Sym­po­sium – Zucker-Was­ser-Öl: Maß­volle Ernährung

15.12.2018 | Medizin


Zucker und Fette nicht ver­teu­feln, die Flüs­sig­keits­zu­fuhr nicht über­be­wer­ten – um die evi­denz­ba­sierte Ver­mitt­lung einer maß­vol­len und indi­vi­du­el­len Ernäh­rungs­weise geht es beim Jubi­lä­ums­sym­po­sium des Öster­rei­chi­schen Aka­de­mi­schen Insti­tuts für Ernäh­rungs­me­di­zin (ÖAIE), das im Jän­ner 2019 in Wien statt­fin­det.

Lisa Türk

Der zen­trale Gedanke des Jubi­lä­ums­sym­po­si­ums, das am 25. Jän­ner 2019 in Wien statt­fin­den wird, ist es, Ärz­tin­nen und Ärz­ten Ori­en­tie­rung in punkto Ernäh­rungs­me­di­zin zu geben, wie Univ. Prof. Kurt Wid­halm, Prä­si­dent des Öster­rei­chi­schen Aka­de­mi­schen Insti­tuts für Ernäh­rungs­me­di­zin, betont. Dabei wer­den ernäh­rungs­be­dingte Aspekte beleuch­tet und evi­denz­ba­sierte Leit­li­nien vor­ge­stellt, die Rah­men­be­din­gun­gen im Hin­blick auf wis­sen­schaft­lich abge­si­cherte Emp­feh­lun­gen bie­ten, die in der Ordi­na­tion gege­ben wer­den. Ärzte sol­len dazu ange­regt wer­den, zu reflek­tie­ren, wie sie den Pati­en­ten auf annehm­bare Art und Weise ein rich­ti­ges und kon­ti­nu­ier­lich gesun­des Ernäh­rungs­ver­hal­ten nahe­le­gen kön­nen. „Immer­hin sind 40 Pro­zent der Todes­fälle kar­dio­vas­ku­lä­ren Erkran­kun­gen und Dia­be­tes mel­li­tus geschul­det“, betont Wid­halm. In Öster­reich sind laut Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion 30 Pro­zent der Kin­der und Jugend­li­chen über­ge­wich­tig. Wid­halm dazu: „Das Ziel ist also einer­seits, mehr Awa­re­ness gegen­über ernäh­rungs­be­ding­ten Erkran­kun­gen zu schaf­fen, and­rer­seits Maß­nah­men zur Umset­zung einer gesun­den Ernäh­rungs­weise wis­sen­schaft­lich und evi­denz­ba­siert darzulegen.“

Wel­che kon­kre­ten Über­le­gun­gen lie­gen nun dem Motto „Zucker-Was­ser-Öl“ zugrunde? Hier geht es Wid­halm zufolge darum, mit gän­gi­gen Ernäh­rungs­my­then auf­zu­räu­men. „Den Zucker als ‚bad guy‘ zu ver­teu­feln und dahin­ge­hend kate­go­ri­sche Ver­bote aus­zu­spre­chen, bringt weder aus psy­cho­lo­gi­scher noch aus medi­zi­ni­scher Sicht etwas“, unter­streicht er. Denn es gebe „kei­ner­lei wis­sen­schaft­li­che Evi­denz“, dass eine dras­ti­sche Zucker­re­duk­tion oder gar der gänz­li­che Ver­zicht dar­auf gesund­heit­li­che Vor­teile mit sich brin­gen. Natür­lich stün­den Zucker und Adi­po­si­tas in engem Zusam­men­hang mit­ein­an­der – „das steht außer Frage“. Aber Men­schen zucker­hal­tige Lebens­mit­tel und Getränke kate­go­risch zu ver­bie­ten, sei „nicht evi­denz­ba­siert“. Der Experte betont, dass dies kei­nes­falls als Frei­brief gegen­über Zucker zu betrach­ten sei; ver­dam­men sollte man ihn aller­dings auch nicht. Mit Fet­ten ver­halte es sich ganz ähn­lich. „Wir alle brau­chen Fette, aller­dings soll­ten wir sie mit Maß und Ziel konsumieren.“

Wie­viel Was­ser der Mensch braucht, ist laut Wid­halm „immer indi­vi­du­ell und abhän­gig von Gewicht, Größe und kör­per­li­cher Tätig­keit zu eru­ie­ren und fest­zu­le­gen.“ Sei­nen Aus­sa­gen zufolge gebe es keine tat­säch­li­che wis­sen­schaft­lich bestä­tigte Grenze oder Maxi­mal­menge. Die „omi­nöse“ (Wid­halm) Emp­feh­lung von zwei­ein­halb Litern pro Tag sei schlicht und ein­fach nicht evi­denz­ba­siert. Auch Univ. Prof. Wil­fred Druml von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Innere Medi­zin III am AKH Wien bestä­tigt, dass ein „Über­trin­ken“ nicht zur Ver­bes­se­rung der phy­sio­lo­gi­schen Para­me­ter führt. Eine gestei­gerte Flüs­sig­keits­zu­fuhr führe weder zu einer Ver­bes­se­rung der Nie­ren­funk­tion noch zu einer effi­zi­en­te­ren Ent­gif­tung. „Der Mensch ist in sei­ner Ent­wick­lungs­ge­schichte an eine inter­mit­tie­rende Flüs­sig­keits­ver­füg­bar­keit adap­tiert und kann selbst mit vor­über­ge­hen­den Män­gel­zu­stän­den bes­tens umge­hen“, betont der Experte. Und wei­ter: „Wir müs­sen nicht ‚trin­ken ler­nen‘. Wir tun es von selbst.“ Vor allem im Zusam­men­hang mit bestimm­ten regio­na­len Pro­duk­ten und deren Emp­feh­lun­gen betont Wid­halm die Not­wen­dig­keit von natio­na­len Leit­li­nien. Sei­ner Ansicht nach sei die wis­sen­schaft­li­che Grund­lage für eine gesunde, aus­ge­wo­gene und viel­fäl­tige Ernäh­rung inter­na­tio­nal nicht ver­han­del­bar. „Auf klei­ner Ebene machen natio­nale Leit­li­nien durch­aus Sinn. In grö­ße­ren Dimen­sio­nen gedacht, soll­ten wir uns aller­dings auf ein inter­na­tio­na­les Level begeben.“

Auf glo­ba­ler Ebene wie­derum sind Umwelt­be­las­tun­gen zu nen­nen – sind doch Umwelt, Ernäh­rung und Gesund­heit eng mit­ein­an­der ver­wo­ben. „Es geht uns vor allem darum, bei Wis­sen­schaf­tern sowohl das Bewusst­sein als auch den Nach­hal­tig­keits­ge­dan­ken zu schär­fen und eine akti­vere For­schung in die­sen Berei­chen zu bewir­ken“, so Wid­halm. Denn lang­fris­tig betrach­tet sei eine pflanz­li­che Ernäh­rungs­form sowohl in Hin­blick auf die Umwelt als auch auf die Gesund­heit nach­hal­tig. Dem­zu­folge müss­ten die Akti­vi­tä­ten von Medi­zin, For­schung, Wis­sen­schaft, Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen und auch Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen Hand in Hand gehen.

Nut­ri­tion. Sci­ence for Health and Envi­ron­ment
Jubi­lä­ums­sym­po­sium „Zucker-Was­ser-Öl“

Wann: 25. Jän­ner 2019; 09:15 bis 15:30 Uhr
Wo: Gesell­schaft der Ärzte, Frank­gasse 8, 1090 Wien
Ver­an­stal­ter: Öster­rei­chi­sches Aka­de­mi­sches Insti­tut für Ernäh­rungs­me­di­zin
Anmel­dung und Infor­ma­tion: www.oeaie.org

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 23–24 /​15.12.2018