FSME: Hohe Durchimpfungsrate täuscht

25.04.2016 | Medizin

Auch wenn die FSME-Durchimpfungsrate bei 85 Prozent liegt: Im Westen Österreichs, bei über 50-Jährigen und bei Kindern nimmt die Zahl der FSME-Fälle zu. Ein Hauptgrund: die allgemeine Nachlässigkeit bei der Einhaltung des Impfschemas.

Mit 85 Prozent Durchimpfungsrate ist die Anzahl der Menschen, die jemals eine FSME-Impfung erhalten haben, hoch, erklärte Univ. Prof. Ursula Kunze vom Institut für Sozialmedizin an der MedUni Wien kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Laut einer vom Meinungsforschungsinstitut GfK Healthcare im September 2015 durchgeführten Befragung sind nur 53 Prozent der Personen korrekt geimpft, berichtet ÖÄK-Impfreferent Rudolf Schmitzberger. Insbesondere bei Kindern – nur jedes zweite Kind ist korrekt geimpft – ist dadurch in den letzten Jahren eine dramatische Zunahme von FSME-Fällen zu verzeichnen: Bei Kleinkindern bis zu sechs Jahren wurden von 2011 bis 2015 fast viermal so viele Fälle registriert wie in den fünf Jahren zuvor. In der Gruppe der Einbis 14-Jährigen ist eine Verdreifachung der Fälle zu registrieren.

Die Anzahl der hospitalisierten Fälle konnte durch die Einführung der FSMEMassenimpfung im Jahr 1981 auf 50 bis 100 Fälle gesenkt werden. Auch im Vorjahr war mehr als die Hälfte der Betroffenen (56 Prozent) 50 Jahre oder älter. Die konkreten Zahlen: In Wien gab es im Vorjahr einen FSME-Fall, in Niederösterreich vier. Die meisten FSME-Fälle gab es 2015 in der Steiermark (20), gefolgt von Oberösterreich (16) und Tirol (15). In Kärnten gab es zwei Erkrankungen, in Salzburg und Vorarlberg je drei. Keine FSME-bedingte Hospitalisierung ist aus dem Burgenland bekannt. Die Zahlen dokumentieren: Ganz generell nimmt im Westen die Zahl der FSME-Fälle zu. „Tirol ist eines der diesjährigen Haupt-Endemiegebiete“, erklärt Schmitzberger.

Bedingt durch die Klimaänderung breiten sich die Zecken mittlerweile auch in großen Höhen aus. So wurden beispielsweise 2008 erstmals Infektionen auf mehr als 1.000 Metern Höhe verzeichnet. Nicht nur das: „Im Vorjahr gab es neuerlich zwei FSME-Fälle nach oraler Infektion“, berichtet Schmitzberger. Ursache war in beiden Fällen der Genuss von nicht pasteurisierter Ziegenmilch. Zuletzt hatte in Österreich im Jahr 2008 insgesamt bei sechs Menschen der Verzehr von Frischkäse aus Ziegen-Rohmilch zu einer Infektion geführt; vier von ihnen erkrankten.

Schon seit vielen Jahren ist die Gruppe der über 50-Jährigen besonders häufig betroffen. Dementsprechend fordert Sozialmedizinerin Ursula Kunze für diese Altersgruppe mehr Kontrollen beziehungsweise kürzere Impfintervalle. Auch ein Wiedereinstieg ins richtige Impfschema ist unkompliziert möglich: Hat man bereits zwei Teilimpfungen im korrekten zeitlichen Abstand erhalten, ist man mit einer einzigen entsprechenden Dosis wieder im richtigen Impfschema.

FSME-Impfempfehlung*

Grundimmunisierung:

bestehend aus 3 Teilimpfungen
1. Teilimpfung: ab dem vollendeten 1. Lebensjahr, idealerweise noch in der kalten Jahreszeit vor Aktivwerden der Zecken
2. Teilimpfung: 1-3 Monate nach der 1. Teilimpfung
3. Teilimpfung: je nach verwendetem Impfstoff 5-12 Monate (FSME-Immun) beziehungsweise 9-12 Monate (Encepur) nach der 2. Teilimpfung

Schnellimmunisierung:
FSME-Immun: zwischen 1. und 2. Impfdosis liegen 14 Tage, die 3. Teilimpfung erfolgt nach 5-12 Monaten
Impfstoff Encepur: 0/7 Tage/21 Tage.

Auffrischungsimpfungen:

1. Auffrischungsimpfung:
3 Jahre nach Grundimmunisierung beziehungsweise 12-18 Monate nach Encepur-Schnellimmunisierung.
Alle weiteren Auffrischungsimpfungen:
lebenslang; Bis zum vollendeten 60. Lebensjahr: alle fünf Jahre
Ab dem 60. Lebensjahr: alle drei Jahre

* gem. Österreichischem Impfplan 2016

Tipp

Die diesjährige FSME-Impfaktion läuft bis 31. Juli. In diesem Zeitraum ist der Impfstoff zum vergünstigten Preis erhältlich.
Erwachsene: 34,40 Euro beziehungsweise 34,80 Euro
Kinder: 29,80 Euro beziehungsweise 30,30 Euro

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2016