Kurz und informativ

25.06.2018 | Themen


WHO: Mehr Geld für Betreuung von psychisch Kranken

Schätzungen der WHO zufolge erleidet jeder vierte Mensch in seinem Leben eine psychische Erkrankung: 300 Millionen Menschen erkranken pro Jahr an Depressionen, 800.000 begehen Suizid, stellt die WHO in ihrem 5. Atlas zur psychischen Gesundheit fest. „Wir müssen die Hilfe für diese Menschen massiv ausbauen“, erklärte Tarun Dua von der WHOFachabteilung für psychische Gesundheit in Genf. Die Pro-Kopf-Ausgaben pro Jahr für psychische Gesundheit waren in der WHO-Region Europa, die auch Tadschikistan, Weißrussland und die Türkei umfasst, mit 21,7 US-Dollar (18,59 Euro) am höchsten – im Vergleich zu weniger als zehn Cent (0,09 Euro) in der Region Afrika. Auch in Ländern mit hohen Einkommen müssten die Ausgaben aber deutlich erhöht werden, um allen Betroffenen gerecht zu werden. Durch den Arbeitsausfall von psychisch Kranken entgehen der Weltwirtschaft jedes Jahr eine Billion US-Dollar (860 Milliarden Euro).


EU will Antibiotika-Gebrauch einschränken

Wegen zunehmender Resistenzen gegen Antibiotika will das Europaparlament deren Gebrauch einschränken. Mitte Juni 2108 haben die Abgeordneten im Gesundheitsausschuss einen EU-Aktionsplan gegen resistente Keime beschlossen. „Schon heute sterben 25.000 Menschen in der EU jährlich an Infektionen, die auf multiresistente Keime zurückzuführen sind“, sagte die SPÖ-Europa-Abgeordnete Karin Kadenbach, die den Bericht erstellt hat. Ein Umdenken fordern die EU-Parlamentarier bei der Behandlung von Infektionen: Sowohl das „oft übereilte Verschreiben“ von Breitspektrum-Antibiotika als auch die „großen Nachfrage“ der Patienten bezeichnet Kadenbach als problematisch. Gegen eine Vielzahl von mikrobiellen Krankheitserregern gäbe es Impfstoffe; auch müsse der ausufernde Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht und Tierhaltung der Vergangenheit angehören.

Bei einer Fachkonferenz in der Botschaft der Tschechischen Republik haben kürzlich die Rettungsdienste von Tschechien und Österreich die Ergebnisse ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit vorgestellt. Anwesend waren unter anderem Radek Policar, Vizeminister des Gesundheitsministeriums der Tschechischen Republik; Ulrike Königsberger-Ludwig, niederösterreichische Landesrätin und Ivana Cervenkova, Botschafterin der Tschechischen Republik.

Bundeskonferenz Freie Berufe: Warnung vor Öffnung für Beteiligungen 

Vor der Öffnung der Freien Berufe für Mehrheitsbeteiligungen durch Kapitalgesellschaften, wie sie von der EU gefordert wird, warnt die Bundeskonferenz der Freien Berufe (BUKO). Angesichts der am 1. Juli beginnenden EU-Ratspräsidentschaft Österreichs appelliert BUKO-Präsident Franz Frühwirth an die Regierung, gegen den Druck der EU-Kommission in dieser Frage aufzutreten. In Deutschland beispielsweise habe sich die Kaffeeröster-Dynastie Jacobs in verschiedene Zahnarzt-Ordinationen eingekauft, berichtete Frühwirth. Er geht davon aus, dass der EuGH in ein bis zwei Jahren über die laufende Klage der EU-Kommission wegen Verstoßes gegen die Dienstleistungsrichtlinie entscheiden wird – sofern es nicht vorher zu einer Einigung kommt. Man hoffe jedoch, dass sich die österreichische Seite mit ihrer Argumentation durchsetzen werde. „Die junge Generation ist sich dessen bewusst, dass die einzige Lösung zum Schutz gegen die Konzerne nur die Vergesellschaftung untereinander ist“, so Frühwirth. Demnach hätten in einer aktuellen Umfrage 80 Prozent der Befragten erklärt, sich gemeinsam mit Berufskollegen selbstständig machen zu wollen. Als größte Herausforderung dabei haben zwei Drittel der Befragten allerdings die Einhaltung der Bürokratie und Vorschriften genannt. Der Dachverband der neun Kammern der Freien Berufe, die Bundeskonferenz, vertritt 80.000 Mitglieder mit 170.000 Angestellten.


Privatausgaben für Gesundheit: 960 Euro pro Jahr 

Die Österreicher geben privat für ihre Gesundheit rund 960 Euro pro Jahr aus, ergab eine repräsentative Umfrage des Market-Instituts mit 812 Teilnehmern zwischen 25 und 75 Jahren. 70 Prozent der Befragten haben angegeben, gesundheitliche Probleme zu haben. Während 25- bis 39-Jährige privat durchschnittlich 770 Euro ausgeben, wenden 60- bis 75-Jährige bereits 1.230 Euro auf. Die Ausgaben erfolgen für „bewusste Ernährung“ (29 Prozent der Befragten), sowie je 20 Prozent sagen, Geld für sportliche Aktivitäten, Wahl- und Privatärzte auszugeben. Dazu kommen Zahlungen für Physiotherapie, Massagen und für privat gekaufte Arzneimittel (13 Prozent der Befragten). 34 Prozent derjenigen, die sich krank fühlen, gehen zum Privatarzt, 42 Prozent geben Geld für von den Krankenkassen nicht erstattete Arzneimittel aus. 

Krankenhaus Wien Nord: Untersuchungskommission steht 

Elisabeth Rech, Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Wien, wird die für zwölf Monate eingesetzte Untersuchungskommission zum Krankenhaus Wien Nord leiten. Das von der Rathausregierung einberufene Gremium besteht aus 18 Mitgliedern entsprechend der Fraktionsstärke im Gemeinderat: Die SPÖ stellt acht Teilnehmer, die FPÖ sechs, die Grünen zwei, ÖVP und NEOS jeweils einen. Die Art der Einsetzung dieser Untersuchungskommission stellt ein Novum dar, weil der Antrag von den Regierungsparteien gestellt wurde; bislang war diesbezüglich immer die Opposition aktiv geworden. Die Untersuchungskommission soll klären, ob es eine politische Verantwortung für die Vorgänge rund um den Bau des Krankenhauses Wien Nord gibt. Ebenso sollen auch Fragen zum Grundstück, zur Bauherrenfunktion des Krankenanstaltenverbunds, zur Vergabe von Leistungen, zur Ausführung, zu den Kosten sowie zur Betriebsorganisation beantwortet werden. Die Kosten sollen von ursprünglich rund 800 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro explodiert sein; die Eröffnung soll im Herbst 2019 erfolgen – drei Jahre später als geplant. 

Neu Dehli: extreme Luftverschmutzung 

Um mehr als das 26-Fache wurden kürzlich in der indischen Hauptstadt Neu Dehli die Schadstoffgrenzwerte überschritten. Verschärft wurde die Lage Mitte Juni durch herbeigewehten Wüstensand. Normalerweise ist in Neu Dehli die Smog-Belastung in den Wintermonaten besonders hoch und lässt im Sommer nach. 


Ebola im Kongo: WHO rechnet mit baldigem Ende 

Tedros Adhanom Gebreyesus, Generaldirektor der WHO, geht von einem baldigen Ende der gegenwärtig im Kongo grassierenden Ebola-Epidemie aus. Demnach gibt es laut dem zuständigen Gesundheitsministerium bislang mehr als 50 Ebola-Verdachtsfälle, 28 sind daran gestorben. Die aktuelle Ebola-Epidemie ist bereits die neunte im Kongo in den vergangenen 40 Jahren. 

Paraguay: Malaria ausgerottet 

Erstmals seit 45 Jahren hat die WHO ein südamerikanisches Land – Paraguay – für Malariafrei erklärt. Paraguay ist eines von 21 Ländern, für das sich die WHO im Jahr 2016 das Ziel gesetzt hatte, Malaria bis 2020 auszurotten. Die Zertifizierung erfolgt, wenn drei Jahre lang keine neuen Fälle registriert werden. Laut WHO ist die Zahl der Malaria-Fälle innerhalb von 15 Jahren bis 2015 weltweit um 37 Prozent zurückgegangen, die Sterblichkeit um 60 Prozent gesunken. Allerdings ist 2016 die Zahl der Erkrankungen wieder gestiegen. 


Krankenstände: Regierung plant elektronische Kontrollen 

Die Bundesregierung plant eine Änderung im ASVG zum elektronischen Aufspüren von Versicherungsmissbrauch durch Dienstnehmer. Dabei geht es um das „Risiko- und Auffälligkeitstool“ der Krankenkassen, das man bisher bei Verdacht von Schwarzarbeit oder Scheinanmeldungen von Seiten der Firmen verwendet hat. Per Gesetz werden nun die Kassen angewiesen, auch in den Daten der Versicherten nachzusehen. So soll – laut der neu vorgeschlagenen Passage des §42b, Absatz 1 im ASVG – der „Verdacht auf missbräuchliche Inanspruchnahme von Leistungen, insbesondere aus dem Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit“ geprüft werden. Ebenso soll auch der „missbräuchliche Bezug von Heilmitteln, Hilfsmitteln und Heilbehelfen“ ermittelt werden sowie auch der „Verdacht auf missbräuchliche Verwendung der E-Card“. Wie die Vorsitzende der Trägerkonferenz und Obfrau der Wiener GKK, Ingrid Reischl, vor Journalisten erklärte, habe niemand im Hauptverband der Sozialversicherungsträger eine solche Gesetzesänderung bestellt. Und weiter: „Ich sehe keinen Grund, warum wir jetzt kranke Menschen weiter verfolgen sollen.“ Schon jetzt existiere in allen Kassen ein Arbeitsunfähigkeitsmanagement, das problemlos und gut funktioniere. Ähnlich kritisch die Stellungnahme von Hauptverbands-Chef Alexander Biach: Man habe Tools, die bereits jetzt gut funktionierten – nicht nur, was Krankenanstände, sondern auch, was etwa die Abrechnung der Ärzte betreffe. „Mir hätte es gefallen, wenn man einmal schaut, was da an Überprüfungsmöglichkeiten vorhanden ist.“ Mit ihm, Biach, habe man jedenfalls nicht gesprochen. Mit dem geplanten Gesetz würden „Versicherte unter Generalverdacht des Heilmittelmissbrauchs gestellt“ – so die Interpretation von Andreas Huss, Obmann der Salzburger GKK. Es würden Daten gesammelt, Verdachtsfälle per Algorithmen konstruiert und die Versicherten flächendeckend gescreent. Huss kritisiert auch, dass mit der geplanten Änderung des ASVG die Datenschutzgrundverordnung ausgehebelt werden soll. Die Entwicklung der Krankenstände bewegt sich seit Jahren auf einem niedrigen Niveau: Waren es laut einer aktuellen Statistik des Hauptverbandes im Jahr 1980 durchschnittlich 17,4 Tage, sind es 2017 12,54 Tage. Die meisten Krankenstände dauern weniger als vier Tage; lange Fehlzeiten sind meist durch psychische Erkrankungen und Krebs bedingt. Die häufigsten Ursachen für einen Krankenstand sind Erkrankungen im muskuloskelettalen System (Rückenschmerzen) und Atemwegserkrankungen.


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2018