Ärztinnen-Befragung: Anliegen ernst nehmen

10.04.2018 | Aktuelles aus der ÖÄK


Fast die Hälfte der österreichischen Ärzteschaft ist weiblich. Mit aktuell 47 Prozent ist der Frauenanteil um neun Prozent höher als noch vor zehn Jahren. Doch gerade für Ärztinnen ist es immer noch schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Andrea Riedel

Anlässlich des Welt-Frauentages im März hat die Österreichische Ärztekammer die Politik einmal mehr aufgefordert, die Anliegen von Ärztinnen verstärkt ernst zu nehmen. Die ÖÄK selbst startet noch heuer eine österreichweite Ärztinnen- Befragung. ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres: „Aus persönlichen Gesprächen mit Kolleginnen weiß ich, dass Frauen in den verschiedenen Phasen ihres Berufslebens höchst unterschiedliche familiäre Aufgaben zu bewältigen haben, die zwar immer herausfordernd, aber im Zeitausmaß wechselnd sind.“

Die daraus erwachsenden beruflichen Bedürfnisse könnten nur dann individuell erfüllt werden, wenn sie von der Gesundheitspolitik wahrgenommen und die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden, so Szekeres. Die Ärztekammer werde daher erstmalig in den nächsten sechs Monaten Ärztinnen darüber befragen, welche Änderungen ihres beruflichen Umfeldes ihnen wichtig sind. „Die Umfrage wird sich mit den spezifischen Herausforderungen der Ärztinnen im angestellten und niedergelassenen Bereich befassen. Fragestellungen zu Ausbildung, Karriere-Entwicklung, neuen Formen der Zusammenarbeit in der Niederlassung und zur Arbeitszeit sind Schwerpunkte der Umfrage. Aber auch Sexismus, Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz werden wir thematisieren. Die Ergebnisse werden wir dann als Arbeitsauftrag für die gesamte laufende Funktionsperiode der ÖÄK betrachten“, betont der Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

Ausgeglichene Geschlechterverteilung

Für die Präsidentin der Ärztekammer für Kärnten und Leiterin des ÖÄK-Referates für Gender-Mainstreaming und spezifische Berufs- und Karrieremodelle von Ärztinnen, Petra Preiss, zeige die ÖÄK mit dieser Initiative, dass sie Ärztinnen- Anliegen als eine Sache der gesamten Standesvertretung betrachte.

„Die Auswertung der Befragung und die Umsetzung der Anregungen werden langfristig auch positive Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung der Bevölkerung haben. Denn je mehr Ärztinnen ihre individuell verfügbare Arbeitszeit gezielt einsetzen können, desto eher können die bevorstehende Pensionierungswelle und der erwartete Mangel an Ärztinnen und Ärzten abgefedert werden“, ist Preiss überzeugt. Die Beseitigung ungerechtfertigter Unterschiede in der Berufsausübung werde dazu beitragen. Ihr „persönliches Anliegen“ sei darüber hinaus „eine ausgeglichene Geschlechterverteilung bei den MandatarInnen und ReferentInnen in allen Länderkammern und auf ÖÄK-Ebene. Die Ärztekammer für Kärnten hat hier bereits eine Vorreiterrolle. Frauen haben das Recht, ihre Anliegen selbst zu transportieren und sollten diese Möglichkeit auch nutzen. Die Unterstützung der Standespolitik für Ärztinnen auch durch die männlichen Mandatare ist dabei der Anspruch, den ich an eine echte solidarische Kammer stelle“, so Preiss.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2018