis 15 Gramm Drogen pro 1.000 Einwohner konsumiert. Das haben Abwasseranalysen der fünf Kläranlagen Innsbruck, Hall-Wattens, Hofsteig, Millstättersee und Bozen im Zuge des von der Gerichtsmedizin Innsbruck organisierten Teils der SCORE 2018 Studie ergeben. Mehr als 90 Prozent der Drogen entfallen auf THC und zwischen vier und acht Prozent auf Kokain. Amphetamin, MDMA und Methamphetamin machten in den Abwässern der insgesamt 70 Gemeinden mit rund 514.000 Einwohnern weniger als ein Prozent der nachgewiesenen Drogenmenge aus. Dazu Assoz. Prof. Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin der MedUni Innsbruck, der die Untersuchungen federführend geleitet hat: „Die Abwasserdaten lassen vermuten, dass ein gewisser Anteil der Bevölkerung regelmäßig Drogen konsumiert.“ Eine auf diesen Daten basierende Schätzung ergibt einen Schwarzmarktwert von zehn bis 100 Millionen Euro pro Region; österreichweit von weit mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr. Aus der Analyse der tagesspezifischen Proben zeigt sich, dass am Wochenende ein höherer Drogenkonsum zu verzeichnen ist. In den vergangenen Jahren wurde das Innsbrucker Abwasser an mehr als 200 Tagen untersucht. Hier hat sich innerhalb von zwei Jahren die im Abwasser nachweisbare Menge an Kokain etwa verdoppelt.
MedUni Innsbruck

Forschung an universellem Influenzaimpfstoff

Als „Heiligen Gral“ bezeichnet der WHO-Koordinator für Impfstoffe, Martin Friede, einen universellen Influenzaimpfstoff. Bislang wird der Impfstoff jährlich auf die jeweils kursierenden Virenstämme abgestimmt. Das macht nicht nur die Produktion aufwändig, sondern führt auch dazu, dass mitunter andere Stämme kursieren als im Impfstoff enthalten sind. „Es gab aber in letzter Zeit einen gewaltigen Anstieg an Forschungsmitteln und an internationalen Gruppen, die daran arbeiten“, zeigt sich Friede im Hinblick auf einen universellen Influenzaimpfstoff zuversichtlich. Anfang März dieses Jahres hat die WHO eine neue Influenza-Strategie veröffentlicht. Ziel ist es, in allen Ländern eine bessere Überwachung zu schaffen, falls sich ein Influenza-Ausbruch anbahnt und den Ländern zu helfen, dann schneller reagieren zu können.
APA

19 Prozent der Personen mit einer Herzerkrankung gaben an, weiter zu rauchen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter um Kornelia Kotseva vom Imperial College London im Zuge der Euroaspire-Studie. Dabei wurden mehr als 8.200 Herzpatienten aus 27 Ländern befragt. Weitere Ergebnisse: 82 Prozent waren übergewichtig, 34 Prozent machten zu wenig Bewegung.
APA/European Journal of Preventive Cardiology

Adipöse Schwangere: Verhaltensänderung wirkt

Forscher gehen davon aus, dass sich beim Gestationsdiabetes auch der Stoffwechsel des Kindes an die erhöhten Blutzuckerwerte anpasst und der Körper mit einer verstärkten Insulinproduktion reagiert. Es gäbe Hinweise, dass diese Kinder im Lauf ihres Lebens häufig übergewichtig werden und an Diabetes mellitus erkranken, erklärt Prof. Mireille van Poppel vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Graz. Im Rahmen einer multizentrischen Studie, an der neun Länder teilnahmen, wurden 440 Frauen mit einem BMI über 29 im Rahmen des Projekts „DALI“ während der Schwangerschaft begleitet. Ein Teil von ihnen erhielt Ernährungsberatung; ein Teil wurde zu körperlicher Aktivität animiert, eine Gruppe wurde zu beiden Maßnahmen aktiviert. „Unsere Untersuchung konnte erstmals zeigen, dass eine Verhaltensänderung während der Schwangerschaft die Fettleibigkeit der Neugeborenen verringert“, fasst van Poppel zusammen. Auch war der Fettanteil der Babys, deren Mütter in der Freizeit weniger als zwölf Stunden pro Woche am Sessel oder Sofa verbrachten, um rund neun Prozent geringer.
APA/Diabetologica

M. Wilson: Genmutation als Leberschutz

Ein Team von Wissenschaftern um Univ. Prof. Peter Ferenci von der Medizinischen Universität Wien hat entdeckt, dass eine Genmutation, die vor einer Fettleber schützt, auch für eine bessere Prognose bei M. Wilson verantwortlich ist. Das kürzlich identifizierte Gen HSD17B13 spielt eine wichtige Rolle beim Vitamin A-Stoffwechsel; die Genmutation wurde bei jedem vierten Betroffenen festgestellt. Fehlt sie, hat der Betroffene eine schlechtere Prognose. In Folgestudien soll nun geklärt werden, ob Personen, die an M. Wilson leiden, von einer Vitamin A-Gabe profitieren.
APA

Mammakarzinom: Stress fördert Bildung von Metastasen

Mit der Rolle der Stresshormone beim Fortschreiten eines Mammakarzinoms haben sich Forscher um Mohamed Bentires-Alj von der Universität Basel befasst. Dabei konzentrierten sie sich im Mausmodell auf den triple negativen Brustkrebs, der gegen Standardtherapien unempfindlich ist. Die Wissenschafter stellten fest, dass die Metastasen mehr Glukokortikoid-Rezeptoren produzieren, die Stresshormone binden. Darüber hinaus wurden bei Mäusen, die Metastasen hatten, höhere Konzentrationen von Stresshormonen registriert als bei Mäusen ohne Metastasen. Ebenso zeigte sich, dass erhöhte Mengen an Stresshormonen die Glukokortikoid-Rezeptoren aktivieren und zur verstärkten Metastasenbildung sowie Heterogenität der Karzinomzellen führen. Die Blockade der Glukokortikoidrezeptoren könnte ein vielversprechender Ansatz für die Entwicklung von neuen Therapien sein, mit denen die Metastasenbildung bei Brustkrebs verhindert werden kann.
APA/Nature

Transorale Schilddrüsen-OP

Philipp Riss und Christian Scheuba von der Universitätklinik für Chirurgie am AKH Wien haben sich beim Erfinder dieser Operationsmethode in Bangkok vertraut gemacht und bieten diesen minimal-invasiven Eingriff nun auch in Österreich an. Dabei werden im Gegensatz zum mehreren Zentimeter langen Kocher’schen Kragenschnitt an der Innenseite der Unterlippe die Schnitte gesetzt, die nur wenige Millimeter lang sind. Die Schilddrüse wird dann mittels Kameramethode entfernt. Philipp Riss: „Wichtig ist, dass die Operationen mit den gleichen hohen Qualitätsstandards wie bei der konventionellen offenen Chirurgie durchgeführt werden“. Dies erfolgt im Rahmen von EUROCRINE, einer Gesellschaft, bei der Chirurgen im Rahmen eines Europa-weiten Qualitätssicherungsprojektes ihre Komplikationsraten in Echtzeit mit denen von anderen Zentren vergleichen und gegensteuern können, falls Problemfelder erkannt werden. Im September 2019 bietet das Team vom AKH Wien den ersten OP-Kurs im deutschsprachigen Raum an.
MedUni Wien

Das Verlagshaus der Ärzte stellt aktuell das Thema „Darm“ in den Mittelpunkt. In dieser Ausgabe der ÖÄZ: ein State of the Art-Artikel zu „Helicobacter pylori“ sowie ein Beitrag zu „CED bei Kindern“. Weitere Beiträge gibt es auch in MEDIZIN populär und im Journal für Ernährungsmedizin (JEM).

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2019