Im Fokus: Antibiotika

10.04.2018 | Themen


1. Geschichte

Das 1910 von Paul Ehr­lich ein­ge­führte Arsphen­amin wird oft als das zuerst ent­deckte Anti­bio­ti­kum ange­se­hen. Des­sen Wir­kungs­spek­trum war auf Spi­ro­chä­ten begrenzt, was erst­mals eine The­ra­pie der damals ver­brei­te­ten Syphi­lis ermög­lichte. Die anti­bio­ti­sche Wir­kung von Peni­cil­lin ent­deckte Alex­an­der Fle­ming 1928 zufäl­lig im Labor: Peni­cil­lium hatte in einer Sta­phy­lo­kok­ken- Kul­tur eine wachs­tums­hem­mende Wir­kung ent­fal­tet. 1940 gelang es Ernst B. Chain und Howard Flo­rey, Peni­cil­lin in rei­ner Form und grö­ße­rer Menge her­zu­stel­len; der erste Pati­ent wurde 1941 behandelt. 


2.Verbrauch immens gestie­gen

Der welt­weite Anti­bio­ti­ka­ver­brauch ist von 2000 bis 2015 um rund 65 Pro­zent gestie­gen; bis 2030 könnte er um bis zu 200 Pro­zent stei­gen. Das zeigt eine Hoch­rech­nung des US-For­schungs­zen­trums Cen­ter for Dise­ase Dyna­mics, Eco­no­mics 5 1 Im Fokus: Anti­bio­tika 4 3 2 Anti­bio­tika IM FOKUS & Policy. Der Gesamt­kon­sum stieg von 21,1 Mil­li­ar­den Tages­do­sen im Jahr 2000 auf 34,8 Mil­li­ar­den im Jahr 2015. In Öster­reich ist der Ver­brauch um 15 Pro­zent gestiegen. 


3.Resistenzen neh­men zu

Die EU warnt ver­mehrt vor einer Zunahme von mul­ti­re­sis­ten­ten Erre­gern. So ist bei E. coli die Häu­fig­keit von Resis­ten­zen gegen Cepha­los­po­rine der drit­ten Gene­ra­tion, gegen Flu­or­chi­no­lone und Ami­no­gly­ko­side zwi­schen 2013 und 2016 gestie­gen. Aci­n­et­o­bac­ter wie­derum weist einen hohen Anteil an kom­bi­nier­ten Resis­ten­zen gegen Flu­or­chi­no­lone, Ami­no­gly­ko­side und Car­ba­pe­n­eme auf. Bei Kleb­si­ella pneu­mo­niae und Sta­phy­lo­coc­cus aureus hin­ge­gen hat sich die Lage sta­bi­li­siert. Gene­rell gebe es laut WHO zu wenige The­ra­pie­op­tio­nen bei Infek­tio­nen mit resis­ten­ten Keimen. 

4.Kürzere Ein­nahme wirk­sam
Eine kür­zere Anti­bio­tika-The­ra­pie könnte bei vie­len Infek­tio­nen ebenso wirk­sam sein wie eine län­gere Ein­nahme. Das stellte die Deut­sche Gesell­schaft für Infek­tio­lo­gie (DGI) kürz­lich fest. Dadurch wür­den auch weni­ger resis­tente Erre­ger entstehen. 

5. Neuer Wirk­stoff
For­scher der Uni Graz haben mit nie­der­län­di­schen Kol­le­gen einen Wirk­stoff gefun­den, der mul­ti­re­sis­tente Keime abtö­tet, ohne eine Resis­tenz her­vor­zu­ru­fen. Er basiert auf natür­lich – etwa in Immun­zel­len – vor­kom­men­den anti­bak­te­ri­el­len Pep­ti­den. So hatte eine Salbe, die ein syn­the­ti­sches Deri­vat eines bestimm­ten Pep­tids (SAAP- 148) ent­hielt, MRSA und Aci­n­et­o­bac­ter bau­man­nii in mensch­li­chen und tie­ri­schen Gewe­be­pro­ben „voll­stän­dig vernichtet“.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 7 /​10.04.2018