Kurz und informativ

25.03.2018 | Medizin

Arginin gegen Rheuma und Multiple Sklerose?

Forscher des Christian Doppler-Labors für Arginin-Metabolismus an der MedUni Wien wollen die Rolle des Argininstoffwechsels für die Behandlung von Rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose untersuchen. „Erst in den vergangenen Jahren hat man entdeckt, dass die Arginase in der Regulation der Immunantwort eine wichtige Rolle spielt, so Laborleiter Gernot Schabbauer. In pathologischen Situationen kann Arginin zu überschießenden Reaktionen der T-Zellen und unerwünschtem Zellwachstum führen; diese Reaktion kann durch Arginase reguliert werden. Auch beim Wachstum und der Entwicklung von Immunzellen, die bei RA und MS eine Rolle spielen, ist zu viel Arginin vorhanden. Die Forscher wollen nun Metabolite identifizieren, die als Targets für die Behandlung dienen könnten. Für die Grundlagenforschung stehen in den kommenden sieben Jahren insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. APA


Neurogenese stoppt ab dem 13. Lebensjahr

US-Forscher um Arturo Alvarez-Buylla von der University of California in San Francisco haben anhand von Gewebeproben von 59 Erwachsenen und Kindern untersucht, ob im Erwachsenenalter im Hippocampus noch Neuronen gebildet werden. Ergebnis: Bei über 18-Jährigen konnten sie keine jungen Neuronen oder sich teilenden Vorläuferzellen finden. Nur bei Säuglingen und Kindern bis zu einem Jahr waren sie vorgekommen; einige wenige bei einem sieben und einem 13 Jahre alten Kind. Die Forscher folgern daraus, dass der menschliche Hippocampus zu einem großen Teil bei der Fetogenese entsteht. Laut dem Hirnforscher Jason Snyder von der University of British Columbia gab es bisher einen Konsens, wonach die adulte Neurogenese bei Menschen wie bei Tieren im Hippocampus stattfindet. Die Autoren der neuen Studie halten es aber für möglich, dass sich ihre Vorläufer irrten, als sie meinten, neue Neuronen vom Hippocampus entdeckt zu haben. Denn die Proteine zur Markierung der Zellen funktionieren bei Menschen anders als bei Nagetieren oder Affen. APA/ Nature

6.000 vorzeitige Todesfälle waren in Deutschland 2014 auf Herzkreislauferkrankungen infolge der Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) zurückzuführen. Das geht aus einer Studie des Umweltbundesamtes hervor. Die Belastung mit Stickstoffdioxid steht auch im Zusammenhang mit Erkrankungen wie etwa Diabetes mellitus, Insulten und Asthma. Hauptquelle von NO2 ist der Straßenverkehr. APA


Prostata-Ca: neuer Wirkstoff

In der internationalen SPARTAN-Studie wurde unter maßgeblicher Beteiligung der MedUni Wien untersucht, ob die Gabe von Apalutamide das Wachstum des nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms senkt. In der Studie erhielten die 1.207 Probanden im Verhältnis 2:1 entweder Apalutamide in Kombination mit einer Androgendeprivationstherapie (ADT) oder Placebo in Kombination mit einer ADT. Ergebnis: Das Tumorwachstumsrisiko und Todesrisiko wurden im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 72 Prozent gesenkt und die Metastasierung um 24,3 Monate verzögert. Apalutamide wurde von der US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) in einem beschleunigten Verfahren zugelassen. APA/NEJM


Neuartiges Netzhaut-Implantat

Gegen Erblindungen durch den Verlust von lichtsensiblen Zellen auf der Netzhaut haben Forscher um Diego Ghezzi der ETH Lausanne ein neuartiges Netzhaut-Implantat entwickelt. Während herkömmliche Implantate nur ein Sehfeld von 20 Grad erreichen, erzielen die neuen Implantate durch eine größere Oberfläche 46 Grad. Um ein normales Leben zu führen, muss ein Sehfeld von mindestens 40 Grad erreicht werden. Das neue Implantat besteht aus hochbiegsamem Material mit photovoltaischen Pixeln, weswegen es drahtlos ist. Die Pixel werden Solar-betrieben und generieren elektrischen Strom; das von der Kamera aufgefangene Licht muss nicht wie bisher in elektrische Signale umgewandelt, sondern nur verstärkt werden. In den ersten Versuchen hat sich der Prototyp als funktionstüchtig und nicht-giftig erwiesen. Nun wollen die Wissenschafter das Implantat an Menschen testen. APA/Nature Communications


Rückenmarksverletzungen: Veränderungen schreiten fort

Forscher um Patrick Freund von der Universität Zürich haben den Abbau von Nervenzellen und Veränderungen der neuronalen Mikrostruktur innerhalb der ersten zwei Jahre nach einer Rückenmarksverletzung untersucht. Bei 15 Patienten mit einer akuten traumatischen Rückenmarksverletzung und 18 gesunden Teilnehmern wurden nach zwei, sechs, zwölf und 24 Monaten ein MRT durchgeführt. So bestimmten sie das anatomische Ausmaß der Neurodegeneration, den Verlust an Myelin sowie die degenerations- und entzündungsbedingte Ansammlung von Eisen im Nervengewebe. Außerdem konnten sie so die durch die Rückenmarksverletzung verursachte Neurodegeneration von therapiebedingten positiven Veränderungen unterscheiden. Ergebnis: Auch zwei Jahre nach einem Trauma schreiten die neurodegenerativen Veränderungen fort. Am stärksten erholen sich die Betroffenen in den ersten sechs Monaten; danach verflacht diese Entwicklung. APA/Neurology

Asbest löst Immunreaktion aus

Internationale Forscher der Universitätsspitäler Genf, Zürich, Toronto sowie der Universität Freiburg und der ETH Zürich haben herausgefunden, dass Asbest nicht nur Lungenkrebs auslöst, sondern durch die Lunge ins Mesothel gelangt. Dafür injizierten sie Asbestfasern ins Mesothel von Mäusen. Dort verursachen die Asbestfasern Mikroverletzungen, die eine Immunreaktion auslösen. Im entzündeten Mesothel-Gewebe werden Signalstoffe für die Wundheilung aktiviert. Diese regen gleichzeitig die Zellteilung an und fördern damit die Bildung von Tumoren. Außerdem stellten die Wissenschafter eine Häufung von Mutationen in der RNA fest. Die Forscher gehen davon aus, dass u.a. dadurch die Immunreaktion gedämpft und entstehende Tumorzellen nicht mehr konsequent bekämpft werden. Die Analyse einer Datenbank von Menschen zeigte, dass in Tumoren von Patienten mit einem schlechten Krankheitsverlauf das Enzym, das die RNA mutiert, in größeren Mengen vorhanden war. APA/Oncogene

Alleinerzieher: höheres Sterberisiko

Forscher um Maria Chiu vom Institut für klinischbewertende Studien der Universität von Toronto haben 40.490 alleinerziehende und in Partnerschaft lebende Kanadier elf Jahre lang beobachtet. In diesem Zeitraum sind 693 gestorben. Von 871 alleinerziehenden Männern sind 35 gestorben, was einer Sterberate von 5,8 pro 1.000 Personen pro Jahr entspricht. Bei den in Partnerschaft lebenden Vätern betrug die Rate nur 1,9. Alleinerziehende Mütter lagen mit einer Sterberate von 1,7 sogar unter jener der Männer in Partnerschaften. Mütter in Partnerschaft hatten mit einer Rate von 1,2 die geringste Gefährdung. Die Untersuchung lieferte Hinweise – aber keine exakten Gründe –, dass alleinerziehende Väter teilweise zu ungesünderem Lebensstil tendieren. APA/Lancet Public Health

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2018