Standpunkt Thomas Szekeres: Der Worte sind genug gewechselt

25.09.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Stefan Seelig

Der Wahlkampf neigt sich seinem Ende entgegen. In den vergangenen Wochen haben wir von den wahlwerbenden Parteien ein wahres Feuerwerk der gesundheitspolitischen Ideen erlebt wie schon lange nicht mehr. Auch wenn man diese Äußerungen im Wahlkampfkontext eher cum grano salis aufnehmen muss, so scheint es doch, als werde das Problem des Ärztemangels nun endlich ernst genommen. Sehr spät, aber doch, muss man nach den jahrelangen Warnungen der Ärzteschaft konstatieren. An den Taten der kommenden Regierung wird man sehen, wie ernst es den Verantwortlichen damit tatsächlich ist.

Andere Ideen sind zwar gut gemeint, aber (noch) nicht realistisch. Die Verkürzung der Wartezeiten etwa ist ein hehres Ziel, niemand könnte etwas dagegen haben. Ein verpflichtendes Limit ist vor allem im ambulanten Bereich aber derzeit einfach nicht umsetzbar – man könnte genauso gut gesetzlich verbieten, krank zu werden. Erst wenn unsere Forderung nach österreichweit 1.300 zusätzlichen Kassenstellen erfüllt ist, können wir über eine Termingarantie sprechen.

Dafür wird es natürlich mehr Geld im Gesundheitssystem brauchen, viel mehr Geld – ein reiches Land wie Österreich muss sich das leisten können. Nur so können wir unser gutes Gesundheitssystem in einer Zukunft, die uns mehr Lebenserwartung und aufwändigere Therapien bringen wird, auf dem gewohnten und verdienten Niveau halten. Menschen, die jahrzehntelang Beiträge geleistet haben, müssen sich auch im Alter auf ein soziales Gesundheitssystem und qualitative Versorgung verlassen können.

Auch darum ist es so wichtig, dass die Ärztekammern als gleichberechtigte Partner in die Gesundheitsreform eingebunden werden. Die großen Herausforderungen der Zukunft bedürfen großer Visionen und eines zukunftsorientierten Modells für die Gesundheitsversorgung, am besten getragen von allen Parteien. Wir haben uns stets als verlässlicher und lösungsorientierter Partner präsentiert und werden uns weiter dafür einsetzen, dass sich die Ansicht durchsetzt, dass Ausgaben für unser Gesundheitssystem kein Budgetposten wie jeder andere sind, sondern Investitionen in die Zukunft.

Mit diesen Gedanken sollten wir am Sonntag von unserem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen. Denn: Wer wählt, schafft an.

a.o. Univ. Prof. Dr. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2019