Kurz und informativ

25.06.2018 | Medizin

Hirnmanipulation ändert Geschmacksempfindung

Auf der Suche nach neuen Strategien zur Behandlung von Essstörungen haben Forscher des Zuckerman-Instituts der New Yorker Columbia-Universität die Rolle der Amygdala untersucht. Im Tierversuch fanden sie heraus, dass die Amygdala wie die Großhirnrinde über separate Regionen mit geschmacklichen Eigenschaften verfügt. Die Wissenschafter konnten die entsprechenden Gehirnregionen manipulieren und die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen überprüfen. Das Team benutzte Laserstrahlen, um Neuronenverbindungen zur Bitter- oder Süßregion bei Labormäusen anzuregen. Bei Stimulierung der Süßregion reagierten die Mäuse auf normales Wasser als wäre es süß. Die Forscher konnten die Geschmacksempfindung aber auch von süß in bitter ändern oder umgekehrt. Schalteten die Wissenschafter die Amygdala-Verbindungen aus, nicht aber die Geschmacksfunktion der Großhirnrinde, fraßen die Mäuse, ohne eine Vorliebe für Süßes oder Abneigung gegenüber Bitterem zu zeigen. APA/Science

Prostata-Karzinom: Rauchen erhöht Rezidiv-Risiko

Ein Team um Univ. Prof. Shahrokh Shariat von der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien hat den Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Risiko eines Rezidivs nach einem Prostatakarzinom untersucht. Die internationale Meta-Studie mit Forschern aus Österreich, der Schweiz, Spanien, Jordanien, Japan und den USA untersuchte elf Studien mit insgesamt 22.549 Patienten mit Prostatakrebs, die eine Entfernung der Prostata oder eine Strahlentherapie hinter sich hatten. Das zentrale Ergebnis: Aktuelle Raucher hatten ein signifikant höheres Risiko für ein Rezidiv, für die Entwicklung von neuen Metastasen und eine erhöhte krebsspezifische Mortalität. Shariat dazu: „Rauchen beziehungsweise der Rauchstopp scheint als einer der wenigen modifizierbaren Risikofaktoren positive Auswirkungen auf die Ergebnisse zu haben.“ APA/JAMA

Forschungsprojekt zu Hypoglykämie

Eine Arbeitsgruppe um Univ. Prof. Thomas Pieber von der MedUni Graz beteiligt sich an einem EUForschungsprojekt, das die Belastung und Folgen von Hypoglykämie klären und lindern will. Im Rahmen von „Hypo-RESOLVE“ soll eine Klassifikation der Hypoglykämie aufgestellt werden, die auf validen Daten von bis zu 150 klinischen Studien basiert. Ziel ist eine einheitliche Definition und eine bessere Vorhersage. Anhand der erarbeiteten Kriterien soll eine Leitlinie erarbeitet werden, die den Umgang mit niedrigen Blutglukosewerten bei klinischen Studien regelt. Außerdem sollen die ökonomischen Auswirkungen der Hypoglykämie berechnet werden. APA

1,3 Millionen

Todesfälle bei Kindern konnten von 2000 bis 2015 weltweit durch Impfprogramme gegen Pneumokokkenund Haemophilus influenza Typ B (HiB) verhindert werden. Das ergab eine Hochrechnung von Forschern um Brian Wahl von der Johns Hopkins University in Baltimore. Zwar seien für den Rückgang auch bessere Hygiene und Gesundheitsversorgung verantwortlich; jedoch sei der Anteil der Impfungen am Trend hoch: Pneumokokken- Infektionen nahmen zunächst nur um drei Prozent pro Jahr ab, mit Ausweitung der Impfungen um acht Prozent. APA/The Lancet Global Health

Dickdarm: Regeneration geklärt

Wissenschafter um Konrad Basler vom Institut für Molekulare Biologie der Universität Zürich haben erstmals jene Zellen entdeckt, die für den Regenerationsprozess des Dickdarms unverzichtbar sind. In Studien mit Mäusen konnten sie zeigen, dass die sogenannten GLI1- positiven Zellen die Stammzellnische bilden und das aktivierende Signal „Wnt“ an die Stammzellen aussenden. „Werden die GLI1-positiven Zellen eliminiert oder können sie das Wnt nicht aussenden, fehlt das Aktivierungssignal. Die Stammzellen des Dickdarms verenden, das Epithel geht zugrunde und der Organismus stirbt“, erklärt Basler. APA


Rauchen erhöht Rheuma-Risiko

Sieben Zigaretten pro Tag erhöhen das Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken, um mehr als das Doppelte, warnte die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Besonders gefährdet sind Frauen. Das Risiko steigt bereits nach wenigen Jahren und hält bis zu 15 Jahre nach dem Rauchstopp an. Eine neue Untersuchung aus Schweden ergab, dass es bei Rauchern bereits zu Beginn der Erkrankung häufiger zu einer raschen Zerstörung der Gelenke kommen kann. APA

Candida auris: erster Fall in Österreich

In der Steiermark wurde laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eine Infektion mit Candida auris registriert. Der Krankheitserreger wurde im Jänner dieses Jahres nachgewiesen; nun wurde die österreichische Erstbeschreibung in der Fachzeitschrift „Emerging Infectious Diseases“ veröffentlicht. In Europa wurden laut European Center for Disease Control (ECDC) seit 2013 insgesamt 620 Fälle in sieben Ländern gemeldet (Spanien, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Norwegen, Österreich). Im April 2018 hat das ECDC das Auftreten von Candida auris als europaweites Risiko für Krankenhauspatienten bezeichnet. Der bisher größte Ausbruch in einem Krankenhaus wurde 2015/2016 in einer herzchirurgischen Abteilung in London registriert. 2009 wurde Candida auris erstmals im Gehörgang einer 70-jährigen Patientin in Japan nachgewiesen. APA


Kinder: Angst vor Schmerzen verstärkt Schmerzen

US-amerikanische Wissenschafter der University of California in Riverside haben untersucht, ob Kinder Schmerzen stärker empfinden, wenn diese zuvor angekündigt werden – etwa wenn bei der Verabreichung von Spritzen der Stich angekündigt wird. Mithilfe von Temperatursonden auf dem Unterarm sollten 20 gesunde Kinder, 21 Kinder mit einer Angststörung und 23 Erwachsene ihren individuellen Schmerzgrad aus Werten zwischen 34 und 47 Grad Celsius bestimmen – niedrig, mittel oder hoch. Danach lernten die Probanden, zwei Töne zu unterscheiden, die entweder geringe oder große Schmerzen vorab ankündigen sollten. In den Tests hörten die Teilnehmer einen dieser Töne; die Sonde gab aber stets eine Temperatur ab, die jeweils als mittel-schmerzhaft eingestuft worden war. Das Ergebnis: Alle Gruppen empfanden mehr Schmerzen, wenn der Ton zuvor starke Schmerzen angekündigt hatte. APA/Psychosomatic Medicine 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2018