Facharzt-Ausbildung: „Schweigen verbessert gar nichts“

25.05.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


Am 22. Mai hat die neue Phase der Evaluierung der Facharztausbildung begonnen. Nur eine hohe Beteiligung führt zu aussagekräftigen Ergebnissen und damit zu positiven Veränderungen, betont die Spitze der Bundeskurie der angestellten Ärzte.

Sascha Bunda

„Wer schweigt, stimmt zu“, lautet ein alter Aphorismus, der im Umkehrschluss bedeutet: Nur durch Rückmeldung und Feedback lassen sich Verbesserungen erreichen. Das gilt auch bei der Arztausbildung. „Die Ausbildungsevaluierung ist ein unverzichtbares Werkzeug, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und die notwendigen Maßnahmen einleiten zu können“, meint etwa Harald Penz, 2. Obmann-Stellvertreter der Bundeskurie angestellte Ärzte in der ÖÄK. Das Tool der Evaluierung könne dafür sorgen, dass bei Fehlentwicklungen schnellstmöglich gegengesteuert werden kann.

Während die Evaluierungen der Basisausbildung und der allgemeinärztlichen Ausbildung kontinuierlich erfolgen, gibt es für die 2015 erstmals evaluierte Facharzt-Ausbildung eine definierte Evaluierungsphase – diese hat am 22. Mai begonnen und läuft bis Ende Juni. Jeder Arzt, der sich in Ausbildung zum Facharzt befindet, erhält per E-Mail oder Brief einen individuellen Zugang zum Evaluierungsportal. Damit ist gewährleistet, dass eine Abteilung von einem Arzt nur einmal bewertet werden kann. Wer keine Einladung erhält, kann sich jederzeit an das Ärztliche Qualitätszentrum in Linz wenden.

Die Erhebung durch das Ärztliche Qualitätszentrum erfolgt österreichweit einheitlich. Der Fragenkatalog beschäftigt sich mit zahlreichen Aspekten rund um das Thema Ausbildung, etwa dem Ausbildungskonzept, den Ausbildungsverantwortlichen, den Rotationsmöglichkeiten, widmet sich aber auch Fragen bezüglich Auslastung, Arbeitszeit und Work-Life-Balance.

Die Akzeptanz der Evaluierung für die fachärztliche Ausbildung spiegelt erfreulicherweise die Wichtigkeit dieser Erhebung immer besser wider: Mit 1.977 Bewertungen im Jahr 2018 stieg die Beteiligung verglichen mit 2017 um 43 Prozent bzw. 594 Bewertungen Alleine in Wien konnten 282 zusätzliche Bewertungen verzeichnet werden. Diesen Trend gilt es beizubehalten, betont auch Harald Mayer, Vizepräsident der ÖÄK und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte: „Schweigen verbessert gar nichts.“ Die bevorstehenden Herausforderungen würden den Wert der Evaluierung nur noch stärker hervorstreichen. „Wenn der Großteil der ausbildenden Ärzte angibt, eigentlich keine Zeit für die Ausbildung zu haben, dann sollten die Alarmglocken schrillen. Wer sich die Altersstatistik anschaut, dem fällt sofort auf, dass sich dieses Problem in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen wird. Um dagegen anzukämpfen, brauchen wir natürlich die Rückmeldungen der Auszubildenden.“ Auch wenn die Krankenhausträger nicht immer angetan von den Ergebnissen seien, sei es eminent wichtig, die Verantwortlichen an die Wichtigkeit einer guten Ausbildung zu erinnern.

Jede Stimme ist wichtig

Auch Karlheinz Kornhäusl, Obmann-Stellvertreter der Bundeskurie angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte, stellt klar: „Wer seine Stimme nicht erhebt, wird nicht gehört werden. Je mehr Auszubildende an der Evaluierung teilnehmen, desto größer ist das Gewicht des Ergebnisses und desto mehr lässt sich dadurch verbessern.“ Die Qualität der Ausbildung müsse unbedingt gewährleistet sein, nicht nur, um den Standort Österreich attraktiv zu halten, sondern auch, um den Vorgang der Ausbildung sowohl für Ausbildner als auch für die Auszubildenden so angenehm, effizient und sinnvoll wie möglich zu gestalten. Die Beispiele der bestbewerteten Abteilungen (siehe nebenstehenden Bericht) könnten zeigen, was alles möglich ist.

2018 konnten im Rahmen der Evaluierung aus der Analyse aller Ausbildungsteile beispielsweise die Top-Faktoren ermittelt werden, die entscheidend für eine gute oder schlechte Bewertung der Ausbildung sind. Diese sind: die Umsetzung eines guten Ausbildungskonzepts, das Bemühen des Ausbildungsverantwortlichen um die Ausbildung sowie die Erreichbarkeit und Unterstützung durch die Stamm-Mannschaft. Hinzu kommen spezielle Faktoren in der Facharzt-Ausbildung wie gute Rahmenbedingungen für die Ausbildner, also ausreichend Zeit und Unterstützung durch die Leitung, oftmaliges Feedback und Evaluierungsgespräche nach ÄAO sowie die Vermittlung der Berücksichtigung von Leitlinien.

Die Ergebnisse der Evaluierung werden voraussichtlich im Oktober 2019 im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2019