kurz & informativ: Medizinische Kurzmeldungen

25.10.2015 | Medizin

West-Nil-Virus: Sieben Infektionen in Österreich

In Österreich wurden in diesem Jahr bisher sieben West-Nil-Virus-Infektionen registriert, berichten Univ. Prof. Stephan Aberle und Univ. Prof. Franz X. Heinz vom Department für Virologie der MedUni Wien in der aktuellen „Virusepidemiologischen Information“. Der Infektionsort lag wahrscheinlich in allen diesen Fällen im nordöstlichen Österreich. In seinem natürlichen Reservoir zirkuliert das Virus zwischen Stechmücken und Vögeln. „Der Mensch spielt für den natürlichen Viruskreislauf keine Rolle, sondern wird nur zufällig durch den Stich Virus-tragender Gelsen infiziert“, so die Experten. Da eine Übertragung des Virus auch durch Blutprodukte möglich ist, hat das Gesundheitsministerium in diesem Sommer die Meldepflicht für die Erkrankung beschlossen. Eine Infektion mit West-Nil-Virus verläuft zu 80 Prozent ohne Symptome, ansonsten mit Symptomen einer milden fieberhaften Erkrankung. Bei 0,7 Prozent der Betroffenen entwickelt sich aber eine neurologische Symptomatik. Ähnlich wie bei FSME sind schwere Verläufe bei älteren Personen häufiger. Das Ausmaß der Erkrankungen variiert sehr stark von Jahr zu Jahr; der größte Ausbruch in Europa wurde im Jahr 2010 in Griechenland mit mehr als 250 Fällen registriert.
APA

Neu auf der Doping-Liste: Mildronat

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat Meldonium – auch unter dem Markennamen Mildronat bekannt – auf die neue Liste der verbotenen Substanzen gesetzt. Laut WADA gebe es Hinweise darauf, dass Meldonium, das bei mangelnder Durchblutung oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verabreicht wird, „von Athleten mit der Absicht der Leistungssteigerung“ genutzt wird. Das Medikament wurde in Lettland entwickelt und stand bereits auf der Beobachtungsliste der WADA. Künftig werden auch Koffein und Nikotin auf der Liste jener Stimulanzien sein, die bei Wettkämpfen unter Beobachtung stehen. Die neue Liste der verbotenen Substanzen tritt am 1. Jänner 2016 in Kraft.
APA

Empathie kann aus- und eingeschaltet werden

Spürt jemand weniger Schmerzen, zeigt er auch weniger Empathie. Das konnten Wiener Forscher um den Neuropsychologen Univ. Prof. Claus Lamm schon vor einiger Zeit belegen. Nun konnten sie das gehemmte Mitgefühl durch das gezielte Blockieren von Opiatrezeptoren im Gehirn wieder einschalten. In der Ausgangsuntersuchung erhielten die Studienteilnehmer kurze Elektroschock-Impulse. Wer meinte, ein Schmerzmittel erhalten zu haben, zeigte sich weniger empathisch, wenn er Schmerzen bei anderen Studienteilnehmern beobachtete. Dabei wurden aber nur Placebos verabreicht, die trotzdem nachweislich die Schmerzaktivität des Gehirns herabsetzen. Die Wissenschafter nehmen an, dass der sogenannte „Placeboempathie-Effekt“ auch bei Analgetika auftritt, weil sie ähnlich auf die Opiatrezeptoren wirken. Im Rahmen der neuen Untersuchungen blockierten sie mit einem Medikament bei 50 Probanden die Opiatrezeptoren und somit auch den „Placeboempathie-Effekt“. Lamm dazu: „Die Empathie normalisierte sich wieder.“ Damit habe man noch mehr Hinweise, dass Empathie schmerzähnliche Prozesse im Gehirn aktiviert, ähnlich wie bei selbst empfundenem Schmerz. In der Folge wollen die Forscher analysieren, ob geringe Dosen Schmerzmittel die Empathie ebenso reduzieren.
APA/Journal of Neuroscience/PNAS

Krebs: Kryokonservierung von Ovarialgewebe

Von den Frauen, denen vor einer Chemo- oder Strahlentherapie Ovarialgewebe entnommen und anschließend wieder transplantiert wurde, hat in einer dänischen Studie jede dritte mindestens ein Kind bekommen. Auch die Krebs-Rückfallquote habe sich durch die Transplantation nicht erhöht. Die Forscher um Annette Jensen hatten Daten von 41 dänischen Frauen ausgewertet, denen man entnommenes Eierstock-Gewebe im Alter von durchschnittlich 33 Jahren wieder eingesetzt hat. Von 32 dieser Frauen, die schwanger werden wollten, bekamen zehn danach mindestens ein Kind. Insgesamt entstanden 14 Kinder auf natürlichem Wege oder nach einer Behandlung. Warum bei einigen Frauen das transplantierte Gewebe länger funktionsfähig ist als bei anderen, ist nicht geklärt. Bei drei der 41 Frauen kam es nach der Transplantation zu einem Rezidiv. Allerdings konnte kein Zusammenhang zwischen der Behandlung und dem Rückfall hergestellt werden.
APA/Human Reproduction

Endocannabinoide verursachen „Läuferhoch“

Glücksgefühle beim Laufen werden nicht durch Endorphine, sondern durch Endocannabinoide ausgelöst. Deutschen Forschern zufolge können die im Blut ausgeschütteten Endorphine die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und damit auch nicht die Effekte auslösen. In Experimenten ist es nun erstmals gelungen nachzuweisen, dass das Läuferhoch bei Mäusen mit den Cannabinoid-Rezeptoren zusammenhängt. Die Tiere mussten stundenlang in Laufrädern laufen; danach waren sie laut Studie weniger schmerzempfindlich und weniger ängstlich als die Kontrollgruppe. Die Schmerzempfindlichkeit wurde mit dem Sitzen auf einer heißen Versuchsplatte, die Ängstlichkeit mit dem Verhalten in einer Licht-Dunkel-Box getestet. Als die Wissenschafter die Endocannabinoid-Rezeptoren mit Medikamenten blockierten, blieben die positiven Effekte des Läuferhochs aus. Die Blockade der Endorphin Rezeptoren wirkte sich hingegen nicht auf das Läuferhoch aus.
APA/Proceedings

Kinder von Rauchern sind häufiger verhaltensgestört

Kinder aus Raucher-Haushalten zeigen etwa doppelt so häufig Verhaltensstörungen wie Kinder nicht rauchender Eltern: 18 Prozent versus 9,7 Prozent. Das ist das Ergebnis einer französischen Studie mit rund 5.200 Volksschülern. Für die Studie wurden die Eltern von durchschnittlich zehnjährigen Kindern mittels Fragebogen über das Verhalten ihrer Kinder und die Rauchgewohnheiten im Haushalt befragt. Kinder, die bereits während der Schwangerschaft oder während der ersten Monate nach der Geburt Tabakrauch ausgesetzt waren, zeigten eine große Bandbreite an auffälligen Verhaltensmustern, erklärte Studienleiterin Isabella Annesi-Maesano vom französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm). Mögliche Ursache sei die Wirkung von Nikotin auf die vorgeburtliche und frühkindliche Entwicklung des Gehirns.
APA/PLOS One

Neuer Stevia-Süßstoff kommt auf den Markt

Unter dem Namen „EverSweet“ bringt ein US-amerikanisches Unternehmen einen Stevia-Süßstoff der nächsten Generation auf den Markt. Im Gegensatz zur traditionellen Produktion wird der neue Süßstoff mittels Hefefermentation gewonnen und ist daher günstiger. Die traditionelle Extraktion der Steviolglycoside direkt aus der Pflanze ist extrem teuer, weil diese nur in sehr geringen Konzentrationen im Pflanzenblatt vorkommen.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2015