20 Jahre DFP: Erfolgsmodell mit Vorbildwirkung

10.05.2015 | Politik

Es war eine Vorreiterrolle, die die ÖÄK 1995 mit der Einführung des Diplom Fortbildungsprogramms in Sachen Fortbildung in Europa übernommen hat. Schon wenige Jahre nach der Einführung wurde es von zwei deutschen Landesärztekammern übernommen. Von Agnes M. Mühlgassner

Es war ein in Europa einmaliges Fortbildungs-Konzept, das die Österreichische Ärztekammer 1995 beschlossen hat. Das Diplom-Fortbildungsprogramm war von der Arbeitsgruppe des ÖÄK-Fortbildungsreferates zusammen mit Experten aus dem Bereich der Allgemeinmedizin und den Sonderfächern erarbeitet worden. Grundlage dafür bildeten die von der Europäischen Akademie für ärztliche Fortbildung entwickelten Empfehlungen. Federführend war der ehemalige Präsident der Ärztekammer Steiermark, Wolfgang Routil, der damals auch für die Fortbildungsagenden auf ÖÄK-Ebene zuständig war. Die Grundüberlegung zur Struktur des DFP war folgende: Der Rahmen für die Fortbildung ist zeitlich und inhaltlich konkret vorgegeben. Innerhalb von drei Jahren sollen 100 Stunden Fortbildung nachgewiesen werden; wobei 60 Stunden verschiedenen Modulen zugeordnet werden, die restlichen 40 Stunden können frei gewählt werden. Wer diese Kriterien erfüllt und innerhalb von drei Jahren die entsprechende Stundenanzahl erfüllt, erhält das Fortbildungsdiplom. Als Fortbildungsformate galten damals Vorträge, Seminare und Übungen. Grundsätzlich war es das Ziel, strukturierte Fortbildung zu ermöglichen, die prinzipiell freiwillig ist – verbunden mit qualitätssichernden Richtlinien und Rücksichtnahme auf individuelle Fortbildungsbedürfnisse. So war es jedenfalls zu Beginn; im Laufe der Zeit sind in mehrfacher Hinsicht Adaptierungen erfolgt.

Zeitgleich starteten damals auch Aktivitäten für die flächendeckende Umsetzung des „Online-Fortbildungskalender der ÖÄK“. Damit wollte man Fortbildungsveranstaltungen insgesamt besser zugänglich machen. Vorreiter auf diesem Gebiet war die Ärztekammer Steiermark, die schon ab 1. Oktober 1994 online über die Fortbildungsveranstaltungen in der Steiermark informierte. So hieß es damals etwa in einer Ankündigung in der ÖÄZ, dass man, um diesen Fortbildungskalender nutzen zu können, ein Modem benötige… Auch hier schritt die technische Entwicklung rasant fort: Der mittlerweile österreichweite Fortbildungskalender verzeichnete etwa im Juli 2000 exakt 2.651 Zugriffe.

1998 war es dann soweit: Quasi stellvertretend für die ersten 500 Ärzte, die das DFP absolviert haben, erhielt der St. Pöltner Internist Lothar Fiedler das erste Diplom überreicht. Das war im Feber; im Oktober konnten an weitere 878 Ärzte die Diplome verliehen werden. Im Juni 2000 wurden bereits 1.900 Ärztinnen und Ärzte registriert, die für das DFP-Diplom eingereicht hatten.

Adaptierungen standen beim DFP regelmäßig auf der Tagesordnung. Da das Interesse von Turnusärzten an dieser Form der Fortbildung außerordentlich groß war, wurde es bereits wenige Jahre nach Beginn des Diplomfortbildungsprogramms möglich, dass Turnusärzte schon während ihrer Ausbildung für das DFP anrechenbare Fortbildungen absolvieren konnten. International Akzeptanz fand das DFP durch die Tatsache, dass 1998 die beiden deutschen Landesärztekammern von Baden-Württemberg und Nordrhein das DFP der ÖAK übernommen haben.

Die Entwicklung schreitet rasch voran:

  • Seit dem Jahr 2000 bildet E-Learning einen wesentlichen Bestandteil des Fortbildungsprogramms. „DFP ist online“ – so lautet der Titel des entsprechenden Beitrags in der ÖÄZ. Am 25. März 2001 erscheint erstmals ein Literaturstudium in der ÖÄZ: „Adipositas“ von Univ. Prof. Kurt Widhalm.
  • 2001 wird das DFP-Literaturstudium internationalen Standards angepasst. So wird die erforderliche Stundenzahl bis zum Jahr 2005 schrittweise auf 150 Stunden erhöht.
  • Seit Feber 2002 ist auch die Arbeit in Qualitätszirkeln für das DFP anrechenbar.

2005 – das DFP existierte gerade einmal zehn Jahre – wurden erstmals 2.075 DFP-Diplome ausgestellt, was im Vergleich zu 2004 einer Steigerung von 52 Prozent entspricht. Das enorme Interesse am E-Learning bringt auch eine Veränderung in der Systematik mit sich: Ab 2006 muss nur noch ein Drittel der erforderlichen Fortbildungspunkte durch den Besuch von Veranstaltungen erworben werden; zwei Drittel können via E-Learning, DFP-Literaturstudium sowie durch Qualitätszirkel erlangt werden. Ab 2007 erhält jeder Arzt sein Online-Fortbildungskonto: Alle erworbenen DFP-Fortbildungspunkte werden automatisch gebucht; damit ist die Zeit des Zettel-Sammelns vorbei.

Factbox

  • 2014 wurden insgesamt 148.635 Artikel online auf www.meindfp.at absolviert.
  • Insgesamt wurden 297.500 DFP-Punkte auf www.meindfp.at vergeben.
  • Insgesamt gibt es 31.056 registrierte Teilnehmer.
  • Täglich werden online 407 Fachartikel absolviert.
  • Pro Monat gibt es durchschnittlich 16 neue Fachartikel.
  • Täglich gab es rund 15 neue Ärzte, die sich auf www.meindfp.at registriert haben.
  • 2014 wurden insgesamt 148.635 Tests abgelegt. Das bedeutet eine Steigerung von 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • 2014 wurden insgesamt 7.250 Fortbildungsdiplome ausgestellt, was einer Steigerung von 36 Prozent gegenüber 2013 entspricht.

Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr 2014.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2015