Les Fleurs: Musik für den guten Zweck

15.12.2017 | Horizonte


Vor mehr als 40 Jahren haben sich sechs Jugendliche im burgenländischen Purbach zusammengetan, um als Band gemeinsam Musik zu machen. Heute sind sie Arzt, Landtagsabgeordneter und Winzer – und sie geben als „Les Fleurs“ – so der Name der Band – wieder Konzerte, deren Einnahmen wohltätigen Zwecken zugutekommen. Von Marion Huber

Im burgenländischen Weinort Purbach haben 1976 sechs Jugendliche beschlossen, eine Band zu gründen. Fünf Buben und ein Mädchen: die drei Steindl-Brüder Franz, Günter und Walter, Hubert Sandhofer, Gerhard Rauchbauer und Andrea Ulrich. Heute – mehr als 40 Jahre später – ist Walter Steindl Facharzt für Augenheilkunde und Oberarzt an der Augenabteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien, sein Bruder Franz war Landeshauptmann-Stellvertreter im Burgenland und ist aktuell ÖVP-Landtagsabgeordneter, Günter ist als Angestellter tätig. In ihrer Zusammensetzung hat sich die Band immer wieder verändert, aber die Liebe zur Musik ist geblieben. In der heutigen Formation spielt Franz Steindl Trompete, Akkordeon, Keyboard und Gitarre, Walter Steindl Klarinette und Saxophon, Günter Steindl sitzt am Schlagzeug. Auch Gerhard Rauchbauer am E-Bass und der Winzer Hubert Sandhofer, der Klavier und Gesang übernimmt, sind noch Teil der ursprünglichen Besetzung. Später dazu gestoßen sind Musiklehrer Klaus Dreo an der Gitarre und Peter Maikis für Gesang und Percussions. „Im Hause Steindl wurde schon immer Hausmusik gemacht“, erzählen die Brüder von den Anfängen. „Und wir erhielten alle eine Ausbildung auf einem Instrument im Haydn-Konservatorium in Eisenstadt.“ Gemeinsam mit den anderen Gründungsmitgliedern haben sie dieselbe Musikschule besucht – was lag da näher, als sich auch außerhalb zum Musizieren zusammenzutun. „Zuerst haben wir rhythmische Messen gespielt und allmählich eine Gesangsanlage und diverse Verstärker angespart“, erinnert sich Walter Steindl. Dabei hatten sie auch Hilfe vom damaligen Pfarrer; weil ihm die Musik so gut gefiel und er Talent in den Jungen entdeckte, unterstützte er sie mit einem Kredit. Außerdem durften die Jugendlichen auch das Pfarrheim für ihre Proben nutzen.

‚Flower-Power-Geist‘ der 60er und 70er

Auch der Bandname war bald gefunden, wie die Brüder Steindl erzählen: „Dabei hat uns der ‚Flower-Power-Geist‘ der 1960er und 1970er Jahre inspiriert und so nannten wir uns von da an ‚Les Fleurs‘.“ 1977 hatten sie ihren ersten öffentlichen Auftritt im örtlichen Gasthaus. Stolze 2.000 Schilling haben die Jugendlichen damals verdient. Es folgten weitere rhythmische Messen in Kirchen, Abende auf Bällen, später erste „richtige“ Konzerte. Es wurde viel und regelmäßig geprobt, die Playlist ständig erweitert und laufend in neues technisches Equipment investiert. 1982 haben „Les Fleurs“ sogar eine Schallplatte aufgenommen. „Die Aufnahme der Single-Vinylplatte mit Eigenkompositionen war sicher der Höhepunkt unserer Karriere“, ist Walter Steindl stolz.

Dann – nur ein Jahr später nach mehr als 100 Auftritten – löste sich die Band auf; man wollte ins Berufsleben einsteigen, eine Familie gründen… All das ließ sich mit den zeitintensiven Proben und den Auftritten vor allem am Wochenende nur schwer vereinbaren. Dennoch hat die Musik die Bandmitglieder weiter begleitet – manche spielten auch in dieser Zeit in anderen Bands mit. „Jeder von uns nahm weiter Unterricht auf seinem Instrument und sammelte wertvolle Erfahrungen in anderen Bands“, schildert Steindl. Wie konnte es bei so viel Liebe für die Musik auch anders sein, als dass die zwischenzeitliche Auflösung der Band nur eine „künstlerische Schaffenspause“ war. 2009 – nach 26 Jahren – kam es unter dem Namen „Les Fleurs Revival“ zu einer Neuauflage der Band. „Ausschlag gebend war damals ein Überraschungskonzert für Walter zu seinem Geburtstag. Wir alle spürten wieder die Harmonie der Band mit der Liebe zur Musik“, erinnern sie sich. In diesem Jahr gaben sie auch in ihrem Heimatort ihr erstes Revival-Konzert. Eigentlich sollte damit der Neubau des örtlichen Pfarrheims finanziell unterstützt werden. Schließlich hatte das alte Pfarrheim den Jugendlichen in den Anfangszeiten der Band als Probelokal gedient. 1.500 Zuhörer kamen zum Open Air-Konzert – und der Reinerlös dem Neubau des Pfarrheims zugute. Die Verbindung zur Kirche, die schon mit den Proben im Pfarrheim und den Auftritten bei Messen begonnen hatte, setzte sich noch weiter fort: Immer wieder begleitet auch der ehemalige Pfarrer von Purbach, Peter Okeke, die Band und bringt mit seinen Percussions besonderen Rhythmus in die Musik.

Spenden für wohltätige Zwecke

Dass sie ihren Erlös vom ersten Open Air-Konzert spendeten, war der Beginn einer schönen Tradition: Anstatt für die Konzerte wie sonst üblich Eintritt zu verlangen, kommen alle Einnahmen wohltätigen Zwecken zugute. „Uns verbindet vor allem die Freude am gemeinsamen Musizieren. Und wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir ausschließlich Benefizkonzerte spielen möchten“, sagte Band-Leader Franz Steindl gleich nach dem Revival 2009. Dieser Gedanke gilt auch weiterhin, wie sein Bruder Walter betont: „Da wir alle erfolgreich im Berufsleben stehen, wollen wir zum Dank die Anerkennung und Freude unseres Musizierens einem guten Zweck widmen.“ Seitdem haben „Les Fleurs Revival“ sage und schreibe rund 50.000 Euro für Sozialprojekte eingespielt. Die Spenden gingen u.a. an Organisationen wie das Rote Kreuz, die Feuerwehr, die Österreichische Krebshilfe, die Caritas sowie an bedürftige Familien in
der Region.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2017