kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

15.12.2015 | Medizin

Prä­ek­lamp­sie: Lang­zeit­ri­siko für Müt­ter wird erforscht

Weil die Lang­zeit­ris­ken von Müt­tern nach einer Prä­ek­lamp­sie wenig doku­men­tiert sind, wol­len For­scher aus Graz und Kla­gen­furt nun Daten von Betrof­fe­nen nach der Geburt sam­meln. So sol­len im ers­ten Jahr nach der Geburt fünf­mal ver­schie­dene phy­sio­lo­gi­sche und psy­cho­lo­gi­sche Para­me­ter erho­ben wer­den. Dabei wer­den die Pro­ban­din­nen auch Stress­si­tua­tio­nen aus­ge­setzt; sie müs­sen etwa Rechen­auf­ga­ben lösen. Ziel sei schluss­end­lich die Ent­wick­lung eines Prä­ven­ti­ons­pro­gram­mes, das die Prä­ek­lamp­sie-Pati­en­tin­nen nach der Geburt unter­stützt. Retro­spek­tive Stu­dien hät­ten gezeigt, dass Betrof­fene lang­fris­tig ein vier­fach höhe­res Risiko für eine chro­ni­sche Hyper­to­nie, ein drei­fach höhe­res Risiko für Dia­be­tes mel­li­tus und ein dop­pelt so hohes Insult-Risiko haben. Etwa sechs Pro­zent der Schwan­ge­ren ent­wi­ckeln im sechs­ten oder sie­ben­ten Monat eine Prä­ek­lamp­sie.
APA

Leber­schä­den durch Interferon

Weil Inter­fe­ron die Zahl der Sau­er­stoff­ra­di­kale in Leber­zel­len erhöht, ist es offen­bar an Leber­schä­den bei viral ver­ur­sach­ten Hepa­ti­t­i­den betei­ligt. Das hat ein inter­na­tio­na­les Wis­sen­schaf­ter­team mit Betei­li­gung der Arbeits­gruppe von Andreas Berg­tha­ler des Wie­ner For­schungs­zen­trums CeMM (For­schungs­zen­trum für Mole­ku­lare Medi­zin der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten) fest­ge­stellt. Die Anhäu­fung der Sau­er­stoff­ra­di­kale erfolgt auf zwei Arten: Einer­seits hemmt Inter­fe­ron die Super­oxid-Dis­mutase 1 (SOD1), die für die Besei­ti­gung der Radi­kale ver­ant­wort­lich ist. Ande­rer­seits erhöht es auch die Menge der Sau­er­stoff­ra­di­kale. Dass Inter­fe­ron Leber­zel­len schade und sogar zum Zell­tod führe, sei „eine echte Über­ra­schung“, so Berg­tha­ler. Die For­scher fan­den aber auch einen Anti­kör­per, um die Zel­len vor der schäd­li­chen Wir­kung von Inter­fe­ron zu schüt­zen. Ent­fernt oder blo­ckiert man den Rezep­tor für das Pro­tein an der Zell­ober­flä­che, kann der Zell­tod durch Sau­er­stoff­ra­di­kale ver­hin­dert wer­den.
APA/​Immunity

USA: Ver­dopp­lung der Autis­mus-Fälle

In den USA hat sich die Zahl der Kin­der mit Autis­mus inner­halb von weni­gen Jah­ren fast ver­dop­pelt, wie ein Bericht des CDC (Cen­ters for Dise­ase Con­trol and Pre­ven­tion) ergab. Dem­nach sei eines von 45 Kin­dern in den USA betrof­fen; zwi­schen 2011 und 2013 war es noch eines von 80 Kin­dern. Der Anstieg wird damit erklärt, dass dem Bericht umfas­sen­dere Sym­ptome als bis­her für die Ein­ord­nung als Kind mit autis­ti­schen Zügen zugrunde gelegt wur­den.
APA

Früh­zei­tig Herz­schä­den bei adi­pö­sen Kindern

Bei stark über­ge­wich­ti­gen Kin­dern zei­gen sich bereits im Alter von acht Jah­ren Herz­schä­den. Das haben US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher um Stu­di­en­lei­te­rin Linyuan Jing vom Gei­sin­ger Health Sys­tem in Penn­syl­va­nia (USA) beim Ver­gleich von 20 adi­pö­sen Kin­dern und Jugend­li­chen mit 20 Gleich­alt­ri­gen ohne Gewichts­pro­bleme her­aus­ge­fun­den. 40 Pro­zent der adi­pö­sen Kin­der hat­ten bereits eine redu­zierte Herz­leis­tung und ein erhöh­tes Risiko für Herz­krank­hei­ten. Einige von ihnen lit­ten außer­dem unter Asthma, Hyper­to­nie und Depres­sio­nen.
APA

Gen: Ursa­che für Antibiotika-Resistenz

Das MCR-1-Gen macht Bak­te­rien immun gegen die Behand­lung mit Anti­bio­tika für mul­ti­re­sis­tente Keime. For­scher ent­deck­ten das neue Gen bei der Unter­su­chung von Rou­ti­ne­pro­ben von Schwei­nen und Hüh­nern in Süd­china, die anti­bio­ti­ka­re­sis­tente Keime in sich tru­gen. MCR‑1 ver­brei­tet sich leicht durch hori­zon­ta­len Gen­trans­fer zwi­schen meh­re­ren Bak­te­ri­en­stäm­men; auch wer­den diese durch das Gen resis­tent gegen Poly­myxine. Diese Ergeb­nisse seien „extrem besorg­nis­er­re­gend“, sagte der Haupt­au­tor der Stu­die, Liu Jian Hua. Bis­her kommt das Gen nur in China vor; „wenn MCR‑1 sich welt­weit ver­brei­tet, was nur eine Frage der Zeit ist, (…) wer­den wir sehr wahr­schein­lich den Beginn der post-anti­bio­ti­schen Ära errei­chen“, so Co-Autor Timo­thy Walsh von der Uni­ver­si­tät Car­diff. Das MCR-1-Gen war in E. coli-Bak­te­rien von 20 Pro­zent der unter­such­ten Tiere sowie in 15 Pro­zent der Pro­ben von rohem Fleisch auf­ge­tre­ten. Auch in 16 E. coli- und K. pneu­mo­niae-Pro­ben von 1.322 Kran­ken­haus­pa­ti­en­ten wurde das Gen ent­deckt.
APA/​The Lan­cet Infec­tious Diseases

Fibro­blas­ten: Ursa­che von plötz­li­chem Herztod

Die­je­ni­gen Zell­me­cha­nis­men, die arrhyth­mo­gene Kar­dio­myo­pa­thien ver­ur­sa­chen, konn­ten For­scher der Euro­päi­schen Aka­de­mie in Bozen und aus Mai­land iden­ti­fi­zie­ren. Dem­nach ver­wan­deln sich Fibro­blas­ten im Laufe der Zeit in Fett­zel­len und ver­ur­sa­chen so exzes­sive Fett­an­samm­lun­gen, die die Herz­mus­ku­la­tur nach und nach erset­zen. Das konn­ten die For­scher sowohl durch In-vitro-Unter­su­chun­gen als auch durch den Ver­gleich von gesun­dem und kran­kem Herz­mus­kel­ge­webe nach­wei­sen. Von der Ver­fet­tung, die in der Folge zu Herz­in­suf­fi­zi­enz führt, ist vor allem die Mus­ku­la­tur der rech­ten Herz­kam­mer betrof­fen. Bei jun­gen Men­schen und Sport­lern ist die Umwand­lung der Fibro­blas­ten und die damit ein­her­ge­hende Ver­fet­tung eine der häu­figs­ten Ursa­chen für einen plötz­li­chen Herz­tod unter Belas­tung. Laut Ales­san­dra Ros­sini von der Euro­päi­schen Aka­de­mie in Bozen werde dort bereits an einem Medi­ka­ment geforscht, das die Dege­ne­rie­rung der Fibro­blas­ten ver­lang­sa­men oder stop­pen kann.
APA/​European Heart Journal

Postpar­tale Sau­er­stoff­sät­ti­gung: Mes­sung mit Infrarot

For­scher um Univ. Prof. Berndt Urles­ber­ger von der Kli­ni­schen Abtei­lung für Neo­na­to­lo­gie an der Med­Uni Graz haben bei Mes­sun­gen an Neu­ge­bo­re­nen erkannt, dass die Sau­er­stoff­ver­sor­gung des Gehirns nicht par­al­lel zur Sau­er­stoff­sät­ti­gung des arte­ri­el­len Blu­tes ver­läuft. Durch die gemes­sene Menge an Infra­rot­licht, die das Gehirn­ge­webe bei der Nah-Infra­rot-Spek­tro­sko­pie (NIRS) durch­lässt, lässt sich auf die Sau­er­stoff­sät­ti­gung und eine mög­li­che Unter­ver­sor­gung schlie­ßen. Ent­spre­chende Norm­kur­ven lie­gen bereits vor. Die Nah-Infra­rot-Spek­tro­sko­pie-Mes­sung könne laut den For­schern die ent­schei­dende Tech­no­lo­gie zur Steue­rung der Sau­er­stoff­gabe sein und hel­fen, eine Unter- oder Über­ver­sor­gung mit Sau­er­stoff zu ver­hin­dern.
APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 23–24 /​15.12.2015