kurz & informativ: Politische Kurzmeldungen

25.11.2017 | Politik


Physikalische Medizin: Kapazitäten ausbauen

Die Physikalische Medizin und Rehabilitation sehe sich mit einem stetig wachsenden Bedarf konfrontiert, betonte Friedrich Hartl, Obmann der Bundesfachgruppe Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation der ÖÄK, kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien. Es sei absehbar, dass durch die steigende Lebenserwartung künftig sogar noch mehr Leistungen in diesem Bereich erforderlich sein werden. Dennoch gebe es – wie in den meisten anderen Fächern – „eine eklatante Unterversorgung“, so Hartl. Jede Investition in den Ausbau der Versorgung rechnet sich: So könnten bei den Krankenstandkosten im Bereich Stütz- und Bewegungsapparat durch eine adäquate physikalische Kombinationsbehandlung mehr als 23 Prozent (rund 500 Millionen) eingespart werden. Hartl weiter: „Grob geschätzt erspart ein ausgegebener Euro allein bei diesem Kostenfaktor zwei Euro an Folgekosten.“

Tbc: mehr Anstrengungen nötig

Wenn die internationalen Anstrengungen zur weltweiten Eindämmung von Tbc nicht verstärkt werden, kann das WHO-Ziel, die dadurch bedingten Todesfälle bis 2030 um 90 Prozent und die Neuerkrankungen um 80 Prozent im Vergleich zu 2015 zu senken, nicht erreicht werden. Das ergab eine aktuelle Untersuchung der WHO. 2016 haben sich nach Schätzungen 10,4 Millionen Menschen mit Tbc infiziert – etwa so viele wie im Jahr zuvor. Erkannt und gemeldet wurden aber weniger als zwei Drittel. Mehr als die Hälfte der Neuerkrankungen entfallen auf fünf Länder: Indien, Indonesien, China, die Philippinen und Pakistan. Die Rate der Neuerkrankungen sinkt laut WHO um zwei Prozent pro Jahr. Um das 2030-Ziel zu erreichen, sind aber vier bis fünf Prozent nötig.


Lehrpraxis-Finanzierung: in Salzburg gelöst

Zufrieden mit dem in Salzburg erzielten Kompromiss der Systempartner zur Finanzierung der Lehrpraxis zeigte sich Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte der ÖÄK: „Das Salzburger Beispiel zeigt, dass es mit viel gutem Willen offenbar doch möglich ist, zukunftsweisende Lösungen zu finden. Wenn alle Beteiligten das Wohl der Patienten im Auge haben, kommen wir zu tragfähigen Beschlüssen.“ Der Obmann der ÖÄK-Bundessektion Allgemeinmedizin, Edgar Wutscher, forderte die Umsetzung des „Salzburger Modells“ in allen Bundesländern. Denn: „Nur mit ausreichend Allgemeinmedizinern lässt sich die von den Österreichern so geschätzte wohnortnahe Versorgung durch Hausärzte erfolgreich in die Zukunft führen und weiterentwickeln.“

Luxemburg will Cannabis als Medikament

Luxemburg will den Einsatz von Medikamenten mit Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) bei Patienten mit chronischen und schmerzhaften Erkrankungen testen. Die Verordnung soll unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen. Gesundheitsministerin Lydia Mutsch will mit der geplanten Gesetzgebung dafür sorgen, dass Cannabis in standardisierter Qualität therapeutisch genutzt werden kann.


Griechenland: Streik der Spitalsärzte

Griechische Spitalsärzte sind kürzlich in einen 24-stündigen Streik getreten, um gegen ein Gesetz zu protestieren, mit dem die Wochen-Arbeitszeit von aktuell höchstens 48 Stunden auf 60 Stunden erhöht werden kann. Außerdem protestieren sie gegen die Kürzung der Gehälter und fordern die Einstellung von mehr ärztlichem und nicht-ärztlichem Personal in den Krankenhäusern.


Smogalarm in Italien

In vielen Städten in Norditalien ist die Smog-Belastung wochenlang über den zulässigen Grenzwerten gelegen. In sieben lombardischen Provinzen – u.a. in den Großstädten Mailand, Bergamo, Brescia und Mantua – sind deshalb Maßnahmen zur Einschränkung des Verkehrs in Kraft getreten.Die Luftverschmutzung könnte in Italien 60.000 Todesfälle pro Jahr verursachen. Auf 100 Einwohner kommen 58 Autos – mehr als in jedem anderen EU-Land, wie eine Erhebung des Automobilklubs ACI ergab. 16 Millionen der 35 Millionen Fahrzeuge sind älter als zehn Jahre.

ÖÄK fordert Ausweitung des Rauchverbots

In einer einstimmig verabschiedeten Resolution hat sich der ÖÄK-Vorstand in seiner Sitzung Mitte November gegen eine Aufweichung oder Aufhebung des Rauchverbots in der Gastronomie und eindringlich für eine Ausweitung des Nichtraucherschutzes ausgesprochen. Bekanntlich soll nun nach der dreijährigen Übergangszeit mit 1. Mai 2018 ein komplettes Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft treten. Im Zuge der Koalitionsverhandlungen wurde darüber neuerlich diskutiert. Generelle Rauchverbote in anderen EU-Ländern haben gezeigt, dass damit Herzinfarkte, Atemwegserkrankungen, Angina pectoris sowie die Frühgeburtenrate reduziert werden können.


Krankenkassen: elf Millionen Euro Defizit

Die Krankenkassen haben ihre Prognose für heuer von einem Defizit von 37 Millionen Euro (Stand August) auf ein Minus von elf Millionen korrigiert. Hauptverbandsvorsitzender Alexander Biach führt dies auf intensive Anstrengungen der Krankenversicherungsträger zurück. Die Ausgaben für Ärzte und Spitäler sollen heuer um 4,7 beziehungsweise 4,9 Prozent steigen; für Medikamente um 4,2 Prozent. Von den neun Gebietskrankenkassen rechnen die GKK in Niederösterreich, dem Burgenland, der Steiermark, Kärnten und Tirol mit einer ausgeglichenen Bilanz. Ein Minus erwarten die GKK Wien (minus 16 Millionen Euro), Oberösterreich (minus 13,9 Millionen Euro), Vorarlberg (minus 3,3 Millionen Euro) und Salzburg (minus 0,7 Millionen Euro). Mit einem Defizit rechnen auch die Versicherungsanstalten für Eisenbahn und Bergbau VAEB (minus 1,3 Millionen Euro) und jene für öffentlich Bedienstete BVA (minus 0,7 Millionen Euro). Von einer positiven Bilanz gehen die Sozialversicherungen der gewerblichen Wirtschaft SVA (plus 1,9 Millionen Euro) und der Bauern SVB (plus 3,4 Millionen Euro) aus.


Kinder- und Jugendpsychiatrie: viel erreicht, viel zu tun

Seit der Einrichtung des Sonderfachs Kinder- und Jugendpsychiatrie vor zehn Jahren konnte in der Versorgung viel erreicht werden – von einer flächendeckenden, leitliniengerechten Betreuung sei man aber noch weit entfernt, wie Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte der ÖÄK, kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien betonte. Valide Studiendaten für Österreich liegen seit Kurzem vor. Demnach ist ein Viertel der Zehn- bis 18-Jährigen therapiebedürftig, hochgerechnet also rund 170.000 Betroffene in Österreich. Von ihnen bräuchten etwa 100.000 eine fachärztliche Behandlung. Aktuell sind in Österreich etwa 140 Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie versorgungswirksam tätig. Für eine flächendeckende Versorgung bräuchte man allerdings 300 bis 350 Fachärzte. „Wir brauchen daher mehr Ausbildungsplätze in den Spitälern und mehr Kassenstellen“, forderte Steinhart. Vor allem im Burgenland und in der Steiermark sei die Versorgungssituation nicht zufriedenstellend: Hier gibt es keine einzige Kassenstelle. In Vorarlberg dagegen habe man im stationären Bereich bereits Vollversorgung erreicht und auch im niedergelassenen Bereich fehlten nur mehr zwei der geforderten fünf Kassenstellen. „Große Defizite gibt es aber etwa auch in Wien, wo besonders viele Patienten ambulant versorgtwerden müssen. Die bestehenden fünf Ordinationen sind da heillos überlastet“, erklärte Charlotte Hartl, ÖÄK-Bundesfachgruppenobfrau Kinder- und Jugendpsychiatrie. Aktuell gibt es österreichweit 27 Kassenstellen – notwendig wären allerdings 106. Für die Vollversorgung im stationären Bereich bräuchte es ein Spitalsbett pro 10.000 Einwohner; dies entspricht etwa 860 tagesklinischen und stationären Plätzen. Aktuell gibt es rund knapp die Hälfte dieser Planbetten. Steinhart richtete einen dringenden Appell an die Krankenanstalten- Träger, für mehr Ausbildungsstellen an kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilungen zu sorgen: „Wenn wir so wie derzeit weiterhin nur 15 Fachärzte jährlich ausbilden, wird Österreich das Soll von 350 versorgungswirksamen Fachärzten frühestens in 14 Jahren erreichen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2017