Standpunkt – Vize-Präs. Harald Mayer: In der Veränderung liegt die Chance

25.03.2014 | Standpunkt

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Wenn‘s nicht passt, dann gehen sie einfach. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob es die Arbeitsbedingungen sind oder das Gehalt: Die jungen Kolleginnen und Kollegen unter uns, die Vertreter der „Generation Y“, haben andere Vorstellungen von ihrem beruflichen Leben und sind auch bereit, hier aktiv Veränderungen herbei zu führen, wenn die Gegebenheiten nicht so sind, wie sie es gern hätten.

Die Generation Y geht mit einer ganz anderen Einstellung an die Arbeit: Sie soll Spaß machen. Die über 30-Jährigen sind lernbereit, flexibel und mobil; mit dem Internet aufgewachsen, haben die elektronischen Medien insgesamt einen hohen Stellenwert für sie. Die Arbeitszeiten sollen geregelt und planbar sein; gleichzeitig hat die Freizeit einen hohen Stellenwert für sie.

Die Wünsche und Vorstellungen der Generation Y weichen jedoch im medizinischen Bereich diametral davon ab, was für das Gros der derzeit aktiven österreichischen Spitalsärztinnen und Spitalsärzte im Spitalsalltag Realität ist und sie scheinen auch nicht im Geringsten miteinander vereinbar zu sein.

Doch genau genommen ist das kein Gegensatz. Denn der Anspruch unserer jungen Kolleginnen und Kollegen an ihr künftiges Berufsleben ist das, was wir Ärzte schon lange fordern – nicht mehr und nicht weniger. Denn es geht um gute berufliche Bedingungen, ein gesundes Arbeitsumfeld und familienfreundliche Arbeitszeiten. Das alles ist nicht neu und spiegelt nur wider, was ich aus Gesprächen mit Spitalsärztinnen und Spitalsärzten in den Bundesländern immer wieder höre, und was viele als Gründe für die Unzufriedenheit mit dem jetzigen System „Spital“ nennen.

Bevor sich jedoch im Spitalsbereich insgesamt der Negativtrend fortsetzt – lange Wartezeiten auf den Turnus sind ja mittlerweile sogar schon in Wien passé – ist es an uns, Konzepte für diese sich verändernden Lebenseinstellungen und Wünsche der jungen Kolleginnen und Kollegen auf den Tisch zu legen. Die Ausbildung in Teilzeit wird dabei ebenso ein Thema sein (müssen) wie die Tatsache, dass mittlerweile in den österreichischen Spitälern mehr Ärztinnen als Ärzte tätig sind.

Die Jungen denken nicht nur über ihr Leben anders, sondern auch über ihre Tätigkeit als Arzt im Spital: Sie denken Spital anders. Sie wollen nicht mehr leben, um zu arbeiten, auch nicht arbeiten, um zu leben, sondern sie wollen beim Arbeiten leben. Das erfordert ein Umdenken unserer Strukturen. Es wird nicht alles so bleiben können, weil es immer schon so war. Damit werden wir uns auseinandersetzen müssen.

Harald Mayer
2. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2014