Amber­Med: Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung für Nicht-Versicherte

25.09.2014 | Spektrum

Etwa 100.000 Men­schen in Öster­reich sind nicht kran­ken­ver­si­chert. Seit 2004 bie­tet die Ein­rich­tung Amber­Med kos­ten­freie medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und Sozi­al­be­ra­tung an. Unter­stüt­zung erhält sie durch zahl­rei­che Koope­ra­ti­ons­part­ner – dar­un­ter auch das Öster­rei­chi­sche Rote Kreuz, das Amber­Med unent­gelt­lich Medi­ka­mente zur Ver­fü­gung stellt.
Von Verena Isak

Der Groß­teil der knapp 2.000 Pati­en­ten, die im Jahr 2013 Hilfe bei der im 23. Wie­ner Gemein­de­be­zirk ansäs­si­gen Ein­rich­tung Amber­Med erhal­ten haben, sind Migran­ten und Asyl­wer­ber. Dem­entspre­chend eng arbei­ten Ärzte und Dol­met­scher zusam­men. „Bei der Ana­mnese funk­tio­niert das ganz gut. Schwie­rig wird es erst dann, wenn man kom­pli­zierte Befunde mit den Pati­en­ten bespre­chen muss“, berich­tet die Gynä­ko­lo­gin Monika Matal – seit 2010 ärzt­li­che Leiterin.

Amber­Med steht für ambu­lant-medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung, soziale Bera­tung und Medi­ka­men­ten­hilfe für Men­schen ohne Ver­si­che­rungs­schutz und wird in einer Koope­ra­tion mit dem Öster­rei­chi­schen Roten Kreuz und dem Dia­ko­nie Flücht­lings­dienst geführt. Rund die Hälfte der Arbeit wird durch öffent­li­che För­der­mit­tel wie etwa vom Gesund­heits­mi­nis­te­rium, der Wie­ner Gebiets­kran­ken­kasse und dem Fonds Sozia­les Wien finan­ziert; der Rest durch pri­vate finan­zi­elle Unter­stüt­zung sowie Fir­men­spen­den und Spon­so­ring sowohl in Form von Geld als auch Sach­spen­den wie etwa Medi­ka­mente oder medi­zi­ni­sche Geräte. Vom Medi­ka­men­ten­de­pot des Öster­rei­chi­schen Roten Kreu­zes wur­den 2013 Medi­ka­mente im Wert von rund 108.000 Euro an Pati­en­ten von Amber­Med abgegeben.

„Die Pati­en­ten kom­men oft erst sehr spät. Daher ist die Sym­pto­ma­tik auch viel aus­ge­präg­ter“, sagt die Lei­te­rin der Ein­rich­tung, die diplo­mierte Sozi­al­ar­bei­te­rin Carina Spak. Auch psy­chi­sche Pro­bleme wie etwa Depres­sio­nen und Panik­at­ta­cken sind häu­fig. Viele Asyl­wer­ber wis­sen nicht, ob und wie lange sie in Öster­reich blei­ben dür­fen. Die zusätz­lich oft pre­kä­ren Lebens­ver­hält­nisse erschwe­ren den Heilungsprozess.

Im Jahr 2013 waren für Amber­Med ins­ge­samt 37 Ärzte sowie 27 Dol­met­scher, Assis­ten­ten und andere ehren­amt­li­che Mit­ar­bei­ter tätig. Zusätz­lich gibt es Koope­ra­tio­nen mit 83 Fach­ärz­ten sowie eini­gen Labors, Dia­gno­se­zen­tren und Spi­tä­lern, wo die über­wie­se­nen Pati­en­ten kos­ten­frei behan­delt wer­den. Allein die ehren­amt­li­chen Leis­tun­gen der Ärzte haben sich 2013 auf rund 150.000 Euro belau­fen. „Man muss mit weni­gen Mit­teln rela­tiv schnell zu einem Ergeb­nis kom­men. Es ist ähn­lich wie in einem Mis­si­ons­spi­tal“, fasst der Inter­nist Michael Nebe­hay zusam­men. Neben der Offen­heit für inter­kul­tu­relle Arbeit und einem sozia­len Bewusst­sein ist auch ein höhe­rer orga­ni­sa­to­ri­scher Auf­wand von Sei­ten der Ärzte not­wen­dig. „Bei jedem Pro­blem, das man nicht selbst behan­deln kann, muss man einen Arzt fin­den, der das unent­gelt­lich macht“, erklärt Nebe­hay einen grund­le­gen­den Unter­schied bei sei­ner Arbeit für AmberMed.

Gesucht: Ärzte aller Fachrichtungen

Die Schwer­punkte für 2014 lagen und lie­gen einer­seits im struk­tu­rel­len Umbau der Ordi­na­tion in eine Ambu­lanz, ande­rer­seits in der ver­stärk­ten Ver­net­zung mit ande­ren Ein­rich­tun­gen, um Pati­en­ten in pre­kä­ren Lebens­si­tua­tio­nen ver­mehrt bei der Durch­set­zung ihrer Rechte zu unter­stüt­zen. Dazu erwei­tert Amber­Med auch das Team an ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern. „Es wer­den Ärzte aller Fach­rich­tun­gen gebraucht, die ent­we­der bei uns oder in ihrer eige­nen Ordi­na­tion Nicht-Ver­si­cherte betreuen“, sagt Matal. Zwar sei es in der eige­nen Ordi­na­tion schwie­ri­ger, da die Zusam­men­ar­beit mit einer Sozi­al­ar­bei­te­rin nicht mög­lich sei, doch fehle es Amber­Med zum Teil an der not­wen­di­gen Infra­struk­tur wie etwa im Bereich der Zahn­me­di­zin und der Augenheilkunde.

Tipp

www.amber-med.at

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 18 /​25.09.2014