CIRSmedical: Ressourcenmangel bei Aortendissektion

25.09.2018 | Service


Mangelnde Infrastruktur für die Bundesländer-übergreifende Übermittlung von CT-Bildern und die Tatsache, dass kein Gefäßchirurg im Dienst ist, um eine Aortendissektion zu versorgen, führten dazu, dass der Patient trotz Übernahmezusage nicht mehr transportiert werden konnte und verstarb.

Ein Mann in der Altersgruppe zwischen 71 und 80 Jahren kommt in den Abendstunden eines Wochentages in die Notfallaufnahme eines Krankenhauses mittlerer Größe, berichtet ein Arzt mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung. Er klagt über Unterbauchschmerzen rechts. Aufgrund der massiven, therapierefraktären Schmerzen und der für ein abdominelles Aortenaneurysma suspekten Bedside-Sonographie wird so rasch wie möglich ein CT der Aorta veranlasst. Es zeigt eine Typ B-Aortendissektion (infrarenal). Das Radiologie-Dienstrad des Krankenhauses ist nur selten besetzt, so dass die Bilder teleradiologisch an ein Krankenhaus mit Maximalversorgung übermittelt werden. An diesem Krankenhaus befindet sich auch die einzige Abteilung mit Gefäßchirurgie, die einen solchen Patienten akut versorgen könnte. Es ist jedoch kein Gefäßchirurg im Dienst, der die Ausbildung dazu besitzt. Es folgen zahlreiche Telefonate, u.a. mit einem Krankenhaus aus einem anderen Bundesland. Die CT-Bilder können jedoch teleradiologisch nicht übermittelt werden, was natürlich relevant für die Akut-OP beziehungsweise OP-Vorbereitung wäre. Die Krankenhäuser schließen sich zusammen, um den Befund zu diskutieren. In der Zwischenzeit verschlechtert sich der Zustand des Patienten hämodynamisch immer mehr, so dass er trotz einer Übernahmezusage nicht mehr transportfähig ist und verstirbt. Als Gründe für dieses Ereignis nennt der meldende Arzt das Fehlen eines (bundesländerübergreifenden) Strategieplanes für das Krankheitsbild der Aortendissektion; weiters lange, zeitraubende Telefonate, alleine bis die zuständigen Kollegen erreicht werden können und dass die Übermittlung von CT-Bildern über die Bundesländergrenzen hinweg nicht möglich ist. Als wichtiger Begleitumstand wird genannt, dass die Letalität der Aortendissektion auch bei sofortiger Versorgung sehr hoch ist. Somit hätte auch ein optimaler Ablauf mit zeitnaher Übernahme auf eine Gefäßchirurgie den Patienten vielleicht nicht retten können. Es stellte sich auch heraus, dass der Patient bei vorbekanntem abdominellen Aortenaneurysma über viele Jahre Verlaufskontrollen beziehungsweise eine elektive Sanierung abgelehnt hat. Als besonders gut wird die schnelle Diagnosestellung trotz des klinischen Bilds einer akuten Appendizitis genannt. Als besonders ungünstig wird die fehlende Infrastruktur für die Bildübermittlung angeführt; ebenso auch ein fehlender Ansprechpartner beziehungsweise eine Abteilung, die zur Versorgung in der Lage wäre. Zur Häufigkeit solcher Ereignisse wird „quartalsweise“ angegeben. Faktoren, die zu diesem Ereignis beitrugen: Ressourcen (zu wenig Personal, Arbeitsbelastung, etc.); technische Geräte (Funktionsfähigkeit, Bedienbarkeit, etc.); Kontext der Institution (Organisation des Gesundheitswesens etc.)

Feedback des CIRS-Teams/ Fachkommentar

Wie im vorliegenden Fall beschrieben, vergeht viel Zeit, bis geeignete Ansprechpartner gefunden werden, eine rasche Befundübermittlung sowie die Transferierung und Versorgung erfolgen. Für die rasche und sichere Versorgung von Patienten in Notfallsituationen muss eine strukturierte Zusammenarbeit mit spezialisierten Zentren/ Schwerpunktkrankenhäusern gegebenenfalls über entsprechende Kooperationsverträge gewährleistet sein. Voraussetzungen dafür sind eine funktionierende teleradiologische Vernetzung – auch bundesländerübergreifend – sowie die Sicherstellung der raschen Übernahme und Versorgung. Um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen, werden krankenhausinterne sowie -übergreifende Pfade erstellt, die allen involvierten Mitarbeitern bekannt sind.

Experte des BIQG (Stellungnahme BIQG)

www.cirsmedical.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2018