Pharma: Sonderstatus für CTL019

10.11.2015 | Wirtschaft

Von „one size fits all“ zu einer „targeted, tailor-made“-Therapie: diesen Weg möchte das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis in der Krebsbehandlung gehen. So hat etwa die personalisierte T-Zell-Therapie CTL019 schon 2014 in den USA den Status „Breakthrough Therapy“ erhalten. Große Fortschritte gibt es auch bei potentiell neuen Therapien gegen Psoriasis und Herzinsuffizienz.
Von Marion Huber

Um beispielsweise die Positionierung des Unternehmens in der Krebsbehandlung weiter auszubauen, wurde unter anderem das Onkologie-Portfolio von GSK übernommen. Damit verfügt Novartis Oncology über ein Portfolio von 22 Medikamenten aus den Fachgebieten Onkologie und Hämatologie.

Bei CTL019 etwa handelt es sich um eine personalisierte T-Zell-Therapie mit chimärischen Antigenrezeptoren (CAR) im Prüfstadium; ihre Wirkung wird für bestimmte lebensbedrohliche B-Zell-Karzinome untersucht wie etwa die akute lymphoblastische Leukämie der B-Linie (B-Linien-ALL), das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom und chronische lymphatische Leukämie (CLL). Die Therapie mit chimärischen Antigenrezeptoren wird in Zusammenarbeit mit der University of Pennsylvania in den USA entwickelt.

Schon im Juli 2014 hat CTL019 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) den Status „Breakthrough Therapy“ erhalten. Bei der CTL019-Behandlung werden mittels Leukapherese T-Zellen aus dem Blut des Patienten gewonnen. Diese werden im Labor mit Hilfe von Lentiviren mit dem Gen für einen chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet, der B-Zellen am Merkmal CD19 erkennt. Werden CTL019-Zellen infundiert, greifen sie die B-Zellen im Körper des Patienten an. Vorläufige Ergebnisse aus zwei klinischen Pilotstudien zu CTL019 zeigten bei 27 von 30 Patienten mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) eine vollständige Remission.

LCZ696 bei Herzinsuffizienz

Mit dem ersten Vertreter der Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Antagonisten (ARNI) – LCZ696 – hat der Pharmakonzern auch eine neue Substanzklasse für die Herzinsuffizienz in der Pipeline. Die Valsartan/Sacubitril-Kombination wurde im Juli dieses Jahres von der Arzneimittelbehörde FDA in den USA zur Therapie bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion zugelassen und wird nun unter dem Namen Entresto vermarktet. In der PARADIGM-HF-Studie mit mehr als 8.400 Patienten war LCZ696 dem ACE-Hemmer Enalapril signifikant überlegen. So wurde die Rate an Todesfällen aus kardiovaskulärer Ursache um 20 Prozent verringert (16,5 zu 13,3 Prozent). Die Gesamtmortalität wurde durch LCZ696 um 16 Prozent, die Häufigkeit der Hospitalisierungen aufgrund von Herzinsuffizienz um 21 Prozent gesenkt.

IL-17A-AK: First-Line bei Psoriasis

Auch bei der Therapie der Psoriasis gibt es Erfolge zu vermelden: Cosentyx® (Secukinumab) ist der erste IL-17A-Antikörper, der die europäische Zulassung als First-Line-Medikament bei moderater bis schwerer Psoriasis bekommen hat; auch in den USA ist das Mittel seit Januar 2015 registriert. Darüber hinaus liegen auch in der Schweiz, Chile, Australien, Kanada und Japan Zulassungen vor. In Österreich wurde Cosentyx® im März dieses Jahres in den Erstattungskodex (Roter Bereich) aufgenommen. „Fast 50 Prozent der Psoriasis-Patienten sind nicht zufrieden mit den derzeitigen Therapien“, wies David Epstein, Leiter der Division Pharmaceuticals bei Novartis Pharmaceuticals, vor Journalisten auf den großen ungedeckten Bedarf hin.

Grundlage für die Zulassung von Cosentyx® war ein umfangreiches Studienprogramm mit mehr als 3.400 Patienten, die Secukinumab erhielten im Vergleich zu Placebogruppen. In den Phase III-Studien CLEAR, FIXTURE und ERASURE zeigte sich Cosentyx® sowohl gegenüber Etanercept (Enbrel®) und Ustekinumab (Stelara®) überlegen. So ergab die FIXTURE-Studie, dass 54 Prozent der Probanden (300 mg Secukinumab) beziehungsweise 42 Prozent (150 mg Secukinumab) schon nach zwölf Wochen kaum noch Symptome zeigten (PASI 90, Psoriasis Area Severity Index) gegenüber 21 Prozent unter Enbrel®. Nach einem Jahr erreichten 65 Prozent (300 mg) beziehungsweise 45 Prozent (150 mg) unter Secukinumab PASI 90 gegenüber 33 Prozent unter Enbrel®. Das Sicherheitsprofil war dabei vergleichbar gut. Nach zwei Jahren Therapie wiesen laut den FIXTURE- und ERASURE-Studien sieben von zehn mit Cosentyx® behandelten Patienten (71 Prozent) „klare oder fast klare Haut“ auf; 88 Prozent der Patienten zeigten eine anhaltende Reaktion. In der CLEAR-Studie hat sich Cosentyx® auch dem bisher wirksamsten Biological Stelara® als überlegen erwiesen. Fast 80 Prozent der Patienten erreichten unter Cosentyx® „klare oder fast klare Haut“, unter Stelara® 57,6 Prozent. In Woche 16 erreichten 44,3 Prozent der Consentyx®-Patienten vollständig klare Haut (PASI 100) verglichen mit 28,4 Prozent, die Stelara® erhielten.

Quelle: Media Event „Novartis Innovating For Patients“, Basel

Die Eckdaten

Die Novartis AG mit Sitz in Basel (Schweiz) besteht aus drei Divisionen: die Division Pharmaceuticals, die Division Sandoz (Generika) und die Division Alcon (Augenheilkunde). Im Jahr 2014 beschäftigte Novartis rund 133.000 Mitarbeiter in etwa 140 Ländern. Das Unternehmen erwirtschaftete im Vorjahr einen Nettoumsatz von 58 Milliarden US-Dollar und einen Reingewinn von 10,3 Milliarden US-Dollar.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2015