Standpunkt Harald Mayer: Klar, aber konstruktiv

10.02.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

„Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.“ Es ist noch nicht lange her, dass der Weltärztebund im Genfer Gelöbnis diese Worte verankert und damit ein Zeichen gesetzt hat. Zum ersten Mal wurde hier festgeschrieben, dass sich Ärztinnen und Ärzte vor dem Hintergrund der steigenden Arbeitsbelastung auch um ihre eigene Gesundheit kümmern sollen.

Ärztinnen und Ärzte müssen über regelmäßige und ausreichend lange und kontinuierliche Ruhezeiten verfügen, damit sichergestellt ist, dass sie nicht wegen Übermüdung oder wegen eines unregelmäßigen Arbeitsrhythmus sich selbst, ihre Kollegen oder Patienten gefährden und weder kurzfristig noch langfristig ihre Gesundheit schädigen. Diese Überlegungen stehen für uns ganz klar über allen wirtschaftlichen Interessen.

Wir haben uns in den letzten Monaten und Jahren konsequent dafür eingesetzt, attraktivere und familienfreundlichere Arbeitsumstände für unsere Ärztinnen und Ärzte zu schaffen. Denn wir befinden uns in einem immer härter werdenden internationalen Wettbewerb um die jungen Menschen, die hier ihr Medizinstudium absolvieren. Viel zu viele Ärztinnen und Ärzte haben wir schon ans Ausland verloren, weil verabsäumt wurde, adäquate und moderne Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen.

Daher haben wir ganz klar und unmissverständlich unsere Bedenken geäußert, als Vorschläge zur Novellierung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes über eine mögliche Verkürzung der Ruhezeiten im Rahmen der Rufbereitschaften öffentlich wurden. Schließlich ist uns allen noch in Erinnerung, dass das KA-AZG erst 2014 zum Schutz der Ärztinnen und Ärzte und auch der Patientinnen und Patienten abgeändert wurde.

Gleichzeitig war es uns aber auch wichtig, als starker und konsensorientierter Partner unsere Expertise in den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern einzubringen. Entsprechend konstruktiv und positiv gestalteten sich daher die Gespräche, die wir mit dem Ministerium über das KA-AZG geführt haben. Dass unsere Bedenken und Argumente mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zur Kenntnis genommen wurden, stimmt uns zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine gute Lösung für Ärzte, Patienten und Arbeitgeber finden werden.

Dr. Harald Mayer
3. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2019