Nachruf Sabine Oberhauser

10.03.2017 | Politik

Via Facebook hatte Sabine Oberhauser Anfang Feber 2015 die Öffentlichkeit über ihre Krebserkrankung informiert. „Der Weg wird hart – wie für viele tausende andere Frauen auch – aber das Ziel ist erreichbar“, postete die Ministerin auf ihrer Facebook Seite. Und weiter: „Jetzt steht die Diagnose fest – es ist Unterleibskrebs. Feind erkannt – jetzt startet der Abwehrkampf!“ Diesen rund zweijährigen Kampf, an dem Oberhauser die Öffentlichkeit auch via Facebook teilhaben ließ, hat sie am 23. Feber im 53. Lebensjahr verloren.

Es scheint eine Ironie des Schicksals zu sein, denn: Der Krebstod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer war der Grund für die Regierungsumbildung im Kabinett Faymann II. Oberhauser folgte auf Alois Stöger, der das Infrastrukturressort von Doris Bures übernahm, die auf Barbara Prammer folgte. Mit 1. September 2014 wurde Oberhauser zur Bundesministerin für Gesundheit bestellt; mit 1. Juli 2016 übernahm sie – im Zuge der neuerlichen Regierungsumbildung des Kabinetts Faymann II/Kern – auch die Frauen- und Gleichbehandlungsagenden. Im Nationalrat war Oberhauser schon ab 2006 – zunächst als Gesundheitssprecherin, später als Sozialsprecherin der SPÖ.

Nach dem Medizinstudium in Wien absolvierte sie die Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde. Eine Ausbildung zur akademischen Krankenhausmanagerin an der WU Wien folgte mit dem Abschluss 2002; ein Master of Advanced Studies (MAS) in Gesundheitsmanagement an der Donau-Universität Krems im Jahr darauf.

Im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) war Oberhauser in Spitzenfunktionen tätig. 2009 wurde sie Vizepräsidentin des ÖGB – sie war die erste Ärztin, die dieses Amt innehatte. Darüber hinaus war sie von 2003 bis 2010 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ärztinnen im ÖGB. 2013 wurde sie zur Bundesfrauenvorsitzenden im ÖGB gewählt. All diese Positionen stellte sie mit dem Wechsel in die Bundesregierung ruhend. Oberhauser war kooptiertes Mitglied des SPÖ-Bundesparteivorstands und des SPÖ-Bundesparteipräsidiums. Sie war Mitglied im Landessanitätsrat Wien, Vizepräsidentin des Bunds Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker (BSA), wo sie auch einige Jahre lang das Amt der Frauenvorsitzenden bekleidete. 2004 wurde sie zur Vorsitzenden der Sozialdemokratischen ÄrztInnen Österreichs gewählt.

Oberhauser war von 1999 bis 2006 Kammerrätin der Ärztekammer für Wien; von 2003 bis 2006 Präsidialreferentin. In dieser Zeit engagierte sie sich unter anderem intensiv für die Anliegen der Turnusärzte, sie war Mitglied der Ausbildungskommission sowie Referentin für Gesundheitspolitik und Spitalsreform. 2005 erhielt sie für ihre Verdienste das Silberne Ehrenzeichen der Ärztekammer für Wien.

In einer ersten Reaktion erklärte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger, dass die österreichische Ärzteschaft mit Sabine Oberhauser „eine großartige Kollegin“ verliere. „Gerade in ihrem unermüdlichen Einsatz für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, getragen von den Werten Humanität, Qualität sowie Versorgungssicherheit für alle Österreicherinnen und Österreicher, aber auch in ihrer Sorge um jene, die in der Patientenversorgung beschäftigt sind, zeigte sich ihr großes Herz für die Menschen unseres Landes.“

Quer durch alle politischen Parteien wurden Oberhauser Respekt und Anerkennung gezollt: „eine Frau, die für ihre Werte und Überzeugungen eingestanden ist“ (Bundeskanzler Christian Kern); eine „geradlinige Kollegin mit Handschlagqualität“ (Vizekanzler Reinhold Mitterlehner); „eine erfahrene und profilierte Ministerin“ (Nationalratspräsidentin Doris Bures); „eine extrem warmherzige und extrem fleißige, vorbildliche Kollegin“ (VP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger); „eine der engagiertesten Politikerinnen des Landes“ (Eva Glawischnigg/Die Grünen); „fair und sachlich“ (Hans-Christian Strache/FPÖ); „eine leidenschaftliche Gesundheitspolitikerin“ (Matthias Strolz/NEOS).
AM

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2017