kurz & infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.10.2015 | Medizin

EU: 670.000 Tote durch Atemwegserkrankungen

Mehr als 670.000 Men­schen in der EU ster­ben laut den neu­es­ten Daten von Euro­stat jähr­lich an Atem­wegs­er­kran­kun­gen, das sind 13,4 Pro­zent aller Todes­fälle. In Öster­reich liegt der Anteil mit 9,7 Pro­zent (7.672 Todes­fälle) unter dem EU-Schnitt. EUweit ist Lun­gen­krebs mit 40 Pro­zent die häu­figste Erkran­kung, gefolgt von Bron­chi­tis (24 Pro­zent), Pneu­mo­nie (19 Pro­zent) und Asthma (1 Pro­zent). In Öster­reich steht Lun­gen­krebs mit 48,1 Pro­zent an der Spitze der Atem­wegs­er­kran­kun­gen. Die meis­ten Todes­fälle durch Atem­wegs­er­kran­kun­gen gibt es in Groß­bri­tan­nien (20,3 Pro­zent), Däne­mark (18,4 Pro­zent) und Irland (18,2 Pro­zent). Ins­ge­samt sind Män­ner mit 59,3 Pro­zent der Todes­fälle eher gefähr­det, an einer Atem­wegs­er­kran­kung zu ster­ben.
APA

Darm­krebs: Kaf­fee senkt Rück­fall­ri­siko

Bei Men­schen mit Darm­krebs, die täg­lich vier oder mehr Tas­sen kof­fe­in­hal­ti­gen Kaf­fee trin­ken, ist das Rück­fall­ri­siko um 42 Pro­zent gerin­ger als bei den Pati­en­ten, die kei­nen Kaf­fee trin­ken. Auch das Risiko, an Krebs oder ande­ren Ursa­chen zu ster­ben, ist um 33 Pro­zent gerin­ger. Das ergab eine Stu­die von For­schern des Dana-Farber Krebs­zen­trums in Bos­ton. Bei Pati­en­ten, deren Kaf­fee­kon­sum bei zwei bis drei Tas­sen pro Tag liegt, ist der Effekt gerin­ger; bei jenen, die kei­nen Kaf­fee trin­ken, war keine Ver­bes­se­rung zu beob­ach­ten. Laut Stu­di­en­au­tor Charles Fuchs hängt die Wahr­schein­lich­keit für einen Rück­fall bei Pati­en­ten mit Darm­krebs im Sta­dium III nach einer Behand­lung bei 35 Pro­zent. Das ver­rin­gerte Rück­fall- und Todes­ri­siko hängt den Aus­sa­gen der Wis­sen­schaf­ter zufolge ein­deu­tig mit dem Kof­fein im Kaf­fee zusam­men. Der genaue Mecha­nis­mus konnte noch nicht geklärt wer­den. Die Theo­rie von Fuchs besagt, dass Kof­fein den Orga­nis­mus für Insu­lin sen­si­bi­li­siert und den Bedarf für die­ses Hor­mon ver­rin­gert; dies könnte dazu bei­tra­gen, Ent­zün­dun­gen zu redu­zie­ren.
APA/​Journal of Cli­ni­cal Oncology

Demenz: Ver­drei­fa­chung bis 2050

Die Zahl der Pati­en­ten, die an Demenz lei­den, könnte sich bis 2050 auf welt­weit 132 Mil­lio­nen fast ver­drei­fa­chen. Allein heuer wird es laut Pro­gnose des Dach­ver­ban­des Alzheimer’s Dise­ase Inter­na­tio­nal rund zehn Mil­lio­nen Neu­erkran­kun­gen geben. Der­zeit lei­den welt­weit rund 47 Mil­lio­nen Men­schen an Demenz; die Hälfte der Pati­en­ten hat M. Alz­hei­mer. Mit dem stei­gen­den Anteil älte­rer Men­schen steigt auch die Inzi­denz der Demenz. So wird die Gruppe der über 60-Jäh­ri­gen bis 2050 in wohl­ha­ben­den Län­dern um 65 Pro­zent wach­sen, in Län­dern mit nied­ri­ge­ren Ein­kom­men um 185 Pro­zent und in armen Län­dern um 239 Pro­zent.
APA

Ängst­lich­keit: ver­ant­wort­li­che Neu­ro­nen iden­ti­fi­ziert

Je nach­dem, ob bestimmte Ner­ven­zel­len in der Amyg­dala ange­regt oder gehemmt wer­den, sind Mäuse ängst­lich oder mutig. Das hat ein inter­na­tio­na­les Team mit Betei­li­gung von Inns­bru­cker For­schern her­aus­ge­fun­den. Diese Ner­ven­zel­len zeich­nen sich dadurch aus, dass sie Pro­te­in­ki­nase delta (PKC-delta) her­stel­len. Die For­scher haben zwei ver­schie­dene „Schal­ter­mo­le­küle“ – licht­ab­hän­gige Ionen­ka­näle – in die Gehirne ein­ge­schleust; mit­tels Opto­ge­ne­tik und unter­schied­lich far­bi­gem Laser­licht konn­ten sie je einen Schal­ter betä­ti­gen. Wur­den die PKC-delta posi­ti­ven Ner­ven­zel­len durch blaues Licht sti­mu­liert, wur­den Mäuse im Ver­suchs­la­by­rinth ängst­lich und such­ten Schutz; bei der Hem­mung durch gel­bes Licht waren die Mäuse muti­ger. Regu­liert wird die Erreg­bar­keit der Ner­ven­zel­len von GABA-Rezep­to­ren. Je mehr Rezep­to­ren die PKC-delta posi­ti­ven Ner­ven­zel­len besit­zen, umso muti­ger waren die Mäuse.
APA/​Nature Neuroscience

Herz-Kreis­lauf-Risiko in Ost­eu­ropa deut­lich höher

Das Risiko, an Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen zu ster­ben, ist in ost­eu­ro­päi­schen Län­dern deut­lich höher als in ande­ren Regio­nen. Das hat ein bri­ti­sches For­scher­team um Nicho­las Town­send vom For­schungs­pro­gramm der bri­ti­schen Herz­stif­tung an der Uni­ver­si­tät Oxford her­aus­ge­fun­den. So ster­ben etwa in Frank­reich, Spa­nien, Däne­mark oder Groß­bri­tan­nien weni­ger als 250 von 100.000 Frauen an Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen. Öster­reich kommt auf 367 Todes­fälle, Deutsch­land auf 362 Fälle pro 100.000 Frauen. In sechs Län­dern ster­ben dage­gen mehr als 1.000 von 100.000 Frauen an Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­men: in Maze­do­nien, der Ukraine, Mol­da­wien, Kir­gi­stan, Usbe­ki­stan und Turk­me­ni­stan. Bei den Män­nern kom­men in Israel, Frank­reich und Spa­nien weni­ger als 300 Todes­fälle auf 100.000 Män­ner; in der Ukraine und in Turk­me­ni­stan sind es mehr als 1.500 (Öster­reich: 483 Fälle). Aller­dings räum­ten die Wis­sen­schaf­ter Pro­bleme mit der Ver­gleich­bar­keit der Daten ein.
APA/​European Heart Journal

Lern­fä­hige Neu­ro­pro­these entwickelt

For­scher der ETH Lau­sanne haben Neu­ro­pro­the­sen ent­wi­ckelt, die aus Feh­lern ler­nen kön­nen. Pati­en­ten, die soge­nannte Brain-Machi­nes-Inter­faces (BMI) steu­ern wol­len, wer­den spe­zi­ell trai­niert, um die gewünschte Infor­ma­tion wie etwa „den lin­ken Arm stre­cken“ mit ihrer Gehirn­ak­ti­vi­tät über­mit­teln kön­nen. Trotz des Trai­nings sind gewisse kom­plexe Bewe­gun­gen aber nicht mög­lich. Ver­passt man bei­spiels­weise eine Trep­pen­stufe, sen­det das Gehirn einen elek­tri­schen Impuls – das Error­re­la­ted poten­tial (ErrP) -, der den Miss­erfolg mel­det. Nun wurde die­ses ErrP genutzt, um eine neue Gene­ra­tion Neu­ro­pro­the­sen zu ent­wi­ckeln. Durch die­ses Signal lernt die Pro­these selbst, die kor­rekte Bewe­gung aus­zu­füh­ren. Gelingt eine Bewe­gung nicht, ver­steht die Pro­these, dass die Hand­lung fehl­ge­schla­gen ist. Sie weiß, dass das Ziel erreicht ist, wenn die Hand­lung kein ErrP mehr her­vor­ruft. Diese intel­li­gen­ten Pro­the­sen könn­ten Pati­en­ten vom lang­wie­ri­gen Lern­pro­zess ent­las­ten und teils auch kom­plexe Bewe­gun­gen aus­füh­ren.
APA/​Nature Sci­en­ti­fic Reports


Gothic-Szene macht anfäl­li­ger für Depressionen

Jugend­li­che aus der Gothic-Szene haben ein drei­mal höhe­res Risiko, an einer Depres­sion zu erkran­ken als andere Teen­ager. Bri­ti­sche Wis­sen­schaf­ter um Lucy Bowes von der Uni­ver­si­tät Oxford befrag­ten in einer Lang­zeit­stu­die 2.300 bri­ti­sche 15-Jäh­rige, wel­cher Jugend­szene sie sich zuge­hö­rig füh­len und wie stark diese Ver­bin­dung ist. Drei Jahre spä­ter wur­den die Pro­ban­den auf mög­li­che Depres­sio­nen und Fälle von Selbst­ver­let­zung hin unter­sucht. Ergeb­nis: Gothic-Anhän­ger waren beson­ders anfäl­lig für Depres­sio­nen. Die For­scher konn­ten aber nicht fest­stel­len, ob die Zuge­hö­rig­keit zur Gothic-Szene depres­siv macht oder ob Jugend­li­che mit depres­si­ver Ver­an­la­gung sich eher zu die­ser Szene hin­ge­zo­gen füh­len. „Jugend­li­che, die anfäl­lig für Depres­sio­nen sind oder einen Hang zur Selbst­ver­let­zung haben, könn­ten sich von der Gothic Sub­kul­tur ange­zo­gen füh­len, die bekannt dafür ist, Außen­sei­ter auf­zu­neh­men“, sagt Co-Autorin Rebecca Pear­son von der Uni­ver­si­tät Bris­tol.
APA/​The Lan­cet Psychiatry

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 19 /​10.10.2015