Kurz und informativ

25.05.2018 | Medizin


2050: zwei Drittel der Bevölkerung in Städten

Im Jahr 2050 werden laut einem UN-Bericht mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Schätzungen zufolge wird der Anteil der Stadtbewohner bis dahin von derzeit 55 Prozent auf 68 Prozent steigen. Das geht aus dem aktuellen Weltbevölkerungsbericht hervor. Demnach wird die Urbanisierung vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern in Asien und Afrika zunehmen: 90 Prozent des Wachstums werden hier erwartet. Von 1950 bis 2018 ist die Zahl der Stadtbewohner von 751 Millionen auf 4,2 Milliarden gestiegen; bis 2050 wird sie um weitere 2,5 Milliarden Menschen zunehmen. Bis 2030 soll es laut den Prognosen weltweit 43 Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern geben. Die größte Stadt ist derzeit Tokio mit 37 Millionen Einwohnern; bis 2028 dürfte Neu Delhi Tokio überholen. APA

Geringe Investitionen retten Millionen Menschen

Wenn Länder mit kleinen und mittleren Einkommen einen Euro pro Person in den Kampf gegen Diabetes, Krebs und andere nicht ansteckende Krankheiten investieren, könnten sie bis 2030 rund acht Millionen Leben retten. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der WHO. Jeder Euro, der investiert werde, bringe mindestens sieben Euro Gewinn für die Gesellschaft. Insgesamt schätzt die WHO, dass durch geringere Ausgaben für die Behandlung von Krankheiten und Produktivitätssteigerungen bis 2030 rund 350 Milliarden US-Dollar (knapp 300 Milliarden Euro) eingespart werden könnten. Am effektivsten sei es, die Steuern auf Tabak und Alkohol zu erhöhen. Rund 41 Millionen Menschen weltweit sterben laut WHO pro Jahr an nicht ansteckenden Krankheiten – das sind 72 Prozent aller Todesfälle. APA

Indien: Tote durch Nipah-Virus

In Indien sind mindestens zwei Menschen – vermutlich Brüder – an Infektionen mit dem Nipah-Virus gestorben; vier weitere Todesfälle werden untersucht. Mehr als 60 Personen, die mit den Infizierten in Kontakt standen, werden auf das Virus untersucht. Das Nipah-Virus kann Fieber, Atemwegserkrankungen und Hirnhautentzündungen verursachen; es gibt weder eine Impfung noch eine wirkungsvolle Therapie. Das Virus wurde erstmals 1998 in Malaysia nachgewiesen. Laut WHO gehört es zu den Erregern, die am dringendsten erforscht werden müssen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie in naher Zukunft schwere Krankheitsausbrüche verursachen. APA

Evodia-Extrakte können Herzrhythmusstörungen auslösen

Wissenschafter der Universitäten Wien, Basel und Utrecht haben die Wirkung der in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) häufig verwendeten Evodia-Extrakte untersucht. Die Arzneipflanze enthält zwei Substanzen, die Herzrhythmusstörungen auslösen können. So erwiesen sich die aus Evodia isolierten Naturstoffe Dehydroevodiamin (DHE) und Hortiamin als sehr potente Hemmstoffe von HERG-Kanälen. Werden diese Kanäle blockiert, ändern sich die Erregungsabläufe im Herzmuskel, was Torsade de pointes (TdP) und Kammerflimmern auslösen kann, so Steffen Hering vom Department für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Wien. In welchem Ausmaß die Substanzen in eine Teezubereitung gelangen, wird derzeit untersucht. Sollten DHE und Hortiamin nachgewiesen werden, ist die Sicherheit von Evodia-Präparaten neu zu bewerten. Besonders prekär beurteilen die Wissenschafter die Tatsache, dass keine klinischen Studien vorliegen würden, bei denen die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen nach Einnahme von Evodia-Präparaten untersucht wurde. APA/Pharmacological Research

Hirnwindungen zeigen Anzeichen von Psychose

Forscher der Universität Basel, der University of Western Ontario und des Lawson Health Research Institute in Ontario haben untersucht, wie sich die Interaktion von Hirnwindungen im Zusammenhang mit Psychosen ändert. An der Studie nahmen 44 gesunde Kontrollpersonen, 38 Patienten mit einer ersten psychotischen Episode und 79 Personen mit erhöhtem Psychose-Risiko teil, von denen später 16 Personen eine Psychose entwickelten. Die Nervenbahnen des Gehirns wurden mithilfe von MRT und Methoden der mathematischen Graphentheorie rekonstruiert. Die Resultate zeigen: Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe waren bei den Erkrankten und Risikopatienten die Windungen der einzelnen Hirnregionen untereinander schlechter integriert und stärker isoliert. Außerdem zeigte sich, dass sich mittels dieser bildgebenden Verfahren mit über 80-prozentiger Sicherheit voraussagen ließ, welche Risikopatienten später eine Psychose entwickelten. Nun sind Längsschnittstudien mit größeren Stichproben nötig, um die Resultate zu überprüfen und die prognostische Genauigkeit zu verfeinern. APA


Prostatakrebs: Rotwein wirkt protektiv

Internationale Forscher unter der Leitung von Univ. Prof. Shahrokh Shariat von der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien haben in einer Meta-Analyse untersucht, wie sich Weinkonsum auf das Prostatakrebs- Risiko auswirkt. Dafür wurden die Daten von 17 hoch qualitativen Studien mit rund 611.000 Patienten herangezogen. Ergebnis: Moderater Rotweinkonsum hatte einen leicht protektiven Effekt und verringerte das Risiko um rund zwölf Prozent. Der Konsum von Weißwein hingegen erhöhte das Risiko um 26 Prozent. „Moderat“ bedeutet laut Shariat etwa ein Glas pro Tag. Nun wollen die Forscher herausfinden, welche Inhaltsstoffe in Rotwein den protektiven Effekt haben und ob dieser auch präventiv therapeutisch – etwa bei Risikogruppen – genutzt werden kann. Bei anderen Erkrankungen wurde bereits gezeigt, dass Polyphenole, die vor allem im Rotwein enthalten sind, protektiv wirken können. In Rotwein ist deren Konzentration zehnmal höher als in Weißwein, was ein Grund für die Resultate sein könnte. APA/Clinical Epidemiology


Vorhofflimmern: Lärm erhöht Risiko

Wissenschafter der Uni Mainz haben anhand der Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) mit mehr als 15.000 Probanden untersucht, wie sich Lärmbelastung auf die Entwicklung von Vorhofflimmern auswirkt. So litten bei extremer Lärmbelastung bis zu 23 Prozent der Probanden an Vorhofflimmern. Ohne solche Einflüsse waren es 15 Prozent. Dieser relativ hohe Wert – in anderen Studien sind es häufig ein bis drei Prozent – wird damit erklärt, dass die Probanden zu Beginn der Studie vor zehn Jahren bereits zwischen 35 und 74 Jahren alt waren und zunehmend anfälliger für Herzrhythmusstörungen würden. Auch der Unterschied zwischen verschiedenen Lärmquellen und Tageszeiten wurde untersucht: Fluglärm tagsüber haben 84 Prozent der Probanden als besonders störend wahrgenommen, nachts waren es 69 Prozent. Damit lag Fluglärm deutlich vor Straßen-, Schienenoder Nachbarschaftslärm. APA/ International Journal of Cardiology

Finnische Sauna senkt Insultrisiko

Wirkt sich häufiges Saunieren auf das Insultrisiko aus? Das haben Forscher der MedUni Innsbruck und der Universität Ost-Finnland um Peter Willeit untersucht. Dafür wurden rund 1.600 Frauen und Männer zwischen 53 und 74 Jahren befragt, die regelmäßig eine finnische Sauna besuchen. Die Probanden wurden je nach Häufigkeit der Saunabesuche in drei Gruppen unterteilt. Außerdem wurden Daten der finnischen, prospektiven „Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor“-Studie herangezogen. Der Abgleich der Daten zeigt: Das Insult-Risiko sinkt mit der Häufigkeit von Sauna-Besuchen – unabhängig von anderen Parametern wie Alter und kardiovaskulären Vorerkrankungen. Zwei bis drei Saunabesuche pro Woche verringern das Risiko gegenüber einem Saunabad um 14 Prozent; Personen, die vier bis sieben Mal pro Woche saunieren, haben ein um 61 Prozent geringeres Risiko. Eine generelle Empfehlung für häufiges Saunieren wollten die Wissenschafter aber nicht aussprechen. APA/Neurology

30 Prozent höher

ist die Schmerzempfindlichkeit nach einer Nachtschicht. Das haben Wissenschafter der Donau-Universität Krems um Christoph Pieh herausgefunden. Sie haben mittels Schmerzreizen – eine Thermode am Handrücken gab Kältereize aus – das Schmerzempfinden des Pflegepersonals der Universitätsklinik St. Pölten vor und nach einer Nachtschicht getestet. Die Schmerzempfindlichkeit normalisierte sich nach einer Erholungsnacht wieder. APA/Sleep Medicine


Lactoferrin gegen Krebs und Infektionen

Forscher des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien um Hannes Stockinger und Vladimir Leksa haben entdeckt, dass das menschliche Milchprotein Lactoferrin bei der Therapie von Krebs und bakteriellen Infektionen von Nutzen sein kann. Tumorzellen und bestimmte virulente Bakterienarten wie etwa Borrelien binden und aktivieren menschliches Plasminogen, um Gewebebarrieren zu durchdringen. Die Forscher konnten nun zeigen, dass Lactoferrin die Plasminogenaktivierung durch direkte Bindung an menschliches Plasminogen blockiert. Dadurch kann sowohl eine Tumorzellinvasion blockiert, als auch ein Eindringen der Bakterien verhindert werden.
APA/Journal of Biological Chemistry

Ungesunde Ernährung verzögert Empfängnis

Wie sich die Ernährungsweise bei Frauen auf die Empfängnis auswirkt, haben australische Forscher der Universität Adelaide um Claire Roberts untersucht. Demnach erhöht eine Ernährung mit Obst und wenig Fast Food die Fruchtbarkeit. Bei Frauen, die kaum Obst essen, ist die Empfängnis im Schnitt um zwei Wochen verzögert im Vergleich zu jenen, die mindestens drei Portionen Obst pro Tag zu sich nehmen. Der Konsum von Fast Food mindestens vier Mal pro Woche verzögert die Empfängnis sogar um einen Monat. APA/Human Reproduction

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2018