kurz & informativ: Politische Kurzmeldungen

25.06.2016 | Politik

EU: neue Standards für Medizinprodukte

Ende Mai haben sich die Mitgliedsstaaten der EU mit dem Europaparlament auf neue Standards für Medizinprodukte geeinigt. Die bessere Qualitätskontrolle soll etwa durch unangekündigte Prüfungen der Hersteller und die Anstellung von medizinischem Fachpersonal bei Prüforganisationen erfolgen. War bislang der klinische Nachweis für die Sicherheit nur für Arzneimittel erforderlich, so ist dies künftig auch bei Medizinprodukten notwendig – speziell bei Hochrisikoprodukten wie Implantaten oder HIV-Tests. Anlass für die neuen Vorschriften war der Skandal um die Brustimplantate in Frankreich, bei dem ein Hersteller für die Füllung der Implantate anstelle von medizinischem billiges Industrie-Silikon verwendete. Der nun ausgehandelte Kompromiss muss noch von den Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten und dem Europaparlament in Schlussabstimmungen offiziell bestätigt werden; drei Jahre später werden die neuen Regeln dann EU-weit gültig.

ÖÄK-Pressepreis

Den „Preis der Österreichischen Ärztekammer für besondere publizistische Leistungen im Interesse des Gesundheitswesens“ hat ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger kürzlich überreicht. Die Preisträger sind Hannelore Nöbauer, Chefredakteurin der „Ärzte Krone“, und Dieter Hubmann von der „Kleinen Zeitung“. Beiden Preisträgern sei es gelungen, die mitunter sperrigen und komplexen Themen aus Medizin und Gesundheitspolitik „seriös und lebendig zu vermitteln“, sagte Wechselberger in der Laudatio.

Europäischer Drogenbericht: Österreich in der vorletzten Kategorie

Beim Drogenkonsum findet sich Österreich im europäischen Vergleich in allen Substanzklassen in der „unteren Mittelklasse“, wie der aktuelle Jahresbericht der Europäischen Drogenberatungsstelle zeigt. So liegt der Anteil der jungen Erwachsenen (15 bis 34 Jahre), die im Vorjahr Cannabis konsumiert haben, zwischen 4,1 und acht Prozent. Zum Vergleich: In Tschechien, Spanien und Frankreich sind es mehr als zwölf Prozent; in Griechenland weniger als vier Prozent. Ähnlich die Situation beim Kokainkonsum junger Erwachsener mit einem Anteil von 1,1 bis zwei Prozent (Konsum innerhalb der letzten zwölf Monate). Spitzenreiter mit mehr als drei Prozent sind Großbritannien und Spanien. Der Konsum von Ecstasy liegt zwischen 0,6 und ein Prozent. Hier liegen Großbritannien und Tschechien mit 2,5 Prozent an der Spitze. Beim Hochrisiko-Opiatkonsum (vor allem Heroin i.v.) liegt der Anteil in Österreich zwischen 2,5 und fünf Prozent. Zu den Ländern der obersten Kategorie mit mehr als fünf Prozent zählen Italien, Frankreich und Großbritannien.

Afrika: neuerlich Gelbfieber-Ausbruch

Seit in Angola im Dezember 2015 neuerlich Gelbfieber ausgebrochen ist, wurden knapp 2.300 Krankheitsfälle und fast 300 Todesopfer gemeldet. Im benachbarten Kongo gab es bisher 44 Verdachtsfälle. In China wurden elf Personen nach ihrer Rückkehr aus Angola positiv auf Gelbfieber getestet. Damit bestehe das Risiko einer internationalen Ausbreitung, erklärten Vertreter der WHO kürzlich bei einem Dringlichkeitstreffen in Genf.

Todesursache: Luftverschmutzung

Nach Angaben der Vereinten Nationen sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen an den Folgen der zunehmenden Luftverschmutzung. In den städtischen Gebieten hat die Verschmutzung um acht Prozent zugenommen. Hauptverursacher sind Autoabgase, die Verbrennung von Abfall, aber auch der Rauch von einfachen Holzkohle-Öfen im Inneren von Häusern. Mehr als drei Milliarden Menschen weltweit kochen auf Öfen, die mit Holz oder Kohle befeuert werden.

Burgenland: tägliche Bewegungseinheit an Schulen

An burgenländischen Volksschulen und Neuen Mittelschulen soll im kommenden Schuljahr auf freiwilliger Basis die tägliche Sport- und Bewegungseinheit erprobt werden. Gibt es einen Beschluss des aus Eltern- und Lehrervertretern zusammengesetzten Schulforums, können sich die Schulen autonom für die Teilnahme entscheiden. Dabei werden zur Unterstützung der Lehrer Bewegungscoaches, die ihre Ausbildung an Bundessportakademien beziehungsweise Pädagogischen Hochschulen absolviert haben, eingesetzt. Die Anstellung der Coaches erfolgt über die Dachverbände, von denen sie an die Schulen geschickt werden. Ob die Bewegungseinheiten auch tatsächlich durchgeführt werden, prüft die Schulaufsicht. Die Finanzierung des Projekts – sie soll für die nächsten zwei, drei Jahre gesichert sein – erfolgt aus Mitteln des Sport- und Bildungsministeriums.

20 Jahre Arznei & Vernunft

Im Rahmen des 20-jährigen Bestehens der Initiative Arznei & Vernunft diskutierten Experten aus dem universitären und medizinischen Bereich im ORF RadioKulturhaus über Perspektiven für gesundes Altern und den vernünftigen Umgang mit Arzneimitteln. Tenor der Veranstaltung: Die Zukunft liegt in der personalisierten Medizin, die Grundlagenforschung ebnet den Weg für umfassende Betreuungskonzepte. Details dazu im Beitrag „Strategien für gesundes Altern“.

Tests mit Zika-Impfstoff starten im November

Ein von der Universität Texas in Zusammenarbeit mit dem Institut Evandro Chagas entwickelter Impfstoff soll bereits im November dieses Jahres an Affen und Mäusen getestet werden. Nach den derzeitigen Plänen soll dabei einmalig eine Impfung erfolgen; der Impfstoff selbst soll 2018 zur Verfügung stehen. Das brasilianische Gesundheitsministerium unterstützt die Entwicklung mit zehn Millionen Reais (2,5 Millionen Euro). Seit Oktober 2015 gab es in Brasilien 1.384 bestätigte Fälle von Mikrozephalie; bei 207 Fällen konnte eine Infektion mit dem Zika-Virus nachgewiesen werden.


Globale Strategie gegen Virus-Hepatitis

Die Virus-Hepatitis soll bis zum Jahr 2030 eliminiert werden. Die 194 Mitgliedsstaaten der WHO haben dazu bei der 69. World Health Assembly im Mai dieses Jahres einstimmig eine Global Viral Hepatitis Strategy verabschiedet. Damit sollen Hepatitis B und C bis 2030 eliminiert werden. Werden die Vorbeugungs- und Behandlungsziele erreicht, soll die Anzahl der Todesfälle pro Jahr um 65 Prozent reduziert, die Zahl der Behandlungen um 80 Prozent erhöht werden. Weltweit sollen so 7,1 Millionen Menschenleben gerettet werden. Derzeit sterben weltweit jährlich 1,4 Millionen Menschen an viraler Hepatitis – mehr als an HIV oder durch Malaria.

WHO reformiert sich

Die WHO hat die lang erwartete Reform mit der Schaffung eines neuen Gesundheits-Notfall-Programms gestartet. Damit soll künftig „schnell, berechenbar und umfassend“ Hilfe geleistet werden können, wenn Länder von Notlagen betroffen sind, sich darauf vorbereiten oder davon erholen müssen. Die WHO reagiert damit auf die im Zuge der westafrikanischen Ebola-Epidemie laut gewordene Kritik an ihrer langsamen und schwerfälligen Reaktion. Für die Finanzierung des neuen Programms wurde das bestehende Nothilfeprogramm für 2016/17 um 160 Millionen Dollar (143,55 Millionen Euro) aufgestockt. Alle WHO-Aktivitäten für Notfälle sind dann strukturell unter einem Dach gebündelt. Ab Jahresende sollen die neu geschaffenen Krisen-Reaktionsteams am Hauptquartier in Genf und in den sechs Regionalstandorten einsatzbereit sein.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2016