kurz & informativ: Politische Kurzmeldungen

10.09.2017 | Politik


Fipronil-Eier: Skandal weitet sich aus

Der Skandal um mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier zieht immer weitere Kreise: Nachdem zunächst vor allem die Niederlande, Belgien und Deutschland betroffen waren, sind es (bis Redaktionsschluß) zwölf EU-Mitgliedsstaaten, die Schweiz und Hongkong. In einer Probe in Belgien wurde sogar ein gesundheitsgefährdender Fipronil-Wert gemessen. In Österreich sind laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) drei Viertel der bislang 80 untersuchten Proben frei von Fipronil. Bei den betroffenen Proben lag der höchste gemessene Wert bei 0,1 mg/kg, also um mehr als das Zehnfache niedriger als der höchste Wert, der bisher in Belgien gemessen wurde. Damit besteht laut AGES aktuell keine Gesundheitsgefährdung. Geht man von dem höchsten in einem Ei gemessenen Wert aus, wäre eine tägliche Aufnahmemenge von sieben Eiern für Erwachsene beziehungsweise einem Ei für ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht tolerierbar. Fipronil ist laut AGES nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht kanzerogen und teratogen, kann aber beim Menschen neurotoxisch wirken. Ein belgischer Produzent hat das Insektizid vermutlich einem Reinigungsmittel beigemischt, das schließlich über eine niederländische Firma weiter verbreitet wurde.

Krankentransportwesen in Wien: Einigung auf Reform

Am Runden Tisch hat man sich über die weitere Vorgangsweise rund um die Finanzierung des Krankentransportwesens in Wien geeinigt: in Arbeitsgruppen soll eine Reform erarbeitet werden. Außerdem werde es zu „einer deutlichen Reduktion“ der Kündigungen beim Roten Kreuz kommen, so Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien. Die Rettungsorganisation hatte mit 1. August 35 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Wie bereits ankündigt, wird unter anderem an einer gemeinsamen Leitstelle aller Rettungsorganisationen sowie an der Formulierung von Qualitätskriterien gearbeitet. Anfang September will man besprechen, welche Fortschritte die Arbeitsgruppen erreicht haben. Die Blaulichtorganisationen stehen unter Spardruck, da die WGKK in den vergangenen Jahren vermehrt günstigere Fahrtendienste mit dem Transport von Patienten beauftragt hat.

Ohne Obamacare: 32 Millionen ohne Versicherung

Falls Obamacare zurückgenommen wird, droht 32 Millionen US-Amerikanern bis 2026 der Verlust ihrer Krankenversicherung. Schon allein bis 2018 wären 17 Millionen Amerikaner ohne Versicherungsschutz, sollte Obamacare ersatzlos gekippt werden. Das teilte die überparteiliche Haushaltsbehörde des Kongresses (CBO) in Washington mit. Außerdem dürften Versicherungsbeiträge massiv steigen. US-Präsident Donald Trump hat im Wahlkampf stets versprochen, Obamacare abzuschaffen; aus Sicht der Republikaner ist die Reform ein „Übergriff“ des Staates und viel zu teuer. Für die Aufhebung oder Abänderung von Obamacare fehlen Trump aber bislang die nötigen Stimmen im Kongress – selbst in der eigenen Partei gibt es Widerstand. Trump drängt darauf, sie durch ein anderes System zu ersetzen. Erst kürzlich scheiterte eine diesbezügliche Abstimmung im Senat.

17. September: Tag der Patientensicherheit

Die Plattform Patientensicherheit lädt gemeinsam mit dem deutschen Aktionsbündnis Patientensicherheit und der Patientensicherheit Schweiz alle Gesundheitseinrichtungen ein, aktiv am 3. Internationalen Tag der Patientensicherheit am 17. September teilzunehmen. In diesem Jahr dreht sich alles um die Kommunikation im Gesundheitswesen. Unter dem Motto „Speak up! Wenn Schweigen gefährlich ist“ sind Angehörige aller Gesundheitsberufe eingeladen, einen Beitrag zur Patienten- und Mitarbeitersicherheit zu leisten. Ziel von „Speak up“ ist es, in konkreten Situationen die Sicherheit zu gewährleisten und etwa riskante Verhaltensweisen oder Sicherheitsprobleme aufzuzeigen und Unklarheiten rechtzeitig zu klären. Auch Patienten sollen für das Thema sensibilisiert werden. Weitere Informationen gibt es unter: www.patientensicherheitstag.at

Hauptverband: 120 Millionen Euro Einsparung bei Verwaltung?

Die Sozialversicherungen erwarten ab 2021 Einsparungen von rund 120 Millionen Euro pro Jahr im Verwaltungsbereich, 80 Millionen davon allein durch die verschiedenen ELGA-Anwendungen. Die Versicherten sollen davon mit mehreren Millionen Stunden pro Jahr an Zeitersparnis profitieren. Dabei handle es sich um „konservative Schätzungen“ und durch Studien belegte Zahlen, so Hauptverbandschef Alexander Biach. Bei ELGA sei man laut Biach in intensiven und guten Gesprächen mit der neuen Ärztekammer-Führung. Es gehe darum, dass der Hausarzt die Befunde der Spitäler rascher und einfacher anschauen kann und dass die von den Ärzten geforderte Suchfunktion praktikabel funktioniert. Dies erfordere eine bessere Software und eine einheitliche Eingabe in den Spitälern. Bei der E-Medikation berichtete Biach von einer Zusage von Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), wonach die dafür nötige Verordnung Anfang Oktober 2017 kommen soll. Die Forderung der Ärzte nach einer Anschubfinanzierung sei noch offen. Einsparungen erwartet er auch durch die Service-Homepage www.meineSV.at sowie durch die Gesundheitshotline 1450. Im IT-Bereich und im Büro-Management sollen weitere Einsparungen erfolgen.

PIP: TÜV zahlte Österreicherinnen 207.000 Euro

Nach dem PIP-Skandal um fehlerhafte Brustimplantate (sie waren mit billigem Industriesilikon gefüllt) erhalten die 69 betroffenen Österreicherinnen vom deutschen TÜV Rheinland und dem TÜV Rheinland France insgesamt vorläufig 207.000 Euro Schadenersatz. Das teilte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) mit, der die Betroffenen im Auftrag des Sozialministeriums vertritt. Laut der Begründung des Gerichts habe der TÜV gegen seine Kontroll- und Aufsichtspflichten verstoßen und die PIP-Implantate nicht beziehungsweise nicht ausreichend geprüft. Jetzt sei abzuwarten, ob man im Hauptverfahren gegen den TÜV gewinnen werde. Die aus dem fehlerhaften Produkt entstandenen Schäden könnten die Betroffenen eigentlich gegen den Hersteller geltend machen; PIP ist jedoch insolvent. Im Strafverfahren wurden der PIP-Gründer Jean-Claude Mas und vier leitende Angestellte zu unbedingten beziehungsweise (teil-)bedingten Haftstrafen verurteilt. Insgesamt hat das Handelsgericht Toulon den TÜV Rheinland und den TÜV Rheinland France Anfang des Jahres zu 60 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt.

Griechenland: Tote durch West-Nil-Fieber

In Griechenland sind zwei Menschen an dem von Stechmücken übertragenen West-Nil-Fieber gestorben. Weitere zwölf Menschen erkrankten, wie das zuständige Gesundheitsministerium mitteilte. Die Zahl der Infizierten könnte noch größer sein, weil die meisten Erkrankten kaum oder harmlose Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen aufwiesen.

Medizin-Aufnahmetest: Gender Gap wieder größer

Der Gender Gap zwischen Frauen und Männern bei den Aufnahmetests für das Medizinstudium ist heuer wieder größer geworden. Während rund 60 Prozent der Testteilnehmer weiblich waren, gingen nur 53 Prozent der insgesamt 1.621 Studienplätze an Frauen. Die jeweiligen Frauenanteile bei Angetretenen und Aufgenommenen waren an allen vier MedUnis etwa gleich groß. Im Vorjahr waren ebenfalls rund 60 Prozent der Testteilnehmer weiblich; damals gingen aber 56 Prozent der Studienplätze an Frauen. Insgesamt haben heuer 12.756 Studienwerber am Aufnahmetest teilgenommen.

Sri Lanka: knapp 115.000 Dengue-Fälle

Seit Ausbruch des Dengue-Fiebers in Sri Lanka mit Jahresanfang sind bereits mehr als 114.000 Menschen erkrankt und 315 gestorben, wie das dortige Gesundheitsministerium mitteilte. Das sind mehr als doppelt so viele Infektionen und fast dreimal so viele Todesfälle wie im ganzen vergangenen Jahr. Laut Rotem Kreuz ist dies der schlimmste bisher erfasste Dengue-Ausbruch in Sri Lanka; am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Colombo.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2017