Im Fokus: Ignaz Semmelweis

15.08.2018 | Themen


1. 200. Geburtstag
Ignaz Philipp Semmelweis wurde vor 200 Jahren – am 1. Juli 1818 – im ungarischen Buda geboren. Ab 1840 studierte er an der Universität Wien auf Wunsch seines Vaters zunächst Rechtswissenschaften, später Medizin. Ab 1846 war er als Assistent an der Geburtshilflichen Universitäts-Klinik tätig.

2. Kindbettfieber grassiert
Um die Ursachen des damals epidemisch grassierenden Kindbettfiebers (Puerperalfieber) zu erforschen, wurde Semmelweis von Carl Rokitansky und Jakob Kolletschka beauftragt, die Leichen der verstorbenen Wöchnerinnen zu untersuchen. Was besonders auffällig war: die Sterblichkeit an der Geburtsstation, an der Ärzte ausgebildet wurden, war signifikant höher als an der Station, an der Hebammen die Geburten leiteten.

3. Wundinfektion als Ursache

Als Jakob Kolletschka an einer kleinen Wunde, die er sich beim Sezieren zugezogen hatte, starb und die gleichen Symptome aufwies wie die an Kindbettfieber verstorbenen Frauen, folgerte Semmelweis: beim Kindbettfieber handelte es sich um eine von außen übertragene Wundinfektion. Die Ärzte hatten vor den Entbindungen oft Leichen seziert.

4. Hände-Desinfektion

Ende Mai 1847 führte Semmelweis an der Klinik die Hände-Desinfektion mit Chlorkalk ein. Daraufhin sank die Mortalität der Wöchnerinnen rasch deutlich. Dies verschaffte Semmelweis erst viel später die Bezeichnung „Retter der Wöchnerinnen“.

5. Erkenntnisse angezweifelt

Zunächst glaubten die wenigsten Ärzte an die Erkenntnisse von Semmelweis. Sein Assistentenvertrag wurde nicht verlängert, er bekam nur eine beschränkte Lehrbefugnis und ging nach Budapest. Dort wurde er 1855 an die geburtshilfliche Lehrkanzel berufen. 1861 erschien sein Hauptwerk „Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers“. Dennoch: die Zweifel blieben. Die Bakteriologie, die Keime wie Streptokokken und E.coli als Erreger des Kindbettfiebers erkannte, wurde erst später erfunden. Nachdem seine Umgebung Zeichen einer fortschreitenden Geistesverwirrung erkannte, wurde Semmelweis im Juli 1865 in die Landesirrenanstalt Döbling eingeliefert. Wenig später – am 13. August – starb er aus bis heute nicht gänzlich geklärter Ursache.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2018