Kurz und informativ

25.04.2018 | Medizin


Unbe­kannte Struk­tur im Kör­per ent­deckt

US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher haben her­aus­ge­fun­den, dass das Inters­ti­tium nicht – wie bis­her ange­nom­men – dich­tes Gewebe ist, son­dern auch aus einem Netz aus flüs­sig­keits­ge­füll­ten Hohl­räu­men besteht. Das Gewebe erschien in Biop­sien fest, weil die che­mi­sche Fixie­rung von Gewe­be­pro­ben zwar Zell­ele­mente und Struk­tu­ren bewahrt, aber viel Flüs­sig­keit ent­zieht, sodass das Netz­werk kol­la­biert. Ärzte des Mount Sinai Beth Israel Medi­cal Cen­ter in New York hat­ten mit­hilfe der Kon­fo­ka­len Laser-Endo­mi­kro­sko­pie bereits 2015 den Gal­len­gang eines Pati­en­ten unter­sucht und ein Netz von Hohl­räu­men ent­deckt, das noch nicht ana­to­misch beschrie­ben war. Ana­ly­sen zeig­ten, dass das Sys­tem den gan­zen Kör­per durch­zieht. Die For­scher ver­mu­ten, dass sich bei­spiels­weise Hor­mone oder Krebs­zel­len durch das Netz­werk ver­brei­ten kön­nen. „Diese Erkennt­nis hat das Poten­tial für dra­ma­ti­sche Fort­schritte in der Medi­zin, dar­un­ter die Mög­lich­keit, dass Pro­ben der Inters­ti­ti­al­flüs­sig­keit ein wich­ti­ges Dia­gno­se­werk­zeug wer­den“, so Stu­di­en­lei­ter Neil Theise. APA/​Scientific Reports

Vit­amin-D-Man­gel bei Senio­ren ausgleichen 

Ältere Men­schen – vor allem über 70-Jäh­rige – sind als Folge der Haut­al­te­rung beson­ders anfäl­lig für Vit­amin-D-Man­gel. Weil der Bedarf kaum aus natür­li­chen Lebens­mit­teln – auch nicht in Kom­bi­na­tion mit stär­ke­rer Son­nen­ex­po­si­tion – gedeckt wer­den kann, sei oft eine Vit­amin-D-Sup­ple­men­tie­rung erfor­der­lich, wie Jür­gen Bauer, Prä­si­dent der Deut­schen Gesell­schaft für Ger­ia­trie, erklärte. Außer­dem sei auf eine aus­rei­chende Zufuhr an Pro­tein zu ach­ten: Die offi­zi­elle Emp­feh­lung liegt für Senio­ren bei einer Zufuhr von einem Gramm Eiweiß pro Kilo­gramm Kör­per­ge­wicht pro Tag. APA

Ab 100 Gramm 

Alko­hol pro Woche steigt das Ster­be­ri­siko. Inter­na­tio­nale Wis­sen­schaf­ter haben 83 Stu­dien mit fast 600.000 Per­so­nen mit Alko­hol­kon­sum ana­ly­siert. Ergeb­nis: Im Alter von 40 Jah­ren ver­rin­gert ein Alko­hol­kon­sum von 100 bis 200 Gramm pro Woche die Lebens­er­war­tung um sechs Monate, bei 200 bis 350 Gramm pro Woche um ein bis zwei Jahre und bei mehr als 350 Gramm Alko­hol pro Woche um vier bis fünf Jahre. APA/​The Lancet 


Alz­hei­mer: Blut­test zeigt früh­zei­tig Risiko

Wis­sen­schaf­ter der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum (RUB), des Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trums (DKFZ) und des Krebs­re­gis­ters Saar­land haben einen Blut­test zur früh­zei­ti­gen Erken­nung von M. Alz­hei­mer ent­wi­ckelt. In breit ange­leg­ten Lang­zeit­un­ter­su­chun­gen konn­ten damit in 70 Pro­zent der Fälle jene Pro­ban­den iden­ti­fi­ziert wer­den, die spä­ter eine Alz­hei­mer-Demenz ent­wi­ckel­ten – und dies durch­schnitt­lich acht Jahre vor der kli­ni­schen Dia­gnose. In neun Pro­zent der Fälle war das Ergeb­nis aller­dings falsch posi­tiv. Aus die­sem Grund ist der Test den For­schern zufolge aktu­ell noch nicht zur allei­ni­gen Früh­dia­gnose von Alz­hei­mer geeig­net. APA

Gehirn: Ener­gie­ef­fi­zi­enz höher als angenommen 

In Hirn-Schnit­ten unter­suchte ein Team um Peter Jonas und Jua Hu vom Insti­tute of Sci­ence and Tech­no­logy Aus­tria (IST) in Klos­ter­neu­burg, wie die Akti­ons­po­ten­tiale ent­lang der Axone bei spe­zi­el­len Ner­ven­zel­len (Par­v­al­bu­min expri­mie­rende GABAerge Inter­neu­ren) wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Diese Gehirn­zel­len sind wich­tig für die Unter­schei­dung von Erfah­run­gen. Ent­ge­gen der bis­he­ri­gen Annahme, dass die schnel­len kur­zen Akti­ons­po­ten­tiale die­ser Ner­ven­zel­len sehr Ener­gie-auf­wän­dig sind, mini­miert die kom­ple­men­täre Steue­rung die Über­lap­pung der Na- und Ka-Ströme, wodurch die Signal­über­tra­gung opti­miert wird. Dem­nach ist die Ener­gie für ihre Akti­ons­po­ten­tiale nur ein­ein­halb Mal so groß wie das theo­re­tisch berech­nete Mini­mum. APA/​Neuron

The­ra­pie des Mamma-Kar­zi­noms: keine erhöhte kar­diale Mortalität 

Ob Chemo- und Strah­len­the­ra­pie bei Frauen, die an einem Mam­ma­kar­zi­nom lei­den, die Mor­ta­li­tät durch Herz­er­kran­kun­gen erhö­hen, haben Wis­sen­schaf­ter des Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trums (DKFZ) in Hei­del­berg unter­sucht. Das Team um Her­mann Bren­ner hat Daten von knapp 350.000 Pati­en­tin­nen aus US-ame­ri­ka­ni­schen Krebs­re­gis­tern ana­ly­siert, die zwi­schen 2000 und 2011 an Brust­krebs erkrankt und mit einer Strah­len- oder Che­mo­the­ra­pie behan­delt wur­den. Diese Daten ver­gli­chen sie mit Daten der weib­li­chen Durch­schnitts­be­völ­ke­rung. Ergeb­nis: Zwar kön­nen bestimmte Che­mo­the­ra­peu­tika und die Strah­len­the­ra­pie Herz­mus­kel­schä­den aus­lö­sen; aber es zeigte sich sta­tis­tisch kein nega­ti­ver Ein­fluss auf die Mor­ta­li­tät im Ver­gleich zur durch­schnitt­li­chen Bevöl­ke­rung. Ein gutes Risi­ko­ma­nage­ment in den Kli­ni­ken sowie eng­ma­schige Kon­trol­len schei­nen die erhöh­ten Risi­ken auf­zu­fan­gen. APA/​European Heart Journal 

Influ­enza: neuer Angriffsmechanismus 

In Zell­kul­tu­ren woll­ten Zür­cher Wis­sen­schaf­ter erfor­schen, wel­che Anti­kör­per Influ­en­za­vi­ren am wirk­sams­ten bekämp­fen. Dabei schnit­ten die Anti­kör­per des Sub­typs IgA1 am bes­ten ab. Sie kön­nen Viren an zwei Stel­len angrei­fen, weil sie mit Sia­l­in­säu­ren aus­ge­stat­tet sind, die Grip­pe­vi­ren eher unspe­zi­fisch und breit angrei­fen – zusätz­lich zur erwor­be­nen Immu­ni­tät. Weil IgA-Anti­kör­per schwie­rig zu hand­ha­ben sind, wol­len die For­scher nun den Sia­l­in­säure-Anteil der IgA1-Anti­kör­per auf die ein­fa­cher zu hand­ha­ben­den IgG-Anti­kör­per auf­pfrop­fen. „Damit wür­den wir die Vor­teile der bei­den Anti­kör­per­ar­ten kom­bi­nie­ren“, so Lars Han­g­art­ner, frü­her am Insti­tut für Medi­zi­ni­sche Viro­lo­gie der Uni­ver­si­tät Zürich tätig und jetzt am The Scripps Rese­arch Insti­tute in den USA. APA/​Cell Reports


Schä­del-Hirn-Trauma erhöht Demenz-Risiko

For­scher um Jesse Fann von der Uni­ver­sity of Washing­ton School of Medi­cine in Seat­tle haben unter­sucht, ob Schä­del-Hirn-Trau­men das Risiko für eine spä­tere Demenz erhö­hen. Dafür haben sie Daten aus dem däni­schen Pati­en­ten­re­gis­ter von fast drei Mil­lio­nen Men­schen über einen Zeit­raum von 36 Jah­ren aus­ge­wer­tet. Ergeb­nis: Durch ein Schä­del-Hirn-Trauma steigt das Risiko einer Demenz­er­kran­kung um 24 Pro­zent. Das gilt auch bei leich­te­ren Ver­let­zun­gen wie etwa einer Gehirn­er­schüt­te­rung; aller­dings steigt das Risiko mit Zahl und Schwere der Hirn­ver­let­zun­gen. Das abso­lute Risiko bleibt den­noch gering: In der Unter­su­chung hat­ten 5,3 Pro­zent der von Demenz Betrof­fe­nen eine Hirn­ver­let­zung erlit­ten; bei Pro­ban­den ohne Demenz waren es 4,7 Pro­zent. APA/​The Lan­cet Psychiatry 


© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 8 /​25.04.2018