Kurz und informativ

25.11.2018 | Medizin


Dual-Tra­cer ver­fei­nert Dia­gnose des Pro­sta­ta­kar­zi­noms

Zur Iden­ti­fi­zie­rung und Cha­rak­te­ri­sie­rung von Pro­sta­ta­kar­zi­no­men kom­bi­niert man bei der Dual-Tra­cer- Methode Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie und Posi­tro­nen- Emis­si­ons­to­mo­gra­fie. Dabei wird gleich­zei­tig radio­ak­tiv mar­kier­tes Flu­or­cho­lin und kurz­zei­tig strah­len­des Pro­stata-spe­zi­fi­sches Mem­bran- Pro­tein (68 Gal­lium-PSMA) ver­ab­reicht. Wäh­rend die Magnet-reso­nanz die Struk­tu­ren der Pro­stata genau abbil­det, brin­gen die spe­zi­fisch ein­ge­la­ger­ten „Tra­cer“ das Tumor­ge­webe zum Leuch­ten. Univ. Prof. Sharokh Sha­riat, Vor­stand der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Uro­lo­gie am AKH Wien, betonte, dass diese Vor­gangs­weise in 60 Pro­zent der Fälle zur Ver­än­de­rung der gewähl­ten The­ra­pie führe. „Ersetzt man das an PSMA gekop­pelte Gal­lium-Iso­top durch den Beta-Strah­ler Lute­tium, wird aus dem ‚Tra­cer‘ ein ziel­ge­rich­te­tes nukle­ar­me­di­zi­ni­sches Medi­ka­ment, das durch die län­ger­fris­tige Strah­lung auf loka­ler Ebene im Tumor die Zel­len zer­stört“, erläu­tert Prof. Mar­kus Mit­ter­hau­ser vom Lud­wig Boltz­mann-Insti­tut für ange­wandte Dia­gnos­tik in Wien. APA

Dia­be­tes mel­li­tus: doch keine Diagnose-Kontaktlinse 

Ein zen­tra­les Pro­jekt in sei­ner Medi­zin­tech­nik-Sparte hat der Google-Mut­ter­kon­zern Alpha­bet auf Eis gelegt. Zusam­men mit einem gro­ßen Phar­ma­un­ter­neh­men sollte eine Kon­takt­linse mit Sen­so­ren ent­wi­ckelt wer­den, die den Glu­kose-Gehalt der Trä­nen bestim­men. Aller­dings stellte sich bei dem seit 2014 lau­fen­den Pro­jekt her­aus, dass der Zusam­men­hang zwi­schen dem Glu­kose-Gehalt in den Trä­nen und im Blut nicht ver­läss­lich genug ist, um hier eine wei­tere Ent­wick­lung voran zu trei­ben. APA

Kor­ti­ka­lis­schrau­ben: wei­tere Einsatzgebiete 

Nach Zucker- und Magne­si­um­schrauen fin­den Kor­ti­ka­lis­schrau­ben ver­mehrt Ein­zug in die ortho­pä­di­sche Chir­ur­gie. Fle­xi­blere Bear­bei­tungs- und Anpas­sungs­op­tio­nen erge­ben wäh­rend der Ope­ra­tion Vor­teile im Hand­ling. Chris­tian Krasny vom Ortho­pä­di­schen Spi­tal Spei­sing in Wien hat die inno­va­ti­ven Kno­chen­schrau­ben seit dem Vor­jahr bei rund 20 Pati­en­ten erfolg­reich implan­tiert. Nach den Erfol­gen bei Han­d­ope­ra­tio­nen zur Ver­stei­fung von Fin­ger­ge­len­ken und bei man­chen Fuß­ope­ra­tio­nen soll diese Methode künf­tig auch bei ande­ren Indi­ka­tio­nen zum Ein­satz kom­men. APA

Ein Jahr Pause zwi­schen Schwangerschaften 

For­scher rund um Laura Schum­mers von der Uni­ver­si­tät von Bri­tish Colum­bia sind anhand einer Stu­die zur Erkennt­nis gekom­men, dass zwi­schen zwei Schwan­ger­schaf­ten eine Pause von min­des­tens einem Jahr lie­gen sollte. Für die Stu­die wur­den mehr als 148.000 Schwan­ger­schaf­ten von über 123.000 Frauen aus­ge­wer­tet. 1,2 Pro­zent der Frauen über 35 Jah­ren, die weni­ger als sechs Monate nach einer Geburt wie­der schwan­ger wur­den, erlit­ten laut Stu­die schwer­wie­gende Kom­pli­ka­tio­nen; auch die Leta­li­tät nahm zu. Bei einer Pause von etwa 18 Mona­ten sank das Risiko auf etwa 0,5 Pro­zent. Bei Frauen zwi­schen 20 und 34 Jah­ren hin­ge­gen war das Risiko für eine Früh­ge­burt bei zeit­nah auf­ein­an­der fol­gen­den Schwan­ger­schaf­ten erhöht. „Beson­ders wich­tig sind die Erkennt­nisse aber vor allem für ältere Frauen, da sie oft bewusst eher zu Schwan­ger­schaf­ten mit kur­zen Abstän­den ten­die­ren“, resü­miert Schum­mers. APA/​Jama Inter­nal Medicine 

Influ­enza: erste Infek­tion in Österreich 

Am Zen­trum für Viro­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien konnte vor kur­zem in einer ein­ge­sen­de­ten Probe die erste Infek­tion mit einem Influ­enza-Virus in die­ser Sai­son nach­ge­wie­sen wer­den. Beim Betrof­fe­nen han­delt es sich um einen Urlaubs­rück­keh­rer. In Öster­reich ist ebenso wie in Europa der­zeit keine epi­de­mi­sche Influ­enza-Virus­ak­ti­vi­tät zu ver­zeich­nen. APA/​Virologie MedUniWien 

Neu­ro­nen hem­men benach­barte Zellen 

Die Mus­tertren­nung im Gehirn – etwa, ob man an einem Ort auf Urlaub oder Dienst­reise war – wird dadurch gewähr­leis­tet, dass spe­zi­elle Neu­ro­nen ihre Zell-Nach­barn hem­men. Diese Ergeb­nisse hat ein For­scher­team rund um Peter Jonas vom Insti­tute of Sci­ence and Tech­no­logy (IST) Aus­tria in Klos­ter­neu­burg kürz­lich prä­sen­tiert. Die Wis­sen­schaft­ler haben im Zuge ihrer Unter­su­chun­gen an Mäu­sen die Schalt­kreise im Gyrus den­ta­tus, der für die Mus­tertren­nung zustän­dig ist, erkun­det. Dort hem­men Par­v­al­bu­min-expri­mie­rende Inter­neu­ro­nen haupt­säch­lich die Akti­vi­tät von benach­bar­ten Neu­ro­nen, was bei­spiels­weise im Cor­tex nicht der Fall ist. Nach­dem ähn­li­che Erin­ne­run­gen im Gyrus den­ta­tus getrennt wur­den, um Über­schnei­dun­gen zu ver­mei­den, spei­chert sie das Gehirn ein­zeln in der soge­nann­ten CA3-Region. APA/​Nature Communications 

Multi-Aller­gen­test mit getrock­ne­tem Blut 

For­scher um Univ. Prof. Rudolf Valenta vom Insti­tut für Patho­phy­sio­lo­gie und All­er­gie­for­schung der Med­Uni Wien haben unter­sucht, ob der Mul­ti­aller­gen­test mit­tels All­er­gie-Chip auch mit getrock­ne­tem Blut funk­tio­niert. Der von der Arbeits­gruppe um Valenta mit­ent­wi­ckelte All­er­gie-Chip basiert auf Fluo­res­zenz­mar­kier­ten Anti­kör­pern. Damit kann gleich­zei­tig auf bis zu 100 All­er­gene getes­tet wer­den. Ergeb­nis der Unter­su­chun­gen mit getrock­ne­tem Blut: Diese Pro­ben zei­gen das glei­che Ergeb­nis wie die Ana­lyse von fri­schem Serum im Labor – unab­hän­gig davon, wie lange die Probe bereits getrock­net war und bei wel­cher Tem­pe­ra­tur sie auf­ge­tra­gen wurde. Der Chip gilt mitt­ler­weile welt­weit als sicherste Methode zur Früh­erken­nung von All­er­gien. Med­Uni Wien 

84,03

Jahre bei weib­li­chen Neu­ge­bo­re­nen und 79,4 Jahre bei männ­li­chen Neu­ge­bo­re­nen – das ist die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung in Öster­reich. Dies geht aus dem neuen „Glo­bal Bur­den of Disease“-Report her­vor. Öster­reich liegt damit im west­eu­ro­päi­schen Durch­schnitt (84,21 Jahre bei weib­li­chen und 79,53 bei männ­li­chen Säug­lin­gen). APA/​The Lan­cet

Zell­stress för­dert Metastasierung 

Die zen­tra­len Schal­ter­pro­te­ine beim Mam­ma­kar­zi­nom haben Wis­sen­schaf­ter vom Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trum und vom Hei­del­ber­ger Insti­tut für Stamm­zell­for­schung und expe­ri­men­telle Medi­zin ermit­telt. Die ver­schie­de­nen Stress-Sti­muli akti­vie­ren in der Zelle das Enzym JNK(c‑Jun N‑terminale Kina­sen) als zen­tra­len Stress-Schal­ter. Für das aggres­sive Ver­hal­ten von Brust­krebs­zel­len sind die bei­den Pro­te­ine SSP1 sowie TNC ver­ant­wort­lich. Dabei han­delt es sich um Pro­te­ine der extra­zel­lu­lä­ren Matrix. SSP1 und TNC wer­den durch JNC ange­kur­belt. Erhiel­ten Mäuse im Tier­ver­such Brust­krebs­zel­len, bei denen SPP1 oder TNC gene­tisch aus­ge­schal­tet waren, blieb die JNK-Akti­vi­tät ohne nega­tive Fol­gen. Dazu Thor­dur Okars­son vom Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trum: „Wir wis­sen jetzt, dass wir die JNK als zen­tra­len Schal­ter für die Aggres­si­vi­tät der Brust­krebs­zel­len mit spe­zi­fi­schen Wirk­stof­fen aus­schal­ten, damit die Pro­duk­tion der Haupt­ak­teure SPP1 und TNC stop­pen und so die Metasta­sie­rung dros­seln kön­nen“. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 22 /​25.11.2018