8. Tag. der Gesundheitsberufe: Patienteninteresse und Qualitätssicherung

10.05.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


Wie wird die Digitalisierung das Gesundheitswesen verändern? Bringt sie unliebsame und gefährliche Konkurrenz oder ist sie eine dringend benötigte Unterstützung in der Versorgung der Zukunft? Der 8. Tag der Gesundheitsberufe beschäftigte sich mit einem Thema, das durch Aktualität und Brisanz bestach.

Sascha Bunda

Nur wenige Fragen waren wohl für den Verlauf der Menschheitsgeschichte von so zentraler Bedeutung wie diejenige nach „Freund oder Feind?“. Sie stand auch am Beginn des 8. Tages der Gesundheitsberufe Mitte April in Wien, der sich dem Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen – Konkurrenz oder Hilfe?“ widmete. Nachdem die verhinderte Bundesministerin Beate Hartinger-Klein fernmündlich zur Auswahl des Gegenstandes gratulierte, stellte auch der Salzburger Ärztekammer-Präsident Karl Forstner die Frage nach „Friend or Foe?“ ins Zentrum seiner Begrüßung. „Die Technologie hat es in sich, die Welt fundamental zu verändern“, stellte Forstner klar. Die Veränderung werde global sein, nicht an nationalen und auch nicht an multinationalen Grenzen Halt machen. „Wir stehen bereits in dieser Entwicklung – sie wird nur viel schneller“, meinte Forstner. Es gehe darum, sich in Zeiten des Wandels zu erinnern, was Bestand haben wird.

Status der Telemedizin

In ihrer Keynote bot Christiane Brockes, CEO der Schweizer alcare AG und Professorin an der Universität Zürich zum Thema „Klinische Telemedizin/E-Health“ einen Streifzug durch Ursprünge und Status der Telemedizin. Brockes, die lange Zeit in der Inneren Medizin, Kardiologie und Notfallmedizin tätig war und seit 20 Jahren im E-Health-Bereich und in der telemedizinischen Beratung für medizinische Laien aktiv ist, spannte den Bogen vom Urvater der medizinischen Telefonberatung im Jahr 1879, als eine Großmutter in den USA den Hausarzt anrief und ihr Enkelkind in den Telefonhörer husten ließ, bis zum aktuellen Modell des active assisted living in Verbindung mit telemedizinischen Dienstleistungen und Smart-Home Lösungen. „Patient Empowerment hat die Patienten von passiven Empfängern zu aktiven Teilnehmern in der Gesundheitsversorgung gemacht“. Patienten würden sich heutzutage viel mehr vorinformieren und ihre Recherchen ausgedruckt oder am iPhone in die Praxis mitbringen. Brockes Erfahrungen mit Telemedizin in der Schweiz und eine groß angelegte Umfrage unter Patienten ließen auf eine große Akzeptanz für Telemedizin schließen. Ihre Conclusio lautete: „Telemedizin und E-Health kann die medizinische persönliche Konsultation nicht ersetzen – aber sinnvoll und gewinnbringend ergänzen.“

Über die Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz von Artificial Intelligence referierte Ulrike Bechtold von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ging dabei unter anderem detailliert auf die schwierige Frage des Umgangs mit einer Computerdiagnose beziehungsweise der Verantwortung für eine solche ein. Auch Wolfgang Dorda von der FH St. Pölten beschäftigte sich mit einer Bestandsaufnahme und Prognose der Digitalisierung. Massive Auswirkungen hätte etwa die starke Zunahme von Datenmengen. „Aber weiterhin bleibt das Entscheidende: Ihr persönliches Wissen und Hausverstand“, schloss Dorda.

„Die digitale Welt braucht jetzt Regeln und kritische Reflexion“, meinte Universitätslektor und Ethik-Experte Andreas Klein bei seinem abschließenden Vortrag, an dessen Ende er die „Humane Digitalität“ postulierte.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2019