CIRS­me­di­cal: Tech­ni­scher Defekt bei Dialyse

10.11.2017 | Service


Im Rah­men einer Dia­lyse mit Citrat-Anti­ko­agu­la­tion kommt es bei einem Mann in der Inten­siv­pflege im Rou­ti­ne­be­trieb eines Kran­ken­hau­ses an einem Wochen­tag zu einem Zwi­schen­fall, wie ein Arzt mit mehr als fünf Jah­ren Berufs­er­fah­rung berichtet.

Bei einem Mann mit einem aku­ten Nie­ren­ver­sa­gen (Alters­gruppe zwi­schen 71 und 80 Jah­ren) war die Indi­ka­tion zu einer kon­ti­nu­ier­li­chen CVVHD mit Citrat Anti­ko­agu­la­tion gege­ben. Bei der rou­ti­ne­mä­ßi­gen Blut­gas­kon­trolle circa fünf Minu­ten nach Dia­ly­se­be­ginn war bereits eine Hypo­cal­ci­ämie (ioni­sier­tes Ca 0,92) zu sehen. In der vor­ge­zo­ge­nen Ver­laufs­kon­trolle nach drei Stun­den: iCa 0,79. Cal­ci­um­sub­sti­tu­tion deut­lich erhöht laut Richt­li­nien; kurz­fris­tige Ver­laufs­kon­trolle nach 1,5 Stun­den: iCa 0,59. Dar­auf­hin Abbruch der Dia­lyse, Gabe von iv Cal­cium. Die mel­dende Per­son nennt als wahr­schein­lichste Ursa­che für das Ereig­nis einen Knick im Cal­cium-zufüh­ren­den Schlauch; die­ser Knick war offen­sicht­lich nicht kom­plett, wes­halb das Gerät nicht alar­mierte. Das Per­so­nal wird über die­sen Feh­ler im Rah­men der Abtei­lungs­be­spre­chun­gen infor­miert; die Mel­dung an den Her­stel­ler der Dia­ly­se­ma­schine bezie­hungs­weise des Schlauch­sets wird erfolgen.

Als beson­ders ungüns­tig wird erwähnt: Blut­gas­kon­trol­len sind vom zeit­li­chen Rah­men auf medi­zi­ni­sche Ereig­nisse aus­ge­rich­tet; sie eig­nen sich nicht, um einen tech­ni­schen Feh­ler mit der auf medi­zi­ni­sche Pro­bleme aus­ge­leg­ten Fre­quenz früh­zei­tig zu erkennen.

Feed­back des CIRS-Team­s/­Fach­kom­men­tar

Lösungs­vor­schlag bzw. Fall­ana­lyse: Beim ers­ten Auf­tre­ten einer Hypo­cal­ci­ämie (sys­te­misch ioni­sier­tes Cal­cium) in der Blut­gas­ana­lyse (Ent­nahme meis­tens aus lie­gen­dem Arte­ri­en­ka­the­ter bezie­hungs­weise zen­tral venö­sen Kathe­ter) unter 1,12 mmol/​l ist als erste Maß­nahme die sorg­fäl­tige Kon­trolle des Schlauch­sys­tems erfor­der­lich. Mit der durch­ge­führ­ten Kon­trolle des Schlauch­sys­tems kann ein Abkni­cken oder Ver­dre­hen bezie­hungs­weise eine Ein­engung des Cal­cium füh­ren­den Schlau­ches rasch erkannt wer­den. Eben­falls ist eine Über­prü­fung auf Dicht­heit durch­zu­füh­ren. Bei kor­rek­tem Schlauch­sys­tem und wei­ter bestehen­der Hypo­cal­ci­ämie sind nach ärzt­li­cher Anord­nung die Ein­stel­lun­gen der Cal­ci­um­sub­sti­tu­tion am Medi­zin­pro­dukt zur kon­ti­nu­ier­li­chen Nie­ren­er­satz­the­ra­pie vor­zu­neh­men. Eine eng­ma­schige Kon­trolle, ein- bis zwei­stünd­lich, des sys­te­misch ioni­sier­ten Cal­cium, durch die Blut­gas­ana­lyse ist indi­ziert (nach ärzt­li­cher Anordnung).

Recht­li­che Gege­ben­hei­ten: Die Schu­lun­gen der Mit­ar­bei­ter im Rah­men der Anwen­dung einer Hämo­dia­lyse müs­sen nach dem §83 des Medi­zin­pro­duk­te­ge­set­zes nach­weis­lich aufliegen.

Gefah­ren-/Wie­der­ho­lungs­po­ten­tial: Eher gering auf­grund von regel­mä­ßi­gen Mit­ar­bei­ter­schu­lun­gen und durch Ver­öf­fent­li­chung der Stel­lung­nahme. Dadurch wird eine Sen­si­bi­li­sie­rung und damit erhöhte Acht­sam­keit auf diese even­tu­ell auf­tre­tende The­ma­tik (Abkni­cken oder Ver­dre­hen bezie­hungs­weise Ein­engung des Cal­cium füh­ren­den Schlau­ches) erreicht.

Sons­tige Anmer­kun­gen: Die Ent­wick­lung bezie­hungs­weise der Ein­satz eines mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Stan­dards zur Hämo­dia­lyse mit Citrat-Anti­ko­agu­la­tion und regel­mä­ßig durch­ge­führ­ten Schu­lun­gen kann eine qua­li­täts­ge­si­cherte Anwen­dung gewährleisten.

Exper­tIn des Kran­ken­haus Hietzing/​Wien
(Aspekt Pflege)

Tipp: www.cirsmedical.at

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2017