Kurz und informativ

10.06.2018 | Medizin

Vibrio cho­le­rae: Über­le­bens­stra­te­gie entschlüsselt 

For­scher der Uni­ver­si­tät Graz um Ste­fan Schild und Kris­tina Schild-Prü­fert haben unter­sucht, wie sich der Cho­lera-Erre­ger Vibrio cho­le­rae im ver­un­rei­nig­ten Was­ser gegen Faden­wür­mer durch­set­zen kann. „Er besie­delt den Ver­dau­ungs­trakt des Wurms und setzt Stoffe frei, die Ent­wick­lung und Wachs­tum des Fress­fein­des behin­dern“, so Schild. Die befal­le­nen Indi­vi­duen wer­den so sehr geschwächt, dass sie das Erwach­se­nen­sta­dium nicht mehr errei­chen. Damit ent­fällt auch die Fort­pflan­zung. Das Gra­zer Team hat jenes Gen iden­ti­fi­ziert, das für die Besie­de­lung des Faden­wurms ver­ant­wort­lich ist. Außer­dem konnte gezeigt wer­den, dass Vibrio cho­le­rae dafür völ­lig andere Mecha­nis­men in Gang setzt als im mensch­li­chen Kör­per. APA/​mSphere

15 Minu­ten

dau­ert es, bis ein rezept­frei erhält­li­cher HIV­Selbst­test anzeigt, ob eine HIV-Infek­tion vor­liegt. Seit Anfang Juni 2018 sind diese Tests in Öster­reich erhält­lich. Bei HIV-Tests in Labo­ren oder beim Arzt kann eine Infek­tion inner­halb von sechs Wochen nach der Anste­ckung nach­ge­wie­sen wer­den; beim Selbst­test liegt das dia­gnos­ti­sche Fens­ter bei zwölf Wochen. APA USA: mehr Spen­der­or­gane durch Opioid-Epi­de­mie In den USA ist die Anzahl der ver­füg­ba­ren Spen­der­or­gane durch die Opioid-Epi­de­mie uner­war­tet gestie­gen: Die Zahl der Dro­gen­to­ten, die min­des­tens ein Organ spen­de­ten, hat sich von 59 (im Jahr 2000) auf 1.029 (2016) erhöht – das sind fast 14 Pro­zent aller Organ­spen­den. For­scher der Uni­ver­sity of Utah haben unter­sucht, ob Organe von Dro­gen­to­ten Schä­den im Ver­gleich zu ande­ren Spen­der­or­ga­nen auf­wei­sen. Sie ana­ly­sier­ten die Trans­plan­ta­ti­ons­ak­ten von 2.360 Pati­en­ten aus 17 Jah­ren und fan­den her­aus: Spen­der-Her­zen und Spen­der-Lun­gen von Dro­gen­to­ten funk­tio­nier­ten ein Jahr nach der Trans­plan­ta­tion genauso gut wie jene von Men­schen, die an einem Schlag­an­fall, Hirn­blu­tun­gen oder Schuss­wun­den gestor­ben waren. Herz und Lun­gen wur­den für die Stu­die aus­ge­wählt, weil sie beson­ders sen­si­bel auf Sau­er­stoff­man­gel reagie­ren. APA/​NEJM


USA: mehr Spen­der­or­gane durch Opioid-Epidemie 

In den USA ist die Anzahl der ver­füg­ba­ren Spen­der­or­gane durch die Opioid-Epi­de­mie uner­war­tet gestie­gen: Die Zahl der Dro­gen­to­ten, die min­des­tens ein Organ spen­de­ten, hat sich von 59 (im Jahr 2000) auf 1.029 (2016) erhöht – das sind fast 14 Pro­zent aller Organ­spen­den. For­scher der Uni­ver­sity of Utah haben unter­sucht, ob Organe von Dro­gen­to­ten Schä­den im Ver­gleich zu ande­ren Spen­der­or­ga­nen auf­wei­sen. Sie ana­ly­sier­ten die Trans­plan­ta­ti­ons­ak­ten von 2.360 Pati­en­ten aus 17 Jah­ren und fan­den her­aus: Spen­der-Her­zen und Spen­der-Lun­gen von Dro­gen­to­ten funk­tio­nier­ten ein Jahr nach der Trans­plan­ta­tion genauso gut wie jene von Men­schen, die an einem Schlag­an­fall, Hirn­blu­tun­gen oder Schuss­wun­den gestor­ben waren. Herz und Lun­gen wur­den für die Stu­die aus­ge­wählt, weil sie beson­ders sen­si­bel auf Sau­er­stoff­man­gel reagie­ren. APA/​NEJM

Ände­rung des Bio­rhyth­mus beein­träch­tigt Psyche 

Ein For­scher­team der Glas­gow Uni­ver­sity um Laura Lyall hat unter­sucht, inwie­weit es sich auf die Gesund­heit aus­wirkt, wenn man dau­er­haft sei­nen Bio­rhyth­mus igno­riert. Über Jahre hin­weg wur­den mehr als 91.000 Bri­ten zwi­schen 37 und 73 Jah­ren im Hin­blick auf ihre Akti­vi­tät und ihre psy­chi­sche Ver­fas­sung beob­ach­tet. Psy­chi­sche Pro­bleme, Ver­stim­mun­gen sowie Psy­cho­sen kamen dem­nach häu­fi­ger bei Stu­di­en­teil­neh­mern vor, die ihren Bio­rhyth­mus miss­ach­te­ten. Dabei wur­den Fak­to­ren wie hohes Alter, unge­sun­der Lebens­stil und Kind­heits­trau­mata berück­sich­tigt. Die Stu­die beweist kei­nen ursäch­li­chen Zusam­men­hang. Es könne laut den Wis­sen­schaf­tern nicht abschlie­ßend beur­teilt wer­den, ob psy­chi­sche Pro­bleme durch einen gestör­ten Bio­rhyth­mus aus­ge­löst wer­den oder umge­kehrt. APA/​The Lan­cet Psychiatry 

Akute HIV-Infek­tion schä­digt Herz

Wis­sen­schaf­ter der Med­Uni Wien um Univ. Prof. Armin Rie­ger haben unter­sucht, wie sich eine akute HIV­In­fek­tion auf das Herz aus­wirkt. Dafür wur­den die Daten von 49 Pati­en­ten mit aku­ter HIV-Infek­tion ana­ly­siert. Unmit­tel­bar nach der Infek­tion stie­gen sowohl die Tro­po­nin- als auch die NT-proBNP-Labor­werte im Blut an. Bei jedem vier­ten Pati­en­ten zeig­ten sich auf­grund des exzes­si­ven Anstiegs der HIV-Virus­last und der zeit­gleich bestehen­den Immun­ak­ti­vie­rung zu Beginn der Infek­tion auch Zei­chen dafür, dass Herz­mus­kel­zel­len abstar­ben. Diese Para­me­ter bes­sern sich aber mit dem Anlau­fen der kör­per­ei­ge­nen Immun­re­ak­tion und der The­ra­pie wie­der. APA/​Journal of Infec­tious Diseases 

Wirk­same Chi­nin-Ana­loga entdeckt 

Che­mi­kern von der Fakul­tät für Che­mie der Uni­ver­si­tät Wien um Nuno Mau­lide ist es gelun­gen, Chi­nin effi­zi­en­ter her­zu­stel­len, indem sie eine kurze Syn­these für den Natur­stoff ent­wi­ckelt haben. Außer­dem konn­ten sie zwei neu­ar­tige, wirk­sa­mere Chi­nin- Ana­loga her­stel­len, die eine höhere Akti­vi­tät gegen den Mala­ria-Erre­ger Plas­mo­dium berg­hei auf­wei­sen als Chi­nin. Neue Ana­loga kön­nen „eine sehr wich­tige Rolle bei der Ent­wick­lung von neuen Medi­ka­mente gegen resis­tente Erre­ger spie­len“, so Mau­lide.
APA/​Angewandte Chemie 


Schlaf­de­fi­zit lässt sich ausgleichen 

Kann man ein an Arbeits­ta­gen ange­häuf­tes Schlaf­de­fi­zit an freien Tagen aus­glei­chen? Das haben Wis­sen­schaf­ter um Torb­jörn Aker­stedt vom Karo­linska Insti­tut in Stock­holm anhand der Daten zu Schlaf und Lebens­ge­wohn­hei­ten von fast 44.000 Schwe­den unter­sucht. Über einen Zeit­raum von 13 Jah­ren ver­folg­ten sie, wel­che Teil­neh­mer star­ben. Berück­sich­tigt wur­den auch andere gesund­heit­li­che Ein­fluss­fak­to­ren wie etwa Gewicht, Tabak- und Alko­hol­kon­sum sowie kör­per­li­che Akti­vi­tät. Als Refe­renz­wert für opti­male Schlaf­dauer gal­ten sie­ben Stun­den. Men­schen unter 65 Jah­ren, die jede Nacht fünf Stun­den oder weni­ger schlie­fen, hat­ten im Ver­gleich zu Men­schen mit der opti­ma­len Schlaf­dauer ein erhöh­tes Ster­be­ri­siko. Dies war aller­dings nicht der Fall, wenn die Men­schen mit Schlaf­man­gel am Wochen­ende lange schlie­fen. Dar­aus lei­ten die For­scher ab, dass sich ein Schlaf­de­fi­zit ohne große gesund­heit­li­che Nach­teile am Wochen­ende aus­glei­chen lässt. Eine erhöhte Ster­be­rate hat­ten aber auch jene Pro­ban­den unter 65 Jah­ren, die täg­lich mehr als neun Stun­den schlie­fen. Bei älte­ren Men­schen stell­ten die Wis­sen­schaf­ter kaum Ver­än­de­run­gen beim Ster­be­ri­siko fest – unab­hän­gig von der Schlaf­dauer.
APA/​Journal of Sleep Research 

Sport kann Demenz nicht aufhalten

Bri­ti­sche Wis­sen­schaf­ter haben unter­sucht, ob regel­mä­ßige kör­per­li­che Akti­vi­tät das Fort­schrei­ten einer Demenz ver­lang­samt. Von 494 Demenz-Pati­en­ten mit durch­schnitt­lich 77 Jah­ren nah­men 329 an einem Trai­nings­pro­gramm teil: Sie besuch­ten vier Monate lang zwei­mal die Woche 60- bis 90-minü­tige Kurse in einem Fit­ness­stu­dio und trai­nier­ten jede Woche noch eine Stunde zu Hause. Sie wur­den sechs und zwölf Monate nach Beginn des Pro­gramms unter­sucht. Das Trai­ning stei­gerte zwar die kör­per­li­che Fit­ness von Pati­en­ten mit leich­ter bis mit­tel­schwe­rer Demenz, die kogni­ti­ven Fähig­kei­ten gin­gen aber in bei­den Grup­pen zurück. In der Gruppe mit Sport­pro­gramm waren die Werte sogar schlech­ter als bei den­je­ni­gen, die nicht trai­nier­ten. Da die Dif­fe­renz gering war, ist die kli­ni­sche Rele­vanz daher „unsi­cher“. Die Stu­die zeige, dass man wei­ter nach „effek­ti­ven Lebens­stil-Inter­ven­tio­nen“, die den kogni­ti­ven Ver­fall auf­hal­ten könn­ten, suchen muss, so Bren­don Stubbs vom Insti­tut für Psych­ia­trie am King‘s Col­lege Lon­don. APA/​British Medi­cal Journal 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 11 /​10.06.2018