Stand­punkt Harald Mayer: Wartungsarbeiten

10.09.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Nie­mand war­tet gerne. Weder in Spi­tä­lern, noch in Ordi­na­tio­nen oder auch auf einen Aus­bil­dungs­platz. Den­noch ver­ge­hen im Schnitt 80 Tage zwi­schen Pro­mo­tion und Auf­nahme einer ärzt­li­chen Tätig­keit in Öster­reich. Es muss das Ange­bot vor­han­den sein, dass Medi­zi­ner rasch mit ihrer Arzt­aus­bil­dung begin­nen kön­nen. Ohne Steh­zei­ten. Denn mit die­sen ris­kie­ren wir vie­les: Ver­mehrte Abwan­de­run­gen ins kon­kur­rie­rende Aus­land, ver­zö­gerte Wei­ter­gabe von wert­vol­lem Wis­sen und Erfah­rung älte­rer Spi­tals­ärzte, deren Pen­sio­nie­rung näher rückt, Per­so­nal­not­stand in Spi­tä­lern. Jeder Tag, den ein Jung­me­di­zi­ner auf sei­nen Basis­aus­bil­dungs­platz war­tet, ist einer zu viel. Wir benö­ti­gen so rasch wie mög­lich gut aus­ge­bil­de­ten Nach­wuchs. Um das zu errei­chen, ist es uner­läss­lich, dass mehr Basis­aus­bil­dungs­stel­len geschaf­fen wer­den. Damit kann dem künst­lich her­ge­stell­ten Eng­pass in der Arzt­aus­bil­dung ein Ende gesetzt wer­den. Diese Stel­len sol­len nicht allein von Dienst­pos­ten abhän­gig sein, son­dern sich am Bedarf der Bevöl­ke­rung orientieren.

Das ist eine unse­rer For­de­run­gen als Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer, die wir in einem umfas­sen­den Maß­nah­men­ka­ta­log an poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger, Gesund­heits­re­fe­ren­ten und Par­teien ver­sen­det haben. Wir wis­sen noch nicht, wer in Zukunft Öster­reich regie­ren wird. Aber wir wis­sen: Es gibt einen drin­gen­den Hand­lungs­be­darf. Nicht nur in der Aus­bil­dung, ebenso in Hin­blick auf eine gezielte Pati­en­ten­steue­rung, eine Ent­las­tung der Spi­tals­am­bu­lan­zen und eine aus­rei­chende Per­so­nal­pla­nung. Natür­lich wäre es für die Poli­tik ein­fa­cher, wür­den Ärzte wie frü­her 60 Stun­den pro Woche arbei­ten und per­ma­nent ope­rie­ren – das ist aber nicht im Sinne eines nach­hal­ti­gen Sys­tems mit einer best­mög­li­chen Pati­en­ten­ver­sor­gung. Und Pati­en­ten­schutz schließt eine Fließ­band­ab­fer­ti­gung aus. Daher muss das Kran­ken­an­stal­ten-Arbeits­zeit­ge­setz (KA-AZG) ein­ge­hal­ten wer­den – ohne wei­tere Änderungsdiskussionen.

Außer­dem müs­sen sowohl die Ärz­te­schaft als auch andere Gesund­heits­be­rufe vor Gewalt geschützt wer­den. Sei es durch bau­li­che Maß­nah­men, einem ver­schärf­ten Straf­recht oder auch Sicher­heits­per­so­nal in den Spi­tä­lern. Wie viel phy­si­scher und psy­chi­scher Gewalt Spi­tals­ärzte aus­ge­setzt sind, das erfra­gen wir in der bis 20. Sep­tem­ber lau­fen­den Spitalsärztebefragung.

Es gibt vie­les zu tun für die neue Regie­rung. Mögen rasch not­wen­dige War­tungs­ar­bei­ten umge­setzt wer­den. Wir müs­sen unser exzel­len­tes Gesund­heits­sys­tem beibehalten.

Dr. Harald Mayer
3. Vize-Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2019