FSME

10.05.2016 | Medizin

Nur jeder zweite Zeckenbiss wird von den Betroffenen überhaupt registriert. In der Inkubationszeit (durchschnittlich sieben bis zehn Tage; kann zwischen vier und 28 Tagen liegen) ist eine korrekte Diagnose anhand von allgemeinen Veränderungen des Blutbildes schwer möglich, bedauert Univ. Prof. Bruno Mamoli, Leiter des Kompetenzzentrums Neurologie im Wiener Rudolfinerhaus. In der anschließenden Prodromalphase (zwei bis sieben Tage) kommt es zu unspezifischen Beschwerden mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Fieber und Kopfschmerzen. Danach kommt es zur eigentlichen Krankheitsphase, die „schwere Ausfallserscheinungen“ zur Folge haben kann, wie Mamoli betont. Eine kausale Therapie existiert bislang nicht. Auch lassen sich laut dem Experten nach drei Jahren Rehabilitation keine wesentlichen Verbesserungen mehr erzielen.

Die drei klinischen FSME-Formen

1) Meningitische Form (rund 50 Prozent der Fälle):
Mildeste Form mit Befall der Meningen
Symptome: hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Benommenheit, allgemeines Krankheitsgefühl
Prognose: guter Verlauf, innerhalb weniger Wochen weitgehende Beschwerdefreiheit bis hin zur Normalisierung.

2) Meningo-encephalitische Form (rund 40 Prozent der Fälle): Schwerwiegendere Form mit cerebraler Beteiligung und konsekutiven Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems
Symptome: hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörung und beispielsweise Zittern, Lähmungen, Koordinationsstörungen, Gleichgewichtstörungen, Aphasie
Prognose: Defektheilung bei circa 40 Prozent

3) Meningo-encephalo-myelitische Form (circa 10 Prozent der Fälle):
Schwerste Form mit typischen Veränderungen im Bereich der motorischen Hirnnervenkerne, Veränderungen im Bereich der Vorderhornzellen des Rückenmarks sowie im Kleinhirn und Thalamus, Ausfälle von Gesichtsnerven Symptome: eventuell zusätzlich Schluckstörungen und Dysarthrie (N. hypoglossus und glossopharyngeus).
Prognose: Beatmungspflicht durch Ausfall des N. phrenicus: 48 Prozent
Defektheilung: circa 50 Prozent
Letalität: circa 30 Prozent
Normalisierung: circa 20 Prozent

Gesamtmortalität der FSME: ein bis vier Prozent

Quelle: Univ. Prof. Dr. Bruno Mamoli

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2016