kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.10.2017 | Medizin

Sen­sor misst Fett­ab­bau über Atemluft

Um den Fett­ab­bau eines Men­schen in der Atem­luft ana­ly­sie­ren zu kön­nen, haben Schwei­zer Wis­sen­schaf­ter der ETH Zürich einen klei­nen Gas­sen­sor ent­wi­ckelt. Der mit spe­zi­el­len halb­lei­ten­den Nano­par­ti­keln beschich­tete Chip ist der­art emp­find­lich, dass er ein­zelne Ace­ton-Mole­küle in 100 Mil­lio­nen ande­ren Mole­kü­len der Atem­luft nach­wei­sen kann. Die For­scher schick­ten Pro­ban­den ein­ein­halb Stun­den auf ein Fahr­ra­d­er­go­me­ter und ana­ly­sier­ten die über ein Röhr­chen aus­ge­bla­sene Atem­luft. Dabei zeigte sich, dass der Ace­ton-Aus­stoß von Mensch zu Mensch stark unter­schied­lich ist. Bei eini­gen setzte die Fett­ver­bren­nung erst nach ein­ein­halb Stun­den ein, bei ande­ren schon viel frü­her. Die Wis­sen­schaf­ter wol­len nun ihre Mess­tech­nik ver­fei­nern und wei­tere Gas­sen­so­ren ent­wi­ckeln, die andere Mole­küle – etwa Ammo­niak zur Über­prü­fung der Nie­ren­funk­tion oder Iso­pren zur Kon­trolle des Cho­le­ste­rin-Stoff­wech­sels – in der Atem­luft regis­trie­ren. APA


Kli­ma­wan­del erhöht All­er­gie­ri­siko

Im Rah­men der größ­ten Lang­zeit­stu­die zur öster­rei­chi­schen Lun­gen­ge­sund­heit (LEAD­Study), die 2012 star­tete, haben For­scher um Syl­via Hartl vom Otto Wag­ner-Spi­tal in Wien nun ana­ly­siert, wie sich der Kli­ma­wan­del auf die Lun­gen­ge­sund­heit und das All­er­gie­ri­siko aus­wirkt. Mehr als 11.400 Per­so­nen zwi­schen sechs und 80 Jah­ren aus Wien und Nie­der­ös­ter­reich wur­den ein­be­zo­gen. Nach vier Jah­ren wur­den bereits 1.470 der Pro­ban­den zum ers­ten Mal nach­un­ter­sucht: 37 Pro­zent wie­sen All­er­gien auf. Der Anteil der Sen­si­bi­li­sier­ten stieg zwi­schen 2013 und 2017 um 13 Pro­zent. Laut Hartl könn­ten die vor­lie­gen­den Befunde bereits ein Aus­druck des Kli­ma­wan­dels mit stei­gen­den Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren sein. Inner­halb von vier Jah­ren stieg etwa die Sen­si­bi­li­sie­rungs­rate auf Eschen­pol­len von 13,6 auf 19,3 Pro­zent. Bei Rag­weed wurde ein Anstieg von 4,9 auf 8,2 Pro­zent regis­triert, bei Spitz­we­ge­rich von 9,7 auf 17,6 Pro­zent. APA
 

Krebs: Blut­druck­me­di­ka­mente als Co-Arzneimittel?

Mat­thias Pin­ter von der Med­Uni Wien hat zusam­men mit Kol­le­gen unter­sucht, ob Renin-Angio­ten­sin Inhi­bi­to­ren – zusätz­lich zur onko­lo­gi­schen The­ra­pie – hem­mend auf Kar­zi­nome wir­ken. Das Renin-Angio­ten­sin-Sys­tem (RAS) för­dert die Tumor-asso­zi­ierte Ent­zün­dung und das Ein­wan­dern von Immun­zel­len, die das Tumor­wachs­tum för­dern. „Bei­des ver­stärkt die Unter­drü­ckung der Immun­ant­wort auf loka­ler Ebene“, so die Autoren. Umge­kehrt hät­ten meh­rere Stu­dien gezeigt, dass RAS-Inhi­bi­to­ren (vor allem ACE-Hem­mer und Angio­ten­sin-Rezep­tor-Inhi­bi­to­ren) die Aggres­si­vi­tät von Pro­sta­ta­kar­zi­no­men ver­rin­gern. Bei Pati­en­ten unter Cis­pla­tin-The­ra­pie, die auch mit RAS-Inhi­bi­to­ren behan­delt wur­den, hat sich etwa bei fort­ge­schrit­te­nem nicht-klein­zel­li­gem Lun­gen­kar­zi­nom diedurch­schnitt­li­che Über­le­bens­dauer um rund drei Monate erhöht, bei fort­ge­schrit­te­nem Magen­kar­zi­nom um 5,7 und bei fort­ge­schrit­te­nem Dünn­darm­krebs um elf Monate. Gleich­zei­tig waren die Neben­wir­kun­gen der Cis­pla­tin-The­ra­pie gerin­ger. APA/​Science Trans­la­tio­nal Medi­cine
 

Sec­tio-Risiko wird vererbt

Ob das Risiko von Geburts­pro­ble­men durch Becken-Kopf-Miss­ver­hält­nisse ver­erb­bar ist, haben For­scher um Phil­ipp Mit­te­r­ö­cker vom Depart­ment für Theo­re­ti­sche Bio­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien unter­sucht. Ergeb­nis: Frauen, die wegen eines Becken-Kopf-Miss­ver­hält­nis­ses durch eine Sec­tio gebo­ren wur­den, haben ein 2,8‑mal so gro­ßes Risiko, spä­ter selbst per Sec­tio zu ent­bin­den als Frauen, die vagi­nal gebo­ren wur­den. Bei ihnen passe der Kopf des Babys sel­te­ner durch den Geburts­ka­nal, so die For­scher. Dies passe laut den Wis­sen­schaf­tern sehr gut zu epi­de­mio­lo­gi­schen Daten, die eine Ver­dopp­lung des Risi­kos zei­gen. APA/​PNAS


fMRT weist Nocebo-Effekt nach

Wis­sen­schaf­ter des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ham­burg-Eppen­dorf (UKE) haben unter­sucht, ob Pla­ce­bos auch einen nega­ti­ven Effekt haben kön­nen. 49 Pro­ban­den erhiel­ten ein unwirk­sa­mes Prä­pa­rat, des­sen Neben­wir­kung angeb­lich ein erhöh­tes Schmerz­emp­fin­den war. Einer Hälfte wurde gesagt, das Mit­tel sei güns­tig, der ande­ren, es sei teuer. Ergeb­nis: Jene Pro­ban­den, die an das teure Mit­tel glaub­ten, ver­spür­ten mehr Schmer­zen als die ande­ren. Ein Schein­me­di­ka­ment kann also nicht nur zur Bes­se­rung der Sym­ptome bei­tra­gen (Pla­cebo-Effekt), son­dern auch die Neben­wir­kun­gen des eigent­li­chen Medi­ka­ments her­vor­ru­fen (Nocebo-Effekt). Mit Hilfe einer Form der funk­tio­nel­len Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie (fMRT) wur­den die neu­ro­na­len Grund­la­gen geklärt: Bei Erwar­tungs­ef­fek­ten sei das soge­nannte modu­lie­rende Schmerz­sys­tem von gro­ßer Bedeu­tung, erläu­tert Stu­di­en­au­to­rin Alex­an­dra Tin­ner­mann. Erwar­tun­gen, die im Fron­tal­hirn ent­ste­hen, beein­flus­sen so die Ver­ar­bei­tung von schmerz­haf­ten Rei­zen in tie­fe­ren Regio­nen des Ner­ven­sys­tems. APA/​Science


Spe­zi­al­pflas­ter lässt Fett­pols­ter schmel­zen

US-Wis­sen­schaf­ter haben ein Spe­zi­al­pflas­ter ent­wi­ckelt, bei dem Nano­par­ti­kel auf dem Pflas­ter über mikro­sko­pisch kleine Nadeln das Medi­ka­ment in die Haut abge­ben. Das Pflas­ter wurde im Bauch­be­reich von Mäu­sen über vier Wochen hin­durch auf­ge­klebt und alle drei Tage gewech­selt. An den behan­del­ten Stel­len wur­den die Fett­pols­ter um 20 Pro­zent redu­ziert. Neben­wir­kun­gen wur­den im Tier­ver­such nicht regis­triert. APA/​ACS Nano


Bio­mar­ker macht Anti­bio­ti­ka­ein­satz effi­zi­en­ter

Wie wirkt sich die Pla­nung einer Anti­bio­tika-The­ra­pie mit­hilfe des Bio­mar­kers Pro­cal­ci­to­nin auf die Mor­ta­li­tät bei Atem­wegs­in­fek­tio­nen aus? Das wollte ein Team um Phil­ipp Schuetz von der Uni Basel her­aus­fin­den. Dafür hat es bestehende Daten von mehr als 6.700 Pati­en­ten mit Atem­wegs­in­fek­tio­nen aus zwölf Län­dern neu aus­ge­wer­tet. Ergeb­nis: Bei der The­ra­pie­pla­nung mit Pro­cal­ci­ton­in­sank die Ster­be­rate um 14 Pro­zent im Ver­gleich zur Kon­troll­gruppe, bei der nur kli­ni­sche Kri­te­rien über den Anti­bio­ti­ka­ein­satz ent­schie­den. Zusätz­lich konn­ten die Neben­wir­kun­gen der Anti­bio­tika um 25 Pro­zent redu­ziert wer­den. Zuvor war bereits bekannt, dass ein plötz­li­cher Anstieg von Pro­cal­ci­to­nin eine bak­te­ri­elle Infek­tion anzeigt und die Anti­bio­ti­ka­the­ra­pie mit­hilfe der Pro­cal­ci­to­nin-Werte um ein Drit­tel ver­kürzt wer­den kann. APA/​The Lan­cet Infec­tious Diseases


Affen­po­cken in Nigeria

Elf Men­schen sind in Nige­ria an Affen­po­cken erkrankt; 49 Per­so­nen wer­den über­wacht. Aus­ge­bro­chen
ist die Erkran­kung in der Haupt­stadt des süd­li­chen Bun­des­staa­tes Bayelsa, nach­dem eine Per­son nach dem Ver­zehr von wil­den Affen Sym­ptome ent­wi­ckelte. Infor­ma­tio­nen des Robert-Koch-Insti­tuts (RKI) in Ber­lin zufolge ver­läuft die Krank­heit, deren Sym­ptome Fie­ber, Glie­der­schmer­zen und Haut­ver­än­de­run­gen sind, nur noch in Aus­nah­me­fäl­len töd­lich. APA

Rivaro­x­a­ban: keine neue Indikation

In einer Phase-III-Stu­die wurde eine neue Indi­ka­tion für Rivaro­x­a­ban unter­sucht. Mehr als 7.000 Pati­en­ten mit einem embo­li­schen Insult unkla­rer Ursa­che erhiel­ten ent­we­der 15 mg Rivaro­x­a­ban oder 100 mg Ace­tyl­sa­li­cyl­säure (ASS) täg­lich. Pri­mä­rer End­punkt hin­sicht­lich der Wirk­sam­keit war das Auf­tre­ten von Insul­ten oder sys­te­mi­schen Embo­lien. Weil Rivaro­x­a­ban bei der Behand­lung kei­nen Vor­teil gegen­über ASS zeigte, wurde die Stu­die früh­zei­tig abge­bro­chen. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2017