Ärztliche Fortbildung: Ein Berufs-Leben lang

10.05.2015 | Politik

Hohe Qualitätsansprüche und die dynamische wissenschaftliche Entwicklung erfordern von Ärzten, sich kontinuierlich fortzubilden. Ab 1. September 2016 sind Ärzte gesetzlich verpflichtet, die Fortbildung auch nachzuweisen. Von Marion Huber

Wer auch nur kurze Zeit stillsteht, kann die hohen Standards und Ansprüche an die Qualität nicht halten“, betonte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien die Bedeutung der ärztlichen Fortbildung. Ärzte sind wie kaum eine andere Berufsgruppe per Gesetz verpflichtet, sich kontinuierlich fortzubilden – zumindest ihr ganzes Berufsleben lang. Geschuldet sei dies nicht zuletzt der dynamischen wissenschaftlichen Entwicklung: „Wir können davon ausgehen, dass sich das medizinische Wissen alle vier bis fünf Jahre verdoppelt“, so Wechselberger. Dem wollen und müssen Ärzte auch im Sinne einer qualitätsvollen Patientenbehandlung Rechnung tragen, führte er weiter aus. Aufgabe der ÖÄK als deren Standesvertretung sei es, den Zugang zur Fortbildung möglichst einfach zu gestalten und die Ärzte dabei zu unterstützen, ihr „Bemühen um Fortbildung auch offenlegen zu können“.

Um diesen Aufgaben entsprechend nachzukommen, wurde im Jahr 2000 die Österreichische Akademie der Ärzte gegründet – als „Serviceeinrichtung“ für Ärzte in Sachen qualitätsgesicherter Fortbildung, wie der Präsident des Wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Akademie der Ärzte, Peter Niedermoser, hinzufügte. Das Diplom-Fortbildungs-Programm der ÖÄK zeichne sich als strukturierte, kontinuierliche und berufsbegleitende Fortbildung aus. Was für Niedermoser entscheidend ist: Klare Regeln, strenge Kriterien und Transparenz sichern die Qualität. Die inhaltliche Verantwortung der Fortbildungsangebote liege ausschließlich beim ärztlichen Veranstalter; Sponsoren müssten im Sinne der Transparenz eindeutig ausgewiesen werden. Nicht zuletzt trage auch der seit Juli 2014 gültige Verhaltenskodex von ÖÄK und Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) zur Qualitätssicherung und Transparenz bei. Niedermoser dazu: „Wir haben strenge Maßnahmen und die gewährleisten die Unabhängigkeit.“

Wissenstransfer in die Breite

Als Fortbildungsanbieter, der regelmäßig die Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit publiziert und oft bei der Organisation von Kongressen aktiv ist, kennt Univ. Prof. Michael Gnant die Vorteile des Diplom-Fortbildungs-Angebots. „Wir schaffen dadurch den Wissenstransfer in die Breite“, erklärt der Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien. Spitzenmedizin komme so auch zu allen Ärzten in den Spitälern und Ordinationen und damit zum Patienten. Auch Reinhold Glehr, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) und niedergelassener Allgemeinmediziner, hob das „gute Fortbildungsgefüge“ in Österreich hervor. So stünden auch niedergelassenen Ärzten mit E-Learning, Qualitätszirkeln und Hospitationen ausreichend Fortbildungsangebote zur Verfügung, die man örtlich und zeitlich flexibler nutzen kann.

Nachweispflicht

Ab September 2016 ist es für Ärzte auch gesetzlich verpflichtend, die Fortbildung nachzuweisen. Um ein DFP-Diplom zu erhalten, müssen in den letzten fünf Jahren mindestens 250 DFP-Punkte absolviert werden. Um dies zu dokumentieren, bietet die Akademie der Ärzte ein Online-DFP-Konto an – ein elektronisches Service, mit dem Österreich „international eine führende Position einnimmt“, wie Niedermoser betonte. Eines gibt er aber zu bedenken: „Wenn der Staat die Fortbildung verpflichtend fordert, muss er auch die Kosten dafür übernehmen.“ Zwar gebe es Spitalsträger, die dies teilweise finanzieren und ihre Mitarbeiter freistellen; dies müsse aber grundsätzlich und auch für den niedergelassenen Bereich passieren. Insgesamt wertet Niedermoser es aber als positiv, dass Ärzte die Fortbildung nun dokumentieren „dürfen“, wie er betont. „Mit diesem Ausweis nach außen heben sich Ärzte auch von anderen Berufsgruppen ab, bei denen regelmäßige Fortbildung nicht verpflichtend ist.“ Er ist überzeugt, dass die größte Mehrheit der Ärzte die geforderten Punkte erreichen wird – schon allein deswegen, „weil sie sich dem Patienten und sich selbst gegenüber verpflichtet fühlen“.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2015