Gewalt­prä­ven­tion: Nein zu Aggres­sion und Gewalt in Arztpraxen

25.10.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


In einem ers­ten Schritt wird die Ärz­te­kam­mer eine interne Umfrage unter nie­der­ge­las­se­nen Ärz­tin­nen und Ärz­ten star­ten, um sich über die Dimen­sion der Aggres­sion und Gewalt in Arzt­pra­xen Klar­heit zu ver­schaf­fen.
Michael Heinrich

„Aggres­si­ves Ver­hal­ten und Gewalt von Pati­en­ten gegen­über Ärz­tin­nen und Ärz­ten darf es nicht geben. Wir wer­den jetzt sehr genau ana­ly­sie­ren, wie häu­fig die­ses Pro­blem auch in den Arzt­pra­xen vor­kommt, und dann ent­spre­chende Maß­nah­men vor­schla­gen“, sagt Johan­nes Stein­hart, Obmann der Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte und Vize­prä­si­dent der ÖÄK, in einer Reak­tion auf aktu­elle Medi­en­be­richte über die stei­gende Gewalt in Krankenhäusern. 

Gerade in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit wurde die offen­bar stei­gende Gewalt­be­reit­schaft in öster­rei­chi­schen Spi­tä­lern und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen immer wie­der zum Thema. Medien zitier­ten auch öster­rei­chi­sche Unfall-Sta­tis­ti­ken, wonach neben Poli­zis­ten die Ange­hö­rige von Gesund­heits­be­ru­fen beruf­lich am meis­ten von Gewalt betrof­fen sind. 

Es gebe zwar zuneh­mend Hin­weise auf einen Anstieg der Aggres­sion gegen­über nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten und Sprech­stun­den­hil­fen bis hin zum Ein­satz von Gewalt, jedoch zeichne das bis­her kein schlüs­si­ges Gesamt­bild, sagt Stein­hart: „In einem ers­ten Schritt wird die Ärz­te­kam­mer des­halb eine interne Umfrage unter nie­der­ge­las­se­nen Ärz­tin­nen und Ärz­ten star­ten, um sich über die Dimen­sion des The­mas ‚Aggres­sion und Gewalt in Arzt­pra­xen‘ Klar­heit zu verschaffen.“ 

Ent­schei­dend sei auch, was sich Ärz­tin­nen und Ärzte wün­schen, um ein stär­ke­res Sicher­heits­ge­fühl zu haben, sagt Stein­hart; „Je nach Ergeb­nis wer­den wir ein geeig­ne­tes Maß­nah­men­pa­ket erar­bei­ten. Das kann zum Bei­spiel Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­lien, Kurse zum rich­ti­gen Umgang mit aggres­si­ven Pati­en­ten oder eine Hot­line umfas­sen – abhän­gig von den Ergeb­nis­sen unse­rer Befragung.“ 

Ein Blick nach Deutsch­land zeigt, dass drin­gend Hand­lungs­be­darf besteht. In deut­schen Arzt­pra­xen, so berich­tet die als höchst seriös gel­tende Frank­fur­ter All­ge­meine Zei­tung das Ergeb­nis einer Befra­gung der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung, kommt es an jedem Arbeits­tag 288 Mal zu kör­per­li­cher Gewalt. Jeder vierte nie­der­ge­las­sene Arzt habe in Deutsch­land in sei­nem Berufs­le­ben bereits Erfah­rung mit kör­per­li­cher Gewalt durch Pati­en­ten gemacht. Dazu kom­men die viel­fach beklag­ten Über­griffe bei Ret­tungs- und Not­fall­sta­tio­nen der Krankenhäuser. 

Kein Wun­der, dass der Vor­stand der deut­schen Bun­des­ärz­te­kam­mer kürz­lich for­dert, der Gewalt gegen Ärzte vor­zu­beu­gen: „Gewalt­prä­ven­tion fängt bereits damit an, dass der Arbeit von Ärz­ten die Aner­ken­nung ent­ge­gen­ge­bracht wird, die sie ver­dient.“ Und: „Gewalt gegen Ärzte ist gesamt­ge­sell­schaft­lich zu äch­ten. Jeder Ein­zelne ist gefor­dert, jeg­li­cher Form von ver­ba­ler oder kör­per­li­cher Gewalt in Pra­xen, Ret­tungs­am­bu­lan­zen oder im öffent­li­chen Raum, soweit es die Situa­tion und die eigene Sicher­heit zulässt, ent­ge­gen­zu­tre­ten.“ Aus­sa­gen, die den Ernst der Lage zwei­fel­los verdeutlichen. 

„Die Sicher­heit von Ärz­ten und Ange­hö­ri­gen ande­rer Gesund­heits­be­rufe ist ein sehr wesent­li­cher Bestand­teil der Gesund­heits­ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung. Wir Ärz­tin­nen und Ärzte sind Hel­fer und Ret­ter, wir ver­die­nen für unsere Arbeit Respekt, Unter­stüt­zung und selbst­ver­ständ­lich Schutz vor jeder Form kör­per­li­cher oder ver­ba­ler Gewalt“, sagt Stein­hart. „Eine Ver­ro­hung des Ver­hal­tens durch einige Pati­en­ten und ihre Ange­hö­ri­gen, und Aggres­sion und Gewalt gegen­über Ärz­ten darf eine Ärz­te­ver­tre­tung auf kei­nen Fall hin­neh­men. Hier müs­sen unbe­dingt geeig­nete Maß­nah­men gesetzt werden.“ 


Die mit „Aktu­el­les aus der ÖÄK“ gekenn­zeich­ne­ten Sei­ten ste­hen unter der redak­tio­nel­len Ver­ant­wor­tung von Michael Hein­rich, Lei­ter der Öffent­lich­keits­ar­beit der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer. 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2018