Prä­ven­tion: Wenn Schule gesund wird…

25.09.2017 | Politik


… sind die Kin­der von heute gesün­dere Erwach­sene von mor­gen. Eine Stu­die unter Wie­ner Volks­schü­lern hat die signi­fi­kante Wir­kung von Prä­ven­tion und Gesund­heits­er­zie­hung bewie­sen. Von Marion Huber

Acht- bis zehn­jäh­rige Kin­der einer Wie­ner Volks­schule, die Erzie­hung zu gesun­der Ernäh­rung und För­de­rung von regel­mä­ßi­ger Bewe­gung – bringt man all das zusam­men, hat man ein Prä­ven­ti­ons­pro­gramm, das nach­weis­lich die Gesund­heit för­dert und Wohl­stands­er­kran­kun­gen ver­min­dert. Das beweist das Pro­jekt „EDDY-young“ – ein Ernäh­rungs- und Bewe­gungs­pro­gramm für Volks­schü­ler – ein­drucks­voll. Kürz­lich hat die Wie­ner Ärz­te­kam­mer gemein­sam mit dem Pro­jekt­lei­ter Univ. Prof. Kurt Wid­halm einen Zwi­schen­be­richt präsentiert.

„Es ist eine so wesent­li­che Stu­die, dass die ein­ma­li­gen Ergeb­nisse in die Öffent­lich­keit getra­gen wer­den müs­sen“, ist der Prä­si­dent der Wie­ner und der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer, Univ. Prof. Tho­mas Sze­ke­res, über­zeugt. Weil Adi­po­si­tas und die Fol­ge­er­kran­kun­gen immer mehr auch immer jün­gere Kin­der betref­fen, müsse Prä­ven­tion schon im Kin­des­al­ter begin­nen. Laut WHO sind in Europa zwölf bis 16 Mil­lio­nen Kin­der unter fünf Jah­ren über­ge­wich­tig oder adi­pös. Sze­ke­res sieht es als Auf­gabe des öffent­li­chen Gesund­heits­sys­tems und der poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen, der Prä­ven­tion mehr Stel­len­wert bei­zu­mes­sen. „Es ist an uns allen, die­ser Ent­wick­lung gegen­zu­steu­ern. Wir wol­len zei­gen, dass es mög­lich ist, dies recht­zei­tig und mit rela­tiv ein­fa­chen Maß­nah­men zu tun“, betonte der Ärztekammerpräsident.

Ernäh­rung & Bewegung

„Tat­säch­lich zei­gen Zwi­schen­er­geb­nisse unse­res Pro­jekts, dass fun­dierte Ernäh­rungs- und Bewe­gungs­in­ter­ven­tio­nen im Volks­schul­al­ter wir­ken“, erklärte Wid­halm, der auch Prä­si­dent des Öster­rei­chi­schen Aka­de­mi­schen Insti­tuts für Ernäh­rungs­me­di­zin ist. 160 Schü­ler von acht bis zehn Jah­ren in Wie­ner Volks­schu­len haben bis­lang an der Stu­die teil­ge­nom­men. Von ihnen waren 72 in der Inter­ven­ti­ons­gruppe, die ein Schul­jahr lang pro Semes­ter acht Unter­richts­stun­den zum Thema Ernäh­rung sowie 16 Bewe­gungs­ein­hei­ten im Rah­men des regu­lä­ren Schul­un­ter­richts bekam. 88 Schü­ler bil­de­ten die Kon­troll­gruppe. Nach jedem Semes­ter wur­den das Ernäh­rungs­wis­sen und Ernäh­rungs­ver­hal­ten sowie anthro­po­me­tri­sche Kör­per­da­ten und kör­per­li­che Fit­ness erho­ben und mit Daten der Kon­troll­gruppe ver­gli­chen. Zu Beginn lit­ten ganze 36 Pro­zent aller Schü­ler an Über­ge­wicht: 16,3 Pro­zent waren über­ge­wich­tig, 13,3 Pro­zent adi­pös und 6,4 Pro­zent extrem adi­pös. Schon nach dem ers­ten Semes­ter zeigte sich in der Inter­ven­ti­ons­gruppe eine signi­fi­kante Ver­bes­se­rung der sport­mo­to­ri­schen Leis­tun­gen. Die Leis­tun­gen der Kon­troll­gruppe hat­ten sich nicht ver­än­dert. Nach zwölf Mona­ten war das Leis­tungs­ni­veau der Inter­ven­ti­ons­gruppe so deut­lich gestie­gen, dass die Grup­pen nahezu glei­che Werte erreich­ten. Außer­dem konn­ten in der Inter­ven­ti­ons­gruppe der BMI gesenkt, der Fett­an­teil redu­ziert sowie die Mus­kel­masse gestei­gert wer­den; ebenso haben sich Ernäh­rungs­wis­sen und Ernäh­rungs­ver­hal­ten verbessert.

Ent­schei­dend für den Erfolg sind laut Wid­halm ein frü­her Inter­ven­ti­ons­be­ginn im Volks­schul­al­ter und die Ein­be­zie­hung von Eltern und Leh­rern. „Eine kurz­fris­tige Inter­ven­tion kann schon viel beein­flus­sen. Aber Gesund­heits­prä­ven­tion ist ein Pro­zess, der in die gesamte Schul­zeit – ja in das gesamte Leben – inte­griert wer­den muss.“ Der Auf­trag sei daher klar: Pro­gramme die­ser Art müs­sen auf ganz Öster­reich aus­ge­wei­tet wer­den, ist Sze­ke­res über­zeugt. „Es muss mehr Geld in Prä­ven­tion inves­tiert wer­den, damit chro­ni­sche Krank­hei­ten – und damit auch die Gesund­heits­kos­ten – nicht wei­ter dra­ma­tisch anstei­gen.“ In den Wahl­pro­gram­men ist die Prä­ven­tion immer­hin über­all ein Thema – jetzt sei es an der Zeit, auch Maß­nah­men zu setzen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2017