Offene Kassenstellen: Lage hat sich verschärft

10.06.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


Die jüngsten Zahlen österreichweit offener Kassenstellen zeigen vor allem bei offenen Allgemeinmedizin-Stellen eine deutliche Zunahme. Für Johannes Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident und BKNÄ-Obmann, ist das die Bestätigung eines traurigen Trends.

Sascha Bunda

Der Mangel an Kassenärzten in Österreich hat sich weiter zugespitzt: 84 offene Kassenstellen für Allgemeinmedizin gab es österreichweit zum Ende des 1. Quartals 2019. Das geht aus einer aktuellen ÖÄK-Erhebung hervor. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sind das um 16 leerstehende Ordinationen mehr. Dazu kommen 65 offene Kassenstellen für Fachärzte. Frauenheilkunde (16 offene Stellen) und Kinder- und Jugendheilkunde (17 offene Stellen) sind dabei die Disziplinen, in denen am häufigsten Kassenärzte fehlen. Die Entwicklung betrifft nicht nur ländliche Regionen, sondern macht auch vor städtischen Gebieten nicht Halt. Auch Facharztstellen im urbanen Raum bleiben mittlerweile vakant.

Auch wenn es zuletzt aus Salzburg im zweiten Quartal wohl positive Signale gibt, der österreichweite Trend verursacht bei Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, höchste Besorgnis. „Wir haben in den letzten Jahren und Monaten immer wieder vor dieser Entwicklung gewarnt. Mittlerweile gibt es Kassenstellen, die bereits über 40-mal ausgeschrieben wurden. Der Nachwuchs bleibt aus, und die Pensionierungswelle wird die Lage in den kommenden Jahren weiter zuspitzen. Es gäbe hier also eine Menge an Investitionsbedarf. Stattdessen haben die Krankenkassen im vergangenen Jahr erneut lieber Überschüsse erwirtschaftet und ihre Rücklagen erhöht.“ Angesichts der immer weiter zunehmenden Krise sei das besonders unverständlich. „Es geht hier um nicht weniger als die Sicherstellung der künftigen medizinischen Versorgung der Bevölkerung“, sagt Steinhart.

Ebenso alarmiert zeigt sich Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin der Österreichischen Ärztekammer. „Ja, die Situation wird immer prekärer. Es ist dringend notwendig den Wert des Allgemeinmediziners zu erkennen. Die Wertschätzung zeigt sich beispielsweise auch in der dringend notwendigen Einführung des Facharztes für Allgemeinmedizin. Wir alle müssen dafür Sorge tragen, dass Jungmedizinerinnen und Jungmediziner wieder verstärkt den Weg in die Kassen-Allgemeinmedizin finden“, ruft Wutscher auf.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2019