Klinisch-Praktisches Jahr: Weichen für die Zukunft

25.11.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


Das KPJ während des Studiums ist als Schnittstelle zwischen theoretisch erlerntem Wissen und der
konkreten Anwendung maßgeblich für die spätere Wahl des medizinischen Schwerpunkts.

Sophie Niedenzu

Die zuletzt präsentierte Ausbildungsevaluierung der Österreichischen Ärztekammer bestätigt einmal mehr: Abteilungen, die auf eine praxisnahe Ausbildung setzen, werden mit Bestnoten in der Bewertung belohnt. Um möglichst rasch praktische Fähigkeiten zu erlernen, wurde vor mittlerweile fünf Jahren das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) für Medizinstudierende im sechsten Studienjahr österreichweit eingeführt – mit dem Ziel der aktiven Teilnahme am klinischen Alltag. „Das war ein wichtiger Schritt, denn es kann nie ein Zuviel an Patientenkontakten und Praxis geben“, sagt Karlheinz Kornhäusl, Obmann der Bundessektion Turnusärzte der ÖÄK. Damit würden zukünftige Ärztinnen und Ärzte bereits im Studium die erlernte Theorie in der Praxis anwenden. Bei einer ÖÄK-Umfrage in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) gaben knapp 60 Prozent an, mit den im KPJ vermittelten Inhalten sehr oder eher zufrieden zu sein. Knapp 18 Prozent beurteilten die Wissenserweiterung in der KPJ-Ausbildung als „Sehr gut“, weitere 31 Prozent mit „Gut“ und 37 Prozent mit „Befriedigend“. Das Ergebnis zeigt: Wie auch in der Ausbildungsevaluierung ist die Schwankungsbreite hoch.

Das berichtet auch Mona Rituper, die als Ärztin in Basisausbildung an den Salzburger Landeskliniken in Hallein arbeitet und voraussichtlich ab März mit der Ausbildung zur Allgemeinmedizin fortsetzen wird. „Das KPJ reicht von organisatorischen Aufgaben und reinem Zuschauen bis hin zu Abteilungen, die einen unter Aufsicht viel machen lassen und Studierenden Verantwortungen übertragen“, erzählt sie. Letzteres habe sie für den Beginn der Basisausbildung auch gut vorbereitet. Wichtig sei, Eigeninitiative in den Abteilungen zu zeigen und auch das Recht auf Ausbildung einzufordern. „Aber auch weniger spannende Basistätigkeiten müssen gemacht werden, hier ist es wie in vielen Lebensbereichen ein Geben und Nehmen“, sagt sie. Die Stärken und Schwächen des KPJs würden von der Bereitwilligkeit zum Lernen von Seiten der Studierenden und zum Lehren von Seiten der Abteilungen abhängen und lege die Weichen für die Zukunft. „Das KPJ ist entscheidend, für welches medizinische Fach man sich schlussendlich entscheidet“, ist sie überzeugt. Daher sei es notwendig, sich vorab über Abteilungen und ihren Ruf im Umgang mit KPJ-Studierenden zu informieren.

Fließender Übergang

Qualitätsfaktoren für eine gute Arztausbildung sind neben dem Bemühen um eine gute Ausbildung, Rotationsmöglichkeiten und Fortbildungen auch die Erreichbarkeit und Unterstützung der Stammmannschaft. Das sei auch für Studierende wichtig. „Dort, wo die Arztausbildung positiv wahrgenommen wird, gibt es auch eine fundierte Eingliederung der KPJ-Studenten“, erzählt Kornhäusl aus eigenen Erfahrungen. Die Übergänge vom KPJ zur postpromotionellen Arztausbildung, beginnend mit der neunmonatigen Basisausbildung, seien oft fließend: „Wir haben einen großen Teil von KPJ-Studierenden, die dann auch ihre Basisausbildung und dann die allgemeinmedizinische oder Facharzt-Ausbildung bei uns machen“, sagt er. Die gleiche Erfahrung hat auch Moritz Haugk, Leiter der Abteilung Notfallmedizin am Krankenhaus Hietzing (Interview siehe Seite 6) gemacht: „Der Nachwuchs rekrutiert sich quasi von selbst.“ In der aktuellen Ausbildungsevaluierung wurde seine Abteilung mit 1,0 in der allgemeinmedizinischen Ausbildung bewertet. KPJ-Studierende in der Notfallambulanz würden bei Patienten, die eingeliefert werden, mit einer Anamnese beginnen und dann im Teamwork mit einem erfahrenen Arzt mögliche Untersuchungen und Diagnose besprechen. Wichtig sei, dass nicht zu viele KPJ-Studierende gleichzeitig arbeiten, weil das gerade in der Notfallmedizin heikel sei: „Um eine optimale Betreuung zu gewährleisten, die naturgemäß personelle Ressourcen bindet, sollten nicht mehr als zwei KPJ-Studierende gleichzeitig anwesend sein“, sagt Haugk.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2019