kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.10.2016 | Medizin

Herz­in­suf­fi­zi­enz: 80 Pro­zent sind über 65 Jahre alt

In Öster­reich lei­den zwi­schen 70.000 und 140.000 Men­schen an Herz­in­suf­fi­zi­enz. „Die Zahl der Hos­pi­ta­li­sie­run­gen wegen Herz­in­suf­fi­zi­enz hat sich in den letz­ten 30 Jah­ren ver­drei­facht“, betonte Univ. Doz. Deddo Mörtl, Lei­ter der Arbeits­gruppe Herz­in­suf­fi­zi­enz der Öster­rei­chi­schen Kar­dio­lo­gi­schen Gesell­schaft (ÖKG), bei einer Pres­se­kon­fe­renz anläss­lich des Welt­herz­ta­ges Ende Sep­tem­ber. Poten­ti­ell gefähr­det seien Pati­en­ten, die ein hohes koro­na­res Risiko haben, an Hyper­to­nie, Dia­be­tes mel­li­tus oder Hyper­cho­le­ste­rin­ämie lei­den und Rau­cher sind. Rund 80 Pro­zent der Herz­in­suf­fi­zi­enz-Pati­en­ten sind über 65 Jahre alt. Pati­en­ten mit systo­li­scher Herz­in­suf­fi­zi­enz (HFrEF) las­sen sich durch medi­ka­men­töse Behand­lung über Jahre „bei extrem guter Lebens­qua­li­tät sta­bi­li­sie­ren“, berich­tet Mörtl. Zum ers­ten Mal seit zehn Jah­ren gibt es mit ARNI (Angio­ten­sin-Rezep­tor-Nepril­y­sin-Inhi­bi­to­ren) einen neuen The­ra­pie­an­satz, der die Gesamt­ster­be­rate redu­ziert und die Lebens­qua­li­tät und Hos­pi­ta­li­sie­rungs­rate ver­bes­sert. Für die erfolg­rei­che Behand­lung ist unter ande­rem die Adhe­rence der Pati­en­ten ent­schei­dend. Durch regel­mä­ßige Beglei­tung durch den Haus­arzt sowie mobile Betreu­ung könnte man viel errei­chen, ist Chris­toph Dachs, Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für All­ge­mein­me­di­zin (ÖGAM), überzeugt.

Drei Pro­zent der Jugend­li­chen Internet-süchtig

Mehr als drei Pro­zent der öster­rei­chi­schen Jugend­li­chen sind Inter­net-süch­tig, bei knapp acht Pro­zent ist der Gebrauch pro­ble­ma­tisch. Einer von zehn 13- bis 16-Jäh­ri­gen ent­wi­ckelt schäd­li­che Kon­sum- und Ver­hal­tens­mus­ter. Das haben Exper­ten der Inns­bru­cker Uni­ver­si­täts­kli­nik für Kin­der- und Jugend­psych­ia­trie um Univ. Prof. Kath­rin Seve­cke bei einer Befra­gung von Inns­bru­cker Schü­lern her­aus­ge­fun­den. Das Ergeb­nis könne auf ganz Öster­reich umge­legt wer­den. Auch Volks­schul­kin­der sind immer häu­fi­ger betrof­fen. APA

Schlaf­ent­zug beein­flusst Hirnentwicklung

Aku­ter Schlaf­man­gel erhöht bei Kin­dern den Bedarf an Tief­schlaf in ande­ren Hirn­area­len als bei Erwach­se­nen – näm­lich in sol­chen, die sich noch ent­wi­ckeln und aus­rei­fen. Das haben For­scher der Uni­ver­si­tät und des Uni­ver­si­täts­spi­tals Zürich her­aus­ge­fun­den. Bei Erwach­se­nen erhöht sich der Bedarf im prä­fron­ta­len Kor­tex; bei Kin­dern sind die hin­te­ren Hirn­re­gio­nen betrof­fen, die für das Sehen und die räum­li­che Wahr­neh­mung zustän­dig sind. Die Wis­sen­schaf­ter um Salome Kurth vom Uni­ver­si­täts­spi­tal unter­such­ten bei 13 gesun­den Kin­dern zwi­schen fünf und zwölf Jah­ren die Hirn­ak­ti­vi­tät wäh­rend des Schlafs – ein­mal bei nor­ma­ler Schlaf­menge, ein­mal bei der Hälfte der nor­ma­len Schla­fens­zeit. Ein wei­te­res Ergeb­nis: Je aus­ge­reif­ter das Gehirn der unter­such­ten Kin­der war, desto ähn­li­cher war ihre Reak­tion auf den Schlaf­man­gel der von Erwach­se­nen. Die For­scher ver­mu­ten, dass die Schlaf­qua­li­tät mit­ver­ant­wort­lich dafür ist, dass sich die neu­ro­na­len Ver­bin­dun­gen wäh­rend der Kind­heit opti­mal ent­wi­ckeln. APA/​Frontiers in Human Neuroscience

Myco­plasma pneu­mo­niae löst Guil­lain-Barré aus

For­scher der Uni­ver­si­tät Zürich konn­ten nach­wei­sen, dass Myco­plasma pneu­mo­niae das Guil­lain-Barré-Syn­drom ver­ur­sacht. Bei Betrof­fe­nen grei­fen Anti­kör­per, die sich gegen Myco­plasma pneu­mo­niae rich­ten, auch die Ner­ven­struk­tur an. Sie erken­nen das bak­te­ri­elle Gly­ko­li­pid, bin­den aber gleich­zei­tig auch an Galac­to­ce­re­bro­sid (GalC) in der Mye­lin­schicht und zer­stö­ren es. Die For­scher um Patrick Meyer Sau­teur ana­ly­sier­ten Pro­ben, die über 20 Jahre hin­durch bei 189 Erwach­se­nen und 23 Kin­dern mit Guil­lain-Barré-Syn­drom gesam­melt wur­den, ob Anti­kör­per gegen Myco­plasma pneu­mo­niae und GalC vor­han­den waren. Ver­gli­chen wurde mit den Pro­ben einer Kon­troll­gruppe von 677 gesun­den Per­so­nen. Bei drei Pro­zent der Erwach­se­nen und 21 Pro­zent der Kin­der mit Guil­lain-Barré war eine vor kur­zem erfolgte Infek­tion nach­weis­bar – häu­fi­ger als in der Kon­troll­gruppe. Ebenso häu­fig fan­den die For­scher Anti­kör­per gegen GalC. Dass bei rund einem Vier­tel der unter­such­ten Kin­der Anti­kör­per nach­ge­wie­sen wur­den, spricht laut den For­schern für eine bedeu­tende Rolle des Myco­plasma-Bak­te­ri­ums als Aus­lö­ser für Guil­lain-Barré. Auch in der Kon­troll­gruppe wur­den die bei­den Anti­kör­per nach einer kürz­li­chen Myco­plasma-Infek­tion nach­ge­wie­sen. Dass diese Per­so­nen nicht erkrank­ten, lag an einem ande­ren Anti­kör­per-Typ als bei Betrof­fe­nen. Dar­aus könnte sich ein neuer The­ra­pie­an­satz erge­ben. APA/​Annals of Neurology

Angst vor Altern kann Leben ver­kür­zen

Men­schen, die Angst vor dem Altern haben, leben durch­schnitt­lich 7,5 Jahre kür­zer als andere. Ältere, die das Gefühl haben, eine Last für andere zu sein, wei­sen ein höhe­res Risiko für Depres­sio­nen und Ein­sam­keit auf. Das hat eine Stu­die der WHO (Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion) erge­ben, bei der 83.000 Erwach­sene in 57 Län­dern zu ihrer Ein­stel­lung gegen­über älte­ren Men­schen befragt wur­den. Dem­nach ist „Alters­dis­kri­mi­nie­rung“ weit ver­brei­tet: 60 Pro­zent mei­nen, dass ältere Men­schen nicht mehr „genü­gend respek­tiert“ wer­den. In rei­chen Län­dern liegt der Pro­zent­satz noch höher. Ein Ver­gleich mit frü­he­ren Epo­chen ist nicht mög­lich, weil die Umfrage erst­mals in die­ser Form statt­ge­fun­den hat. APA

Tabak­rauch schä­digt kind­li­ches Immunsystem

Schwan­gere, die rau­chen, schä­di­gen damit fetale Zel­len und wei­sen eine höhere Früh­ge­bur­ten­rate auf. Die Neu­ge­bo­re­nen lei­den häu­fi­ger unter Atem­wegs­in­fek­tio­nen und erkran­ken ver­mehrt an Asthma bron­chiale mit schwe­re­ren Ver­laufs­for­men. Dar­auf wies Priv. Doz. Angela Zacha­ra­sie­wicz von der Abtei­lung für Kin­der- und Jugend­heil­kunde am Wie­ner Wil­hel­mi­nen­spi­tal im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Pneu­mo­lo­gie (ÖGP) in Wien hin. Auch Über­ge­wicht, kar­dio­vas­ku­läre Erkran­kun­gen sowie Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten kön­nen auf frühe Tabak­ex­po­si­tion zurück­ge­führt wer­den. Die durch den Ziga­ret­ten­rauch abge­ge­be­nen Schad­stoffe ver­ur­sa­chen nicht nur Gen­mu­ta­tio­nen, son­dern auch epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen, was die stei­gende Zahl an Kin­dern mit Asthma bron­chiale und all­er­gi­schen Erkran­kun­gen erklärt.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2016