FSME-Impfung: Frühzeitig und regelmäßig

25.04.2017 | Medizin

Die FSME-Durchimpfungsrate ist nicht nur in manchen Bundesländern wie Tirol zu niedrig, dramatisch niedrig ist sie auch bei unter Dreijährigen: Nur jedes dritte Kind ist geimpft. Die Folge: hohe und steigende Fallzahlen. Wichtig sind daher die frühzeitige, korrekte Impfung und regelmäßige Auffrischung. Von Marion Huber

In Österreich gibt es kein einziges Bundesland mehr, in dem es keine infizierten Zecken gibt. Dass in alpinen Gebieten und Großstädten wie Wien weniger Risiko bestehe, an FSME zu erkranken, sei ein „Trugschluss“, wie ÖÄK-Impfreferent Rudolf Schmitzberger kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien warnte. Dies zeigt sich aktuell etwa in Tirol: Lange galt das Bundesland als Zecken-frei, weshalb es jetzt „großen Nachholbedarf“ bei der Durchimpfung gibt. „Das schlägt sich in den vergleichsweise hohen und steigenden Fallzahlen nieder“, so der Experte. Vergleicht man die durchschnittliche Zahl an jährlichen FSME-Fällen in den vergangenen sechs Jahren mit dem Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010, zeigt sich ein Anstieg um 35 Prozent. 2016 gab es in Tirol mit 24 Fällen die zweithöchste Zahl an FSME-Fällen nach Oberösterreich (27 Fälle). Die anderen Bundesländer folgten mit größerem Abstand: Steiermark (13 Fälle), Salzburg (acht Fälle), Kärnten (sieben Fälle), Wien und Niederösterreich (je vier Fälle) und Burgenland sowie Vorarlberg (je ein Fall).

Aber nicht nur in manchen Bundesländern zeigen sich Defizite – einen Besorgnis erregenden Trend sieht Schmitzberger in der „dramatisch niedrigen“ Durchimpfungsrate bei Kindern unter drei Jahren: Nur 35 Prozent von ihnen sind geimpft. Im Jahr 2011 waren es noch 61 Prozent. Die 35 Prozent sind „definitiv zu wenig“, warnte er. Seit die Durchimpfungsrate zurückgeht, ist die Zahl der Kinder, die aufgrund von FSME hospitalisiert werden, kontinuierlich angestiegen. Dies ist nicht nur für jedes einzelne Kind eine Gefahr, sondern kann zu einer stark reduzierten Durchimpfungsrate in der Gesamtbevölkerung führen.

„Nicht nachlassen“

„Wir sind mit der FSME-Impfung erfolgreicher denn je, wir dürfen aber nicht nachlassen“, appellierte der ÖÄK-Impfreferent. Wie wirkungsvoll die FSME-Impfung seit mehr als 40 Jahren ist, ist mit Zahlen belegbar: Gab es im Jahr 1979 noch 677 hospitalisierte FSME-Fälle, konnte die Anzahl über die Jahre hinweg auf deutlich unter 100 Fälle pro Jahr reduziert werden. Seit Jahren hat es keine Nebenwirkungen der FSME-Impfung gegeben, die über das „normale“ (Schmitzberger) Maß wie leichtes Fieber und Rötung an der Einstichstelle hinausgehen.

„Wenn korrekt – also dem empfohlenen Impfschema entsprechend – geimpft ist, beträgt die Wirkung bis zu 99 Prozent“, so Schmitzberger. Allerdings: Am korrekten Impfschema hapert es oft. Trotz einer allgemeinen Durchimpfungsrate von 83 Prozent sind nur 64 Prozent korrekt geimpft. Umso wichtiger sei die Rolle der Ärzte: Aufklärung und Information müssten regelmäßig forciert werden, „weil die Menschen sonst einfach auf die Impfung vergessen und die Auffrischungsintervalle übersehen“, weiß er. Grundsätzlich wird im Österreichischen Impfplann ein Auffrischungsintervall von fünf Jahren empfohlen, ab dem vollenden 60. Lebensjahr drei Jahre. Bestenfalls sollte die Impfung noch vor der Saison erfolgen, betonte der ÖÄK-Impfreferent: „Wichtig ist aber vor allem, dass überhaupt regelmäßig geimpft wird.“

Trotz der allgemein hohen FSME-Durchimpfungsrate gab es in Österreich im Jahr 2016 insgesamt 89 Personen, die sich hierzulande mit FSME infiziert haben und hospitalisiert werden mussten. Die Zahl lag damit zwar etwas höher als im vergangenen Jahr, blieb aber dennoch ungefähr im Durchschnitt der letzten Jahre (2013: 99 Fälle; 2014: 80 Fälle; 2015: 71 Fälle). Der jüngste Patient in Österreich war acht Monate alt, der älteste 87 Jahre. Wie in den vergangenen Jahren waren mehr als die Hälfte – genauer gesagt 55 Prozent – der FSME-Patienten älter als 50 Jahre. Sechs Patienten waren unter sieben Jahre alt.

FSME-Impfaktion

Im Rahmen der FSME-Impfaktion sind die Impfstoffe bis 31. August 2017 vergünstigt in den Apotheken erhältlich: um 30,30 Euro für Kinder beziehungsweise um 34,80 Euro für Erwachsene. Zusätzlich wird der Zuschuss der jeweiligen Krankenkasse abgezogen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2017