Kurz und informativ

25.10.2018 | Medizin


Sozialversicherung: Rechnungshof kritisiert Kostendarstellung

Der Rechnungshof übt heftige Kritik an der von der Regierung geplanten Reform der Sozialversicherungen. Ungenügend ist demnach vor allem die Darstellung der Kosten. „Es fehlen transparente und nachvollziehbare Berechnungsgrundlagen“, so die Prüfer. Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker fordert daher eine Überarbeitung der Kostendarstellung. Aktuell fehle etwa der Nachweis zum Einsparen der von der Regierung behaupteten Milliarde. Zum Beispiel gebe es für die Annahme einer Reduktion der Verwaltungskosten um zehn Prozent keine inhaltliche Begründung. Außerdem würden die zu erwartenden Mehrkosten verschwiegen; Fusionskosten (Neuanmietung von Büros, EDV-Umstellungen, Beratungskosten etc.) würden nicht bewertet. Das Nettoergebnis der vorgeschlagenen Maßnahmen für die entstehende „Österreichische Gesundheitskasse“ (ÖGK) könnte in den ersten fünf Jahren nicht wie dargestellt positiv, sondern – selbst unter Berücksichtigung von Fusionskosten – „deutlich negativ“ sein. Der Rechnungshof stellt auch die Effizienzsteigerung in Frage: Die Zahl der Sozialversicherungsträger werde nur „nominell“ auf fünf reduziert, faktisch bestünden weiterhin zehn Träger. Von den derzeit fünf Betriebskrankenkassen sollen vier als betriebliche Wohlfahrtseinrichtungen weiter bestehen, ebenso die Notariats- Versicherung. Der Entwurf erfasst auch nicht die 15 Krankenfürsorgeanstalten. Als „problematisch“ sieht der Rechnungshof auch die geplante Abschaffung der Kontrollversammlung in den Trägern. Angesichts des hohen Gebarungsvolumens sei ein Kontrollgremium „unbedingt erforderlich“. Außerdem würden auch inhaltliche Vorgaben der Gesundheitsreform durch diesen Entwurf nicht umgesetzt.

Antikörper als Migräneprophylaxe

Monoklonale Antikörper eignen sich als Prophylaxe sowohl für Migräneattacken als auch für chronische Migräne. Diese Antikörper blockieren die Wirkung von Calcitonin Gene-Related-Peptide (CGRP), der im Zuge einer Migräneattacke ausgeschüttet wird. In Studien hat sich gezeigt, dass die drei neuen CGRP-Antikörper Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab wirksamer als Placebo sind, zu einer signifikanten Abnahme der Migränetage führen und speziell für die Vorbeugung geeignet sind. Erenumab ist bereits für den europäischen Markt zugelassen; Fremanezumab und Galcanezumab sind derzeit in den USA zugelassen. APA


Leptin ist nicht Ursache für Übergewicht

Entgegen bisheriger Annahmen ist nicht der gestörte Transport des Sättigungshormons Leptin Grund für Übergewicht. Wissenschafter um Luke Harrison vom Helmholtz-Zentrum in München haben mit Hilfe eines neuen 3D-Verfahrens bei Mäusen den Weg von Leptin als Video dargestellt. Fazit: Sowohl bei dünnen als auch bei dicken Mäusen gelangt Leptin in ausreichender Menge ins Gehirn. Demnach müsse, so die Schlussfolgerung der Wissenschafter, die Ursache für das Essverhalten in den Nervenzellen selbst liegen. Sie wollen ihre Forschungen nun auf die molekularen Mechanismen innerhalb der Nervenzellen fokussieren. Sind in weiterer Folge dann alle Abläufe des Sättigungsverhaltens entschlüsselt, könnten neue Therapien gegen Adipositas entwickelt werden. APA/International Journal of Obesity

Rheumatoide Arthritis: bessere Behandlungsoptionen

80 Prozent der Menschen, die an rheumatoider Arthritis leiden, können mit Unterstützung von Medikamenten ein normales Leben führen. Zu diesem zentralen Ergebnis kommen Priv. Doz. Daniel Aletaha und Univ. Prof. Josef Smolen von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie an der MedUni Wien im Zuge eines Reviews für das JAMA. Innovative Messtechniken, neue verfügbare Medikamente und ein generell verbessertes Management der Erkrankungen haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Nur noch 20 Prozent der Erkrankten sind „refraktär“ und erleiden trotz therapeutischer Interventionen immer wieder schwere Schübe. Vor 30 Jahren waren es noch 50 Prozent. Vor allem die personalisierte Medizin spielt bei Rheuma eine entscheidende Rolle; dabei kommen neben Biologika auch „Small Molecules“ zum Einsatz. MedUni Wien/JAMA


TBC: WHO plant Eindämmung

Aktuell geht weltweit die Zahl der Neuerkrankungen an Tuberkulose um zwei Prozent pro Jahr zurück. Bis 2030 soll die Erkrankung unter Kontrolle gebracht sein, so das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das kürzlich in New York präsentiert wurde. Weltweit gab es im Jahr 2017 zehn Millionen Neuerkrankungen; 1,6 Millionen Menschen starben daran. Als besonders problematisch erachten Experten die hohe Dunkelziffer: Von den Neuerkrankungen wurden 3,6 Millionen nicht diagnostiziert und somit nicht behandelt, was die Zahl der Neuansteckungen fördert. Eine kürzlich publizierte Meta-Analyse auf der Basis von Daten aus 50 wissenschaftlichen Studien aus 25 Staaten mit 12.030 Patienten hat ergeben, dass 2017 bei 61 Prozent der Tuberkulose-Patienten die Erkrankung ausgeheilt werden konnte. In Österreich wurden 2017 exakt 571 neu diagnostizierte Fälle von TBC registriert. APA/The Lancet

Risikofaktor für Myokardinfarkt identifiziert

Dass das kardiovaskuläre Risiko mit dem Anstieg des Lipoprotein(a)-Spiegels zusammenhängt, haben Forscher um Univ. Prof. Peter Willeit von der Medizinischen Universität Innsbruck nachgewiesen. In der „Lipoprotein(a) Study Collaboration (LPASC)“ haben die Wissenschaftler die Daten von 29.000 Patienten hinsichtlich des Auftretens von kardiovaskulären Ereignissen in Abhängigkeit vom Lipoprotein(a)-Spiegel analysiert. Willeit dazu: „Der Start einer Statin-Therapie reduzierte erwartungsgemäß die LDL-Cholesterinwerte, jedoch ohne Änderung der Lipoprotein(a)-Konzentration. Das errechnete kardiovaskuläre Restrisiko stieg mit der Höhe des Lipoprotein(a)-Spiegels geradezu linear an“. Unter einer Statintherapie wird der Zusammenhang noch stärker sichtbar: Ist das LDL-Cholesterin gesenkt, werde der Lp(a)-Spiegel für die Vorhersage des kardiovaskulären Restrisikos noch wichtiger, so Willeit. Wirkstoffe, die den Lipoprotein(a)-Spiegel selektiv senken, sind bereits in Erprobung und sollen schon bald in Phase II- und Phase III-Studien getestet werden. APA

Neu: fluoreszierende Nanopartikel zur Karzinomdetektion 

Internationale Forscherteams in Portugal, Norwegen und Innsbruck unter der Leitung von Paul Debbage von der Medizinischen Universität Innsbruck haben fluoreszierende Nanopartikel entwickelt, die sich an Zellmembranen von Krebszellen binden sollen. Beispielsweise bei Darmkrebs können so die fluoreszierenden Karzinomzellen im Zuge der Darmspiegelung schon in einem frühen Stadium entdeckt werden. Die entwickelten Nanopartikel basieren auf einem Bestandteil des Blutserums, die auf der einen Seite einen Farbstoff, auf der anderen Seite eine Antikörper tragen. Diese speziellen Antikörper sollen ein bestimmtes Eiweiß in der Zellmembran von Krebszellen erkennen und daran binden. Das Team in Portugal arbeitet mit Nanopartikeln aus Gold, jenes in Norwegen mit Partikeln aus Kunststoff. Im Tierversuch an Mäusen ist allen drei Team der Nachweis der Wirksamkeit gelungen. Den Aussagen von Debbage zufolge ließe sich diese Methode grundsätzlich bei allen Karzinomen einsetzen, die von außen zugänglich sind. APA

5.104

Personen über 60 Jahre aus zwölf Ländern wurden im Rahmen einer Umfrage eines Pharmakonzerns zu ihrem Wissensstand über den Grauen Star befragt. Acht von zehn gaben an, kaum bis gar nichts darüber zu wissen. 43 Prozent wussten nicht, dass es sich dabei um einen natürlichen Alterungsprozesses handelt. APA

Nervenverletzungen nach Operation erstmals sichtbar

Die Verletzung von kleinsten sensiblen Hautnerven am vorderen und inneren Oberschenkel sowie im Kniebereich können die Ursache für monatelange Schmerzen nach Knieoperationen sein. Ein interdisziplinäres Forschungsteam um Georg Riegler von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien konnte in Kooperation mit dem Private Ultrasound Center, der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie sowie dem Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der MedUni Wien diese kleinen Hautnerven mittels hochauflösendem Ultraschall sichtbar machen. So wurden erstmals der Ramus infrapatellaris und die verzweigten Hautäste des N. femoralis dargestellt. Darüber hinaus konnte auch gezeigt werden, dass diese Nervenbahnen hoch variabel sind und bei jedem Menschen anders verlaufen.
MedUni Wien/Arthroscopy/Ultraschall in der Medizin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2018