Pannoniamed.net: Ärz­te­netz­werke, nächste Runde

25.10.2016 | Politik

Wer braucht schon PHC-Zen­tren – und vor allem auf dem „fla­chen Land“ abseits der weni­gen gro­ßen Städte Öster­reichs? Für die eng­ma­schi­ger orga­ni­sierte ärzt­li­che Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung sind wohl Ärz­te­netz­werke die bes­sere Vari­ante. Im Bur­gen­land gelang es nun in zwei­jäh­ri­ger Auf­bau­ar­beit, mit dem „Pannoniamed.net“ lan­des­weit eine sol­che Struk­tur zu schaffen.

Das Bur­gen­land ist jetzt mit fünf regio­na­len Netz­wer­ken flä­chen­de­ckend ver­sorgt. „Ange­fan­gen haben wir im Frühjahr/​Sommer 2014“, erzählt Bur­gen­lands Ärz­te­kam­mer-Vize­prä­si­dent Michael Schriefl, Kuri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Und wei­ter: „Ein erfolg­rei­ches, funk­tio­nie­ren­des Modell hat es mit ‚Styriamed.net‘ zu die­sem Zeit­punkt ja bereits gege­ben.“ So war es nahe­lie­gend, sich daran zu ori­en­tie­ren und ent­spre­chend den Gege­ben­hei­ten im Bur­gen­land anzu­pas­sen. Für die Umset­zung des Pro­jekts wurde ein für das öst­lichste Bun­des­land pas­sen­des räum­li­ches Kon­zept erar­bei­tet. Anstatt sich auf die sie­ben bur­gen­län­di­schen poli­ti­schen Bezirke zu fixie­ren, wur­den fünf regio­nale Netz­werke geschaf­fen: Neu­siedl, Eisen­stadt­/Ei­sen­stadt-Umge­bun­g/­Mat­ters­burg, Ober­pul­len­dorf, Ober­wart sowie Güssing/​Jennersdorf.

Neu­siedl voran

Das erste Teil-Netz­werk war jenes des Bezir­kes Neu­siedl am See. „Wir haben vor zwei Jah­ren begon­nen. Unsere fünf regio­na­len Netz­werke arbei­ten rela­tiv auto­nom“, sagte der Koor­di­na­tor des Ärzte-Koope­ra­ti­ons­mo­dells in Neu­siedl, Her­bert Cerny, All­ge­mein­me­di­zi­ner in Wei­den am See und nun­mehr „Pannoniamed.net“-Referent in der Landesärztekammer.

Struk­tur für Kooperation

Wie in allen Ärzte-Netz­wer­ken geht es auch im Bur­gen­land vor allem um fol­gende Funk­tio­nen: ein­fa­che Kom­mu­ni­ka­tion zwi­schen den nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten, Sicher­stel­lung der schnel­len Abwick­lung dring­li­cher Fach­arzt­ter­mine über einen ent­spre­chen­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­weg, Abstim­mung der Auf­ga­ben bezie­hungs­weise bes­sere Koope­ra­tion mit dem regio­na­len Kran­ken­haus oder mit der/​den Ambu­lan­zen. „Vie­les von dem ist ja von den Kol­le­gen auch schon bis­her in der täg­li­chen Pra­xis gelebt wor­den. Jetzt hat das eine Struk­tur bekom­men“, sagte Cerny. Das Netz­werk im Bezirk Neu­siedl arbei­tet mit dem Kran­ken­haus Kitt­see zusam­men. Spe­zi­ell mit der Ambu­lanz dort wird der Pati­en­ten­strom mög­lichst opti­mal gestaltet.

Auch im ers­ten Ärzte-Netz­werk des Bur­gen­lan­des und sei­ner Umge­bung ist noch „Luft nach oben“. Der Wei­de­ner All­ge­mein­me­di­zi­ner: „Wir haben in unse­rem Bezirk etwas mehr als 100 nie­der­ge­las­sene Ärzte. Etwa 40 Mit­glie­der umfasst das Netz­werk. Es sind Haus­ärzte, Fach­ärzte und auch Wahl­ärzte, die da mit­ma­chen. Aber unser Pro­jekt soll sich ja natür­lich wei­ter­ent­wi­ckeln.“ Schriefl ergänzt: „Am Anfang war schon Über­zeu­gungs­ar­beit zu leis­ten. Und dann muss man ein­rech­nen, dass sowieso schon jeder von uns nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten genug Auf­ga­ben hat.“ Es hätte natur­ge­mäß auch Beden­ken gege­ben – vor allem bei der bereits vor­han­de­nen Belas­tung durch Büro­kra­tie & Co. „Aber es ist gut, dass das ‚Kind‘ einen Namen bekom­men hat.“ Im Bur­gen­land betei­lig­ten sich schon 180 Ärzte, die über ihre Bei­tritts­er­klä­rung auch gewisse Ver­pflich­tun­gen ein­ge­hen (Eva­lie­rungs­zer­ti­fi­kat der ÖQMed, Fort­bil­dungs­di­plom der ÖÄK, Ordi­na­ti­ons-EMail­adresse, elek­tro­ni­sche Befund­über­mitt­lung etc.)

Aus­wei­tung der Zusammenarbeit

Im Bereich Eisenstadt/​Mattersburg ist man auch dabei, einen Schritt über die Ärzte hin­aus­zu­ge­hen. „Wir bauen das Netz­werk mit ande­ren Gesund­heits­be­ru­fen aus, zum Bei­spiel mit Logo­pä­den, Psy­cho­the­ra­peu­ten und bald auch Phy­sio­the­ra­peu­ten“, sagt Schriefl. Rela­tiv ein­fach ist die Frage der Dienste. Cerny: „Wir haben ja immer schon in Spren­geln zusam­men­ge­ar­bei­tet. Die Nacht- und Wochen­end­dienste wer­den da ein­ge­teilt.“ Schwie­ri­ger ist es, Ordi­na­ti­ons­öff­nungs­zei­ten zu ver­än­dern. Hier ist sind die ein­zel­nen Arzt­pra­xen doch oft schon viele Jahre lang auf einem in der gesam­ten Umge­bung bekann­ten Weg unter­wegs. „Aber wir wer­den schritt­weise dahin­kom­men, dass für vier bis fünf Orte immer min­des­tens eine Ordi­na­tion vor­mit­tags und nach­mit­tags geöff­net ist und wir somit eine Ver­sor­gung über den gan­zen Tag anbie­ten“, sagte Kam­mer-Vize­prä­si­dent Schriefl. Und die Urlaubs­zei­ten wur­den zumeist sowieso mit Ver­tre­tun­gen über­brückt, wie Cerny betont. „Aller­dings: Wir mer­ken auch da schon den Ärztemangel.“

Die Kon­takte zu den Kran­ken­häu­sern und ihren Ambu­lan­zen lau­fen über nun­mehr vor­han­dene Ansprech­part­ner bei den ver­ant­wort­li­chen ange­stell­ten Ärz­ten. Sie neh­men an den Netz­werktref­fen teil. Das nächste Pro­jekt ist bald im Wer­den. Schriefl und Cerny prak­tisch uni­sono: „Bis zum Jah­res­wech­sel oder bald danach soll es eine Home­page des ‚Pannoniamed.net‘ geben.“

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2016