kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.02.2015 | Medizin


Tiefe Hirn­sti­mu­la­tion gegen Kokain-Abhängigkeit

Neu­ro­wis­sen­schaf­ter um Meag­han Creed von der Uni­ver­si­tät Genf unter­zo­gen Mäu­sen, denen zuvor Kokain inji­ziert wurde, der tie­fen Hirn­sti­mu­la­tion; diese blieb jedoch ohne Wir­kung. Bei der neu­er­li­chen Anwen­dung der tie­fen Hirn­sti­mu­la­tion erhiel­ten die Mäuse zusätz­lich ein Medi­ka­ment, das die Dopa­min­re­zep­to­ren hemmt. Ergeb­nis: Die Mäuse waren vom Kokain desen­si­bi­li­siert und ver­hiel­ten sich wie­der nor­mal. Meag­han Creed, Erst­au­torin der Stu­die, erklärte dazu: „Der Grund dafür, dass die elek­tri­sche Sti­mu­la­tion allein nicht genügt, liegt in ihrer man­geln­den Prä­zi­sion.“ Da Kokain die Leis­tungs­fä­hig­keit der Syn­ap­sen erhöhe, müsse man diese irgend­wie beru­hi­gen, um den Nor­mal­zu­stand wie­der­her­zu­stel­len. Das gelinge nur in der Kom­bi­na­tion von Medi­ka­men­ten und tie­fer Hirn­sti­mu­la­tion. Laut den For­schern sei die­ses kom­bi­nierte Ver­fah­ren auch bei der Behand­lung von Depres­sio­nen, Zwangs­stö­run­gen sowie gewis­sen For­men von Schi­zo­phre­nie denk­bar.
APA/​Science

Auch kurze HRT erhöht Risiko für Ovarialkarzinom

Wenn eine Hor­mon­er­satz­the­ra­pie auch nur wenige Jahre ein­ge­nom­men wird, erhöht sich das Risiko für ein Ova­ri­al­kar­zi­nom um 40 Pro­zent. Kon­kret: Bei über 50-jäh­ri­gen Frauen, die fünf Jahre lang eine Hor­mon­er­satz­the­ra­pie ein­neh­men, gibt es pro 1.000 Frauen eine zusätz­li­che Ova­ri­al­er­kran­kung mehr. Ebenso gibt es pro 1.700 Ver­wen­de­rin­nen einen Todes­fall mehr, der durch ein Ova­ri­al­kar­zi­nom bedingt ist. Das haben Wis­sen­schaf­ter nach einer neu­er­li­chen Ana­lyse von 52 bereits vor­han­de­nen wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen her­aus­ge­fun­den. Im Zuge des­sen wur­den die Daten von 21.488 Frauen aus Nord­ame­rika, Europa und Aus­tra­lien, die an einem Ova­ri­al­kar­zi­nom erkrank­ten, eva­lu­iert. Die­ser Effekt zeigte sich sowohl bei einer aus­schließ­lich mit Östro­gen durch­ge­führ­ten HRT, als auch bei der Anwen­dung von Östro­gen-Ges­ta­gen-Kom­bi­na­tio­nen.
APA/​The Lancet

Ess­stö­run­gen: enor­mer Anstieg

Rund 2.500 Mäd­chen in der Alters­gruppe der 15- bis 20-Jäh­ri­gen lei­den an Mager­sucht, mehr als 5.000 an einer sub­kli­ni­schen Ess­stö­rung. Bei den 20- bis 30- jäh­ri­gen Frauen lei­den min­des­tens 6.000 an Buli­mie. Laut dem Öster­rei­chi­schen Frau­en­ge­sund­heits­be­richt hat sich die Zahl der Betrof­fe­nen inner­halb von 20 Jah­ren mehr als ver­zehn­facht; die Dun­kel­zif­fer dürfte weit­aus höher sein.
APA


Tes­to­ste­ron beein­flusst Serotonin-Transportersysteme

Bereits nach einer vier­wö­chi­gen Hor­mon­the­ra­pie mit Tes­to­ste­ron ist die Zahl der Sero­ton­in­trans­por­ter im Gehirn signi­fi­kant erhöht und steigt bei fort­lau­fen­der The­ra­pie wei­ter an. Wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Psych­ia­trie an der Med­Uni Wien konn­ten mit Hilfe der PET welt­weit erst­mals nach­wei­sen, dass Tes­to­ste­ron die Bil­dung von Sero­ton­in­trans­por­tern beein­flusst.
APA/​Biological Psychiatry


Licht­the­ra­pie zeigt Effekte bei Burn out

Eine drei­wö­chige Licht­the­ra­pie mit 10.000 Lux-Lam­pen wirkt sich posi­tiv auf die Stim­mung und den Erschöp­fungs­zu­stand von Burn out-Betrof­fe­nen aus. Das zei­gen erste Ergeb­nisse einer Stu­die der Med­Uni Graz. Stu­di­en­lei­te­rin Eli­sa­beth Weiss vom Insti­tut für Psy­cho­lo­gie dazu: „Es gibt nach­weis­lich Ver­än­de­run­gen auf der Neu­ro­trans­mit­ter-Ebene.“
APA

Ursa­che für Aggres­si­vi­tät des Pan­kre­as­kar­zi­noms ent­deckt

Wis­sen­schaf­ter des Deut­schen Krebs­for­schungs­zen­trums Hei­del­berg (DKFZ) ent­deck­ten an Tumor­ge­we­be­pro­ben, dass Pan­kreas­tu­mor­zel­len deut­lich mehr CD95-Ober­flä­chen­mar­ker an ihrer Ober­flä­che tra­gen als gesunde Zel­len. Wurde CD95 bei Mäu­sen mit einem spe­zi­fi­schen Wirk­stoff blo­ckiert, wuch­sen die Tumore lang­sa­mer und bil­de­ten weni­ger Meta­sta­sen.
APA/​DKFZ


Ebola: Muta­tio­nen beein­träch­ti­gen Therapie

Gene­ti­sche Muta­tio­nen des töd­li­chen Ebola-Virus könn­ten einer Stu­die zufolge die jüngs­ten Fort­schritte bei Impf­stof­fen und expe­ri­men­tel­len Medi­ka­men­ten durch­kreu­zen. Jef­frey Kugel­man vom For­schungs­in­sti­tut für Infek­ti­ons­krank­hei­ten des US-ame­ri­ka­ni­schen Mili­tärs und sein Team sowie Wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­tät Har­vard und des Mas­sa­chu­setts Insti­tute of Tech­no­logy unter­such­ten im Rah­men einer Stu­die Ebola-Viren der ver­gan­ge­nen 40 Jahre. Dabei stell­ten sie fest, dass sich das Virus stän­dig ver­än­dert. Rund drei Pro­zent des Erb­guts des aktu­el­len Ebola-Virus wei­sen im Ver­gleich mit den Erre­gern der Aus­brü­che von 1976 und 1995 Ver­än­de­run­gen auf. Zehn Muta­tio­nen könn­ten dem­nach die Wir­kung der jüngst vor­ge­stell­ten Ebola-Medi­ka­mente beein­träch­ti­gen. Jef­frey Kugel­man dazu: „Ebola-For­scher müs­sen die Wirk­sam­keit der Medi­ka­mente bald über­prü­fen, um sicher zu stel­len, dass wert­volle Res­sour­cen nicht für die Ent­wick­lung von The­ra­pien ver­wen­det wer­den, die nicht mehr funk­tio­nie­ren.“
APA/​mBio

Schmer­zen ver­bes­sern das Gedächtnis

Die Angst vor Schmer­zen kann schwa­che Erin­ne­run­gen rück­wir­kend ver­stär­ken, wie US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaf­ter um Eliza­beth Phelps von der Uni­ver­si­tät New York kürz­lich in einer Stu­die nach­wei­sen konn­ten. 100 Pro­ban­den wur­den hin­ter­ein­an­der drei Sätze von jeweils 60 ver­schie­de­nen Bil­dern aus zwei Kate­go­rien (Tiere und Werk­zeuge) gezeigt. Bei einer der Kate­go­rien wurde den Teil­neh­mern nach dem Anse­hen der Bil­der ein Strom­stoß ver­setzt. Waren einige der Tier­bil­der mit Elek­tro­schocks gekop­pelt, konn­ten sich die Teil­neh­mer an alle Tier­bil­der bes­ser erin­nern – auch an jene, die sie vor den Strom­stö­ßen gese­hen hat­ten. „Diese Erkennt­nisse zei­gen, wie anpas­sungs­fä­hig unser Erin­ne­rungs­sys­tem ist. Augen­schein­lich kön­nen wir damit nicht nur ver­gan­gene Ereig­nisse auf­ru­fen, son­dern auch vor­han­dene Erin­ne­run­gen mit wich­ti­gen neuen Details aktua­li­sie­ren“, so die For­scher. Die Stu­die lie­fere den ers­ten Hin­weis auf einen rück­wir­ken­den Lern­pro­zess beim Men­schen. Nun soll geklärt wer­den, was diese Erkennt­nisse bei­spiels­weise für Angst- und Trau­ma­pa­ti­en­ten bedeu­ten.
APA/​Nature


Phta­late beein­flus­sen Intel­li­genz von Kin­dern

Erst­mals konnte ein Zusam­men­hang zwi­schen prä­na­ta­len Phta­lat-Belas­tun­gen und der Aus­prä­gung des Intel­li­genz­quo­ti­en­ten bei sie­ben­jäh­ri­gen Kin­dern auf­ge­zeigt wer­den. Die Kin­der von stär­ker belas­te­ten Müt­tern, wel­che die höchs­ten Kon­zen­tra­tio­nen von DnBP (Di-n-butyl­phtha­lat) und DiBP (Diiso­bu­tyl­phtha­lat) hat­ten, wie­sen um 6,6 bezie­hungs­weise 7,6 Punkte nied­ri­gere IQ-Werte auf als Kin­der aus der Ver­gleichs­gruppe mit den gerings­ten Vor­be­las­tun­gen. Die Stu­die wurde von Pam Fac­tor-Lit­vak von der Mail­man School of Public Health an der Colum­bia Uni­ver­sity in New York durch­ge­führt. Unter­sucht wur­den dabei auch die IQ-Werte der Müt­ter, deren Schul­bil­dung sowie die Umwelt­be­din­gun­gen der Fami­li­en­wohn­orte.
APA/​PLOS ONE

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 4 /​25.02.2015