Standpunkt Thomas Szekeres: 1 Milliarde für Gesundheit 

25.09.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


1 Milliarde für Gesundheit

© Stefan Seelig

Ein Vorhaben der Regierung wird nunmehr offenbar umgesetzt, die Zusammenlegung der Sozialversicherungen. Die Gebietskrankenkassen werden zu einer österreichweiten Versicherung fusioniert, wobei Landesverwaltungen bleiben. Welche Kompetenzen in den Bundesländern bleiben und was alles zentral geregelt wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Jedenfalls soll bei der Verwaltung und nicht am Patienten gespart werden. Man spricht von einer Milliarde. Die sollte in das Gesundheitssystem fließen: für mehr Ressourcen, für mehr Leistungen an die Patienten. Und für mehr Geld für die wohnortnahe Versorgung. Dann hat die Zusammenlegung einen Sinn.

Denn: Noch wichtiger als die Zusammenlegung ist die Harmonisierung von Leistungen, die den Patienten geboten werden. Damit wurde bereits begonnen, und dies kann nur begrüßt werden. Wenn man unter Harmonisierung nicht Kürzung versteht, wird das mehr kosten. Denn dann werden Leistungen die derzeit nur privat oder in Spitälern erbracht werden, zu Kassenleistungen. Das ist auch gut und gerecht so. Nuklearmedizinische Leistungen in Wien, erleichterter Zugang zu CT und MR, das alles wird von der Sozialversicherung erbracht.

Wir benötigen dazu auch mehr Kassenärzte zu besseren Konditionen, denn die Bewerbungen werden immer weniger und die unbesetzten Arztstellen immer mehr. Das bei einer rasch wachsenden und älter werdenden Bevölkerung.

Nicht zuletzt brauchen wir auch eine Digitalisierungsoffensive für das Gesundheitswesen. Damit die Digitalisierung den Patienten nützt und die Behandler unterstützt! Die Ärzteschaft muss dafür sorgen, dass der Mensch im Mittelpunkt des digitalen Wandels steht und nicht Industrieinteressen. Auch das wird kosten.

Daraus ergibt sich eine ganz klare Forderung, die Milliarde Euro, welche man durch die Strukturreform einzusparen erhofft, muss jetzt in Zeiten boomender Konjunktur in die medizinische Versorgung investiert werden, um in Österreich flächendeckend die benötigten Leistungen anbieten zu können und um zukunftsfit zu sein. Damit wird man auch Spitalsambulanzen entlasten und es schaffen, wieder ausreichend Bewerber für Kassenpraxen zu haben.

Mehr Leistungen, mehr Ärzte, insbesondere Hausärzte, und eine bei den Patienten sehr beliebte und sehr sinnvolle wohnortnahe Betreuung der älter und (chronisch) kränker werdenden Bevölkerung ist wichtig und dringend!

a.o. Univ.-Prof. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2018